Fondsmanagerumfrage

Anleger werden pessimistischer

Internationale Fondsmanager sind weniger zuversichtlich, was die Konjunktur betrifft. Mit sinkenden Inflationserwartungen stehen auch Reflation Trades weniger im Fokus.

Anleger werden pessimistischer

ku Frankfurt

International agierende institutionelle Investoren werden weniger optimistisch, was die Aussichten für die weltweite Konjunktur, die Gewinne der Unternehmen, die Inflation und die Entwicklung der Zinsstrukturkurve betrifft. Dies ist der jüngsten globalen Fondsmanagerumfrage der Bank of America zu entnehmen. Mit der größer werdenden Vorsicht der Investoren ist aber noch keine Neuorientierung verbunden. Nach wie vor sind Long-Positionen in Dividendentitel im Allgemeinen, in zyklische Titel sowie in Rohstoffen angesagt. Bevorzugt werden nach wie vor Value-Aktien gegenüber Wachstumswerten sowie kleinere Unternehmen gegenüber Großkonzernen, wenn auch nicht mehr in dem Ausmaß der vergangenen Monate.

Die Cash-Quote in den Portfolien ist gegenüber vergangenem Monat leicht von 3,9% auf 4,1% gestiegen. Aber nur ganze 3% befürchten, dass es innerhalb der kommenden sechs Monate zu einem Bärenmarkt kommen wird. Nach wie vor gibt eine breite Mehrheit der Fondsmanager an, mehr Risiken als im Durchschnitt der Vergangenheit einzugehen. Gegenüber dem Rekordwert der Risikobereitschaft im Februar ist aber be­reits ein deutlicher Rückgang festzustellen. Befragt wurden 270 Fonds­ma­na­ger, die zusammen 805 Mrd. Dollar an Mitteln unter Verwaltung haben. Die Befragung wurde am 8. Juli abgeschlossen.

Bemerkenswert ist eine gewisse Rückbesinnung auf Technologiewerte. Erstmals seit April dieses Jahres ist die Long-Positionierung auf Technologie diejenige Anlagestrategie, die am stärksten mit Anlegern überfüllt ist. Deutlich nachgelassen hat die Positionierung der Fondsmanager, mit der diese auf eine Reflationierung der Volkswirtschaften setzen. So ist die Erwartung, dass die Zinsstrukturkurve steiler wird, nach Angaben der Analysten der Bank of America „drastisch“ gesunken: Im Februar dieses Jahres glaubten noch 70% der befragten Investoren an eine Versteilung der Zinskurve, inzwischen sind es wenig mehr als 30%.

Inzwischen geht noch eine Mehrheit von netto 47% der Teilnehmer davon aus, dass sich die konjunkturelle Lage global verbessern wird. Im März dieses Jahres waren davon noch netto 91% überzeugt. Dementsprechend erwartet zwar immer noch eine breite Mehrheit von netto 53% der Investoren, dass die Unternehmensgewinne weltweit zulegen werden. Aber auch hier ergibt sich gegenüber dem Spitzenwert vom März von netto 89% ein deutlicher Rückgang. Wie die Ökonomen von Bank of America betonen, ist die gegenwärtige Einschätzung der Lage die zurückhaltendste seit dem dritten Quartal 2020. Der gegenwärtige Boom habe möglicherweise seinen Höhepunkt überschritten, so die Analysten. Dafür spreche, dass die Erwartung, dass sowohl Wachstum als auch Inflation höher als der langfristige Trend ausfallen werden, nur noch von netto 74% der Teilnehmer geteilt wird – ein Rückgang um immerhin zwei Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat. Zudem denken 73% der Befragten, die globale Volkswirtschaft befindet sich in der Mitte oder nahe dem Ende des Konjunkturzyklus.

Inzwischen rechnet noch eine Mehrheit von netto 22% damit, dass die Inflation in den kommenden zwölf Monaten zunehmen wird. Im Monatsvergleich ist dies ein Einbruch um 42 Prozentpunkte, der von den Analysten der Bank of America ebenfalls als dramatisch bewertet wird. Es sagen jetzt 70%, es handele sich nur um einen zeitweiligen Anstieg der Geldentwertung. Lediglich 26% sind der Auffassung, dass es sich um eine dauerhafte Verstärkung der Inflation handelt.

Die Teilnehmer der Umfrage halten nun den Januar 2023 für den wahrscheinlichsten Termin einer ersten Leitzinsanhebung durch die amerikanische Notenbank Federal Reserve. Sie erwarten, dass die Notenbanker im August oder September ein Zurückfahren der Anleihenkaufprogramme signalisieren werden, entweder anlässlich des Notenbankertreffens von Jackson Hole oder der Septembersitzung des Offenmarktausschusses der Fed.

Zykliker gefragt

Im gegenwärtigen Umfeld setzen die Investoren vor allem auf Zykliker – genannt werden Rohstoffe, Banken, Grundstoffe und Industriewerte. Demgegenüber werden Versorger, Güter des täglichen Bedarfs wie auch die Emerging Markets gemieden. Im Vergleich zum vergangenen Monat werden nun vor allem Immobilienwerte, Technologie, Telekommunikation, Healthcare sowie allgemein amerikanische Aktien positiver gesehen. Andererseits wendet man sich zunehmend von Versicherern und dem Energiesektor ab.

Als größtes Risiko für die Märkte wird nach wie vor die Inflation gesehen, gefolgt von Turbulenzen an den Bondmärkten und Überbewertungsblasen an den Finanzmärkten. 58% der Teilnehmer sagen, sie seien in Aktien übergewichtet. 68% der Manager geben an, in Anleihen untergewichtet zu sein. Eine knappe Mehrheit von netto 3% ist in der Anlageklasse der Immobilien übergewichtet.

Nach wie vor geht eine Mehrheit von netto 15% davon aus, dass der Dollar überbewertet ist, während netto 20% eine Unterbewertung des Euro diagnostizieren. Gleichwohl gibt eine Mehrheit von netto 11% an, Anlagen in amerikanischen Aktien überproportional zu betonen. Noch mehr im Fokus der Anleger stehen allerdings Dividendentitel aus der Eurozone mit netto 45% Übergewichtung.