Anleger versprühen Optimismus

Umfrage: Deutsche Investoren eher zurückhaltend - Globale Aktien favorisiert

Anleger versprühen Optimismus

Die Covid-19-Krise sorgt zwar für erhebliche wirtschaftliche Beeinträchtigungen, die Renditeerwartungen der globalen Anleger schmälert das aber nicht. Investoren gehen in den kommenden Jahren von Gesamtrenditen ihrer Portfolios von mehr als 10 % aus. Nur in Deutschland ist man zurückhaltender.kjo Frankfurt – Weite Anlegerkreise weltweit sind optimistisch und erwarten in den nächsten fünf Jahren durchschnittliche Gesamtrenditen (Erträge plus Kapitalzuwachs) von über 10 % p. a. – ungeachtet der Unsicherheit infolge von Covid-19. Das ist ein Ergebnis der Schroders Global Investor Study 2020. Das Überraschende dabei ist, dass die durchschnittliche Renditeerwartung für die nächsten fünf Jahre sich laut der Studie weltweit sogar geringfügig erhöht hat – und zwar auf 10,9 % verglichen mit 10,7 % im vorigen Jahr.Verglichen mit dem weltweiten Durchschnitt seien Investoren aus Deutschland und Österreich bei den von ihnen prognostizierten Renditen zwar vergleichsweise zurückhaltend. In Deutschland betrage die durchschnittliche Renditeerwartung über die kommenden fünf Jahre 8,4 %, während der Wert für Österreich mit 8 % noch etwas darunter liege. Dennoch seien auch diese Prognosen ambitioniert gerade vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Eintrübungen infolge der Coronakrise.Kurzfristiger betrachtet sehe das Bild etwas anders aus: Für die nächsten zwölf Monate hätten die globalen Anleger ihre Erwartungen zurückgeschraubt und rechneten mit 8,8 % Rendite (2019: 10,3 %). Für deutsche Investoren wurde ein aktueller Wert von 8,4 % ermittelt, für österreichische Anleger von 7,2 %.Die insgesamt optimistische Einstellung zur Rendite könnte laut Schroders unter anderem dadurch entstanden sein, dass nur 6 % der befragten globalen Anleger davon ausgehen, dass sich die wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 mehr als vier Jahre lang bemerkbar machen werden. Tatsächlich würden nur 21 % erwarten, dass diese länger als zwei Jahre zu spüren sein werden. In Deutschland seien 7 % und in Österreich 10 % der Ansicht, dass die Coronakrise volkswirtschaftlich mehr als vier Jahre andauere. Von einer längeren Dauer als zwei Jahre gingen in Deutschland 25 % und in Österreich 31 % aus. Somit würden deutsche und österreichische Investoren insgesamt etwas längerfristige ökonomische Beeinträchtigungen durch die Pandemie erwarten als der globale Durchschnitt. Veränderte PortfoliosDie Auswirkungen der Coronakrise hätten viele Anleger veranlasst, die Zusammensetzung ihrer Investmentportfolios erheblich zu verändern. 28 % der weltweit Befragten sowie jeweils 31 % der deutschen wie auch der österreichischen Investoren gaben der Studie zufolge an, dass sie in erheblichem Umfang Mittel in risikoärmere Anlagen umgeschichtet hätten. Weitere 25 % der globalen, 28 % der deutschen und 26 % der österreichischen Anleger sagten, dass sie zumindest einen Teil ihres Portfolios in risikoärmere Investments verlagert hätten.Auf der anderen Seite bestätigten 20 % aller Befragten, dass sie die Gelegenheit genutzt hätten, um Teile ihrer Portfolios in Investments mit hohem Risiko zu verlagern. In Deutschland sei mit 28 % sowie in Österreich mit 21 % sogar eine noch höhere Risikobereitschaft gemessen worden. “Aus unserer Sicht ist klar, dass die Auswirkungen von Covid-19 in den kommenden Jahren erheblich sein werden und Volkswirtschaften, die Finanzmärkte, aber auch Bereiche beeinflussen werden, die darüber hinausgehen”, sagt Rupert Rucker, Head of Income Solutions bei Schroders. “Auch wenn viele die Pandemie als den ultimativen schwarzen Schwan – also als ein umwälzendes, schwer vorherzusagendes Ereignis – ansehen, müssen wir uns gerade jetzt mehr denn je an unsere Anlagegrundsätze halten”, führt der Experte aus. Ersparnisse im BlickAuch die Ersparnisbildung habe die Covid-19-Krise stärker in den Vordergrund gerückt: Fast jeder Zweite der weltweit befragten Anleger (49 %, vgl. Grafik) habe angegeben, dass er sich jetzt mindestens einmal pro Woche Gedanken über seine Kapitalanlagen mache. Vor der Pandemie seien es nur 35 % gewesen. Hierzulande dagegen stehe das Thema weniger stark im Fokus. In Deutschland würden sich nur 31 % der Investoren wöchentlich entsprechende Gedanken machen, in Österreich sogar lediglich 24 %.Für Deutschland und Österreich ermittelte die Schroders Global Investor Study zudem, für welche Anlageklassen Investoren nach dem Markteinbruch infolge der Coronakrise die besten Chance-Rendite-Verhältnisse erwarten. Über die kommenden zwölf bis 18 Monate sehen demzufolge Anleger aus beiden Staaten hierbei globale Aktien an erster Stelle, gefolgt von europäischen Aktien. Während in Deutschland Aktien aus Schwellenländern den dritten Platz belegten, waren dies in Österreich Staatsanleihen – was nach Einschätzung der Experten Ausdruck einer stärkeren Sicherheitsorientierung sein könnte. Selbst verantwortlichGlobal gaben mehr als zwei Drittel (67 %) der Befragten, die sich in Bezug auf ihre Anlagekenntnisse als “fortgeschritten” oder “sachkundig” bezeichnen, an, dass sie sich durch einen kurzzeitigen Wertverlust ihrer Kapitalanlagen nur wenig oder gar nicht beunruhigen lassen würden. Unter Investoren in Deutschland lag der hierfür gemessene Wert sogar bei 83 % und in Österreich bei 77 %. Weltweit gab die Mehrheit der Anleger (68 %) an, dass es in ihrer eigenen Verantwortung liegen sollte sicherzustellen, dass sie über ausreichende Kenntnisse in Finanzangelegenheiten verfügen – gefolgt von Finanzdienstleistungsanbietern, Beratern und Schulen. Ebenfalls in Deutschland und Österreich erachten laut Studie jeweils 68 % der Befragten sich selbst als hauptsächlich verantwortlich dafür, Finanzwissen zu erlangen.25 % der globalen Anleger sagten zudem, dass bei der Verwendung ihres verfügbaren Einkommens die Altersvorsorge oberste Priorität habe. Dies liege deutlich über dem vor drei Jahren ermittelten Anteil von 10 % und zeige, dass das Bewusstsein für die Bedeutung der Altersvorsorge zunehme. Ebenfalls in Deutschland rangiere die Altersvorsorge auf dem ersten Platz der Kapitalverwendung, 23 % hätten sie als oberste Priorität angegeben. In Österreich hätten dagegen nur 14 Prozent diese Einschätzung geäußert. Hier spielten Themen wie Anlage in andere Investmentformen, die Hinterlegung auf Bankkonten oder eine Bedienung von Schulden aus Sicht der beteiligten Anleger eine größere Rolle.