Ansturm auf langlaufende Bonds
kjo Frankfurt – Am europäischen Anleiheprimärmarkt hat es gestern einen Run auf sehr langlaufende Bonds gegeben. So war etwa Frankreich mit einer neuen 50-jährigen Staatsanleihe am Start, für die ein Orderbuch von mehr als 75 Mrd. Euro zusammenkam. Der bis 2072 laufende Titel wurde 7 Mrd. Euro schwer. Großbritannien kam mit der Laufzeit 2046 und generierte Orders von fast 57 Mrd. Pfund. Aufgenommen wurden über das Papier 6,5 Mrd. Pfund. Aber auch Emittenten jenseits der Staaten konnten sich über rege Resonanz für ihre Langläufern freuen, wie etwa die Europäische Investitionsbank, die für ihren 30-jährigen Bond über 1 Mrd. Euro auf Zeichnungswünsche von mehr als 14 Mrd. Euro kam. Langlaufende Anleihen stehen zu Beginn dieses Jahres aufgrund der positiven Renditen in der Gunst der Anleger.Nach einem Etappensieg des italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte fassten Anleger neuen Mut und griffen bei den Staatsanleihen des Landes zu. Dies ließ die Rendite der zehnjährigen Bonds von 0,59 % leicht auf 0,56 % sinken. Conte hatte die Vertrauensfrage gestellt, nachdem am vorigen Mittwoch seine Regierungskoalition mitten in der Coronakrise am Streit über die Pandemiehilfen der EU geplatzt war. Im Abgeordnetenhaus erhielt Conte Rückendeckung.Zurückhaltung war bei den europäischen Aktienanlegern angesagt, so dass die Notierungen leicht zurückgingen. Der Dax büßte 0,2 % auf 13 815 Punkte ein. Der Euro Stoxx 50 verlor ebenfalls 0,2 % auf 3 595 Zähler. Die geplante Verschärfung der Pandemiebeschränkungen in Deutschland dämpfte die Kauflaune laut Marktakteuren ebenfalls leicht. Die Verschärfungen seien aber keine große Überraschung gewesen. Positiv wurde am Markt bewertet, dass der Mega-Lockdown nicht Realität werde. Positive Impulse steuerte der ZEW-Index bei, der überraschend stark zulegen konnte. – Berichte Seite 24