ESG-Kapitalmarktsegment

Anleger honorieren ESG-Aspekte bei Techwerten

Eine Studie des Vermögensverwalters Janus Henderson zeigt, dass Techunternehmen mit einem ESG-Fokus an den Märkten besser bewertet werden. Dies gilt weltweit.

Anleger honorieren ESG-Aspekte bei Techwerten

kjo Frankfurt

Eine entscheidende Frage für Investoren im Technologiesektor ist derzeit, ob es einen Zusammenhang zwischen ESG-Aspekten (Environment, Social und Governance) und der jeweiligen Aktienbewertung gibt. Eine vom Vermögensverwalter Janus Henderson Investors durchgeführte Studie ging diesem Zusammenhang nun auf den Grund. Ein wichtiges Ergebnis ist hierbei, dass Technologieunternehmen mit hohen ESG-Standards vom Markt in der Regel besser bewertet werden.

60% der Multiples zeigten laut Janus Henderson einen Bewertungsaufschlag, den der Markt für die Unternehmen mit höheren ESG-Werten gewährte. 54% der Multiples hätten einen Bewertungsaufschlag aufgewiesen, wenn sie mit dem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) sowie dem Unternehmenswert im Verhältnis zum Umsatz verglichen worden seien. 72% der Multiples hätten einen Bewertungsaufschlag aufgezeigt, wenn der Unternehmenswert mit dem Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) verglichen worden sei.

Die ESG-Bewertungen können den Experten zufolge durch die Transparenz der ESG-Daten eines Unternehmens beeinflusst werden, die wiederum oft von der Marktkapitalisierung der Unternehmen abhänge. Technologieunternehmen mit geringen ESG-Standards könnten eine Value-Falle darstellen, so die Studie weiter. Selbst Unternehmen mit hohem Gewinnwachstum würden im Vergleich zu Unternehmen, die nicht­finanzielle Faktoren berücksichtigen würden, wahrscheinlich nicht uneingeschränkt profitieren.

Von 2018 bis 2020 sei ein klarer Trend zu erkennen: Die Aufschläge hätten sich ausgeweitet, und auf allen Kontinenten seien 2020 welche gewährt worden. „In Asien er­hielten 2020 die Unternehmen mit einer höheren ESG-Bewertung im Durchschnitt einen Aufschlag von +36% gegenüber den Unternehmen mit einer niedrigeren Bewertung“, führen die Experten aus. Sowohl Europa als auch Nord- und sogar Südamerika hätten über die drei Datenjahre hinweg einen anhaltenden Anstieg der Aufschläge für Unternehmen mit höherem ESG-Score in Bezug auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis verzeichnet.

Weit verbreiteter Irrglaube

Die Studie zeigt auch, dass Bewertungsaufschläge für höhere ESG-Ratings nicht unbedingt vom Wachstum abhängig sind. „Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass ESG-Ratings für wachstumsstarke Aktien mit hohen Multiplikatoren weniger relevant wären“, heißt es. Die Studie ergab jedoch, dass der Zusammenhang bei wachstumsstarken Unternehmen sogar noch größer ist.

Die Untersuchungen belegen empirisch, dass Unternehmen, die in Bezug auf ESG-Kriterien gut abschneiden und sich in diesen Bereichen deutlich verbessern konnten, von den Marktteilnehmern tendenziell höher bewertet werden und dass ESG-Faktoren unbedingt in den Anlageprozess integriert werden sollten. Nach Ansicht von Alison Porter, Portfolio-Managerin bei Janus Henderson, kann sich ein wirksames aktives Engagement zur Verbesserung der ESG-Performance positiv auf die Kapitalerträge auswirken. „Wir halten die Beteiligung an Unternehmen, die in Sachen ESG-Kennzahlen hinterherhinken, nur dann für geeignet, wenn ein angemessener Aktionsplan für das Engagement vorliegt“, sagt Porter.

„Wichtig ist natürlich, dass sich der Anlegerfokus auf ESG-Faktoren erst in den vergangenen zehn Jahren wirklich intensiviert hat. Daher sollte man sich über wichtige Feinheiten oder Lücken in den Daten im Klaren sein. Dies gilt insbesondere für die Bewertung der ESG-Qualität kleinerer Unternehmen. Wir sind jedoch der Meinung, dass die Ergebnisse der Studie die Erkenntnisse ergänzen, die die Integration von ESG-Aspekten in die Investitionsüberlegungen unterstützen“, führt Porter weiter aus. Dabei könnten die Ergebnisse eine effizientere Kapitalallokation für ESG-bewusste Anleger gewährleisten.

Trend erkannt

Immer mehr Anleger haben in den vergangenen Jahren den Trend zu ESG-orientierten Kapitalanlagen erkannt und setzen in ihren Portfolios auf eine derartige Ausrichtung. Abzulesen ist dieser Trend aber auch am Bondmarkt, und zwar am Primärmarkt. Viele Emittenten bringen Anleihen mit einem klaren Bezug zu sozialen Aspekten. Ein starkes Wachstum verzeichnete in den vergangenen Jahren zudem das Segment der Green Bonds. Mit deren Anleiheerlösen werden Klima- und Umweltschutzprojekte finanziert. Der Markt der grünen und nachhaltigen Anleihen ist mittlerweile umgerechnet mehr als 2,4 Bill. Dollar schwer. Experten gehen davon aus, dass dieses Segment in den kommenden Jahren weiter vor einem kräftigen Wachstum steht, da sich zum einen immer mehr Emittenten für einen Eintritt in diesen Markt entscheiden und zum anderen etablierte Emittenten ihre Emissionstätigkeit bei Green und Sustainability Bonds immer mehr ausbauen. Den Anfang mit den grünen Bonds machte im Jahr 2007 die in Luxemburg beheimatete Europäische Investitionsbank (EIB). Dies ist die Bank der EU.

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