Anleihen-ETFs sind ein Markt im Aufwind
Auf dem dynamischen ETF-Markt sind Fonds, die Anleihenindizes abbilden, zunehmend nachgefragt. Zahlen aus Europa und der ganzen Welt belegen: Ende Mai 2021 erreichte der Markt für Anleihen-ETFs in diesen Regionen ein Volumen von 325 beziehungsweise 1501 Mrd. US-Dollar. Die Entwicklung von ESG-Indizes wirkt sich auch hier positiv aus.
Der internationale ETF-Markt ist in den letzten zehn Jahren rasant gewachsen – von 1355 Mrd. 2011 auf 8950 Mrd. Dollar Ende Mai 2021. Dieser Erfolg ist vor allem auf die Abbildung von Aktienindizes zurückzuführen (über drei Viertel des Weltmarktvolumens Ende Mai 2021). Anleihen-ETFs kamen später auf als Aktien-ETFs: Bereits 1993 wurde der erste ETF auf Aktienindizes in den USA aufgelegt, der erste börsennotierte Anleihen-Indexfonds folgte erst 2002. Anleihenindizes basieren für gewöhnlich auf einem deutlich größeren Anlageuniversum als Aktienindizes: mehrere Hundert, ja Tausend Komponenten, von denen einige kaum oder überhaupt nicht liquide sind. Hinzu kommt, dass die meisten Anleihen nicht in Echtzeit an der Börse, sondern außerbörslich gehandelt werden. Dieser wichtige Unterschied zu Aktien erklärt die fast zehn Jahre, die zwischen dem ersten Aktien-ETF und dem ersten Anleihen-ETF liegen.
Große Flexibilität
ETFs bieten Anlegern durch ein besonders diversifiziertes Angebot große Flexibilität bei der Portfolioverwaltung, tägliche Handelbarkeit und Liquidität, die durch mehrere Marketmaker sichergestellt wird. Anleihen-ETFs ermöglichen es somit, vielseitige Anlagestrategien zu nutzen – mit einem Portfolio, das die erforderlichen Eigenschaften in puncto Credit Rating, Duration und Zinssensitivität aufweist. Dadurch erleichtern ETFs die Anlage in ein breites Spektrum an Anleihen, so etwa in Schwellenländer- und Investment-Grade-Unternehmensanleihen oder auch in Hochzinsanleihen von Unternehmen, die zwar schwach bewertet sind, dafür aber höhere Renditechancen bieten, als dies aktuell beispielsweise bei Staats- oder Investment-Grade-Unternehmensanleihen der Fall ist. Gleichzeitig eignen sich solche Anleihen-ETFs dank der Diversifikation der Indizes besonders gut zur Risikokontrolle.
Das wichtigste Kaufkriterium bleibt jedoch die Liquidität. Traditionell helfen Anleihen-ETFs bei schwacher Marktliquidität, die beim Handel großer Volumina für Anleger noch deutlicher wird, wenn sie alternativ Direktkäufe in Erwägung ziehen. Daneben profitieren ETFs von kontinuierlichen Kursen, die durch Marketmaker ständig aktualisiert werden, sowie einer täglichen Ermittlung des Nettoinventarwerts (aufgrund ihres OGAW/Ucits-Status).
Im Februar und März 2020 machte Covid-19 die Märkte außergewöhnlich volatil. Während einige Marktteilnehmer eine Liquiditätskrise fürchteten (Unfähigkeit, hohe Verkaufsvolumina in kurzer Zeit aufzunehmen), bewiesen Anleihen-ETFs ihre ausgezeichnete Widerstandsfähigkeit. Auch in dieser schwierigen Zeit konnten Anleger diese Anlageinstrumente weiter handeln. Besser noch: Sie nutzten Anleihen-ETFs mehr als sonst, um ihre Portfolios neu zu positionieren und ihre Allokationen zu überprüfen. Und das, obwohl zahlreiche Anleihen mangels Kauf- oder sogar Verkaufspreisen nicht mehr gehandelt werden konnten.
Wachsendes Angebot
So konnten ETFs aufgrund ihrer Liquidität und Flexibilität in Krisenzeiten überzeugen. Deshalb nutzen sie Anleger und Fondsmanager regelmäßig, um Engagements aufzubauen, die Indexstrategien geschickt mit der Suche nach Alpha, etwa über aktiv verwaltete Fonds, kombinieren. Der weltweite Anleihenmarkt ist fast dreimal so groß wie der Aktienmarkt. Damit war die Entstehung von Anleihen-ETFs nur natürlich. Ihr Potenzial kam während der Pandemie besonders zum Tragen, unterstützt von einem wachsenden Angebot, so dass mittlerweile erhebliche Volumina gehandelt werden. In Europa gehörten zum Angebot im Bereich Anleihenindizes Ende Mai 2021 knapp 450 ETFs, wobei sich das verwaltete Vermögen hauptsächlich auf Unternehmensanleihen (30%), Staatsanleihen (28%) und Schwellenländeranleihen (14%) verteilte. Monat für Monat wird das ETF-Angebot ausgebaut, allen voran bei High-Yield- und inflationsgeschützten Anleihen.
Kostenvorteile
Für Anleihen-ETFs sprechen auch Kosten und einfache Handelbarkeit: Ihr Kauf ist im Allgemeinen günstiger als der einer vergleichbaren Auswahl von Einzelanleihen, erst recht in Zeiten von Marktstress. Da die Anleger auf der Suche nach höheren Renditen sind, als traditionelle Unternehmensanleihen-ETFs sie bieten können, verzeichneten ETFs auf Schwellenländeranleihen mit 3,8 Mrd. US-Dollar seit Anfang 2021 die höchsten Nettozuflüsse. Weltweit übertreffen die Volumina von Unternehmensanleihen-ETFs inzwischen diejenigen von Staatsanleihen-ETFs.
Ebenso wie bei Aktien-ETFs sind soziale und ökologische Kriterien bei Anleihen-Investments zunehmend wichtig für Anleger. Daher werden zunehmend nachhaltige Unternehmensanleihen-ETFs (ESG/SRI ) aufgelegt, die auch nicht finanzielle Aspekte berücksichtigen. Aus diesem Grund haben wir bei BNP Paribas Asset Management unser Angebot an Anleihen-ETFs in den letzten beiden Jahren ausgebaut und dabei den Schwerpunkt insbesondere auf SRI-Unternehmensanleihenindizes (unterschiedliche Laufzeiten und High Yield) sowie auf ESG-Indizes staatlicher Emittenten aus der Eurozone und Schwellenländern gelegt.
Dieses Segment entwickelt sich rasant, und das Angebot an ESG-Anleihen-ETFs dürfte sich in den nächsten Jahren weiter vergrößern. So entstehen auf diesem Wachstumsmarkt für Anleger neue Chancen, ihr Portfolio zu diversifizieren.
Bisher erschienen:
Was Anleger im zweiten Halbjahr erwarten können (177), M.M. Warburg
Ist die aktuelle Value-Renaissance eine Belastung für Innovationsaktien? (176), Pictet Asset Management
Luft in Dosen: Über Kryptowährungen (175), Metzler Capital Markets