Tesla

Auch nach der Korrektur noch teuer

Die Aktie des Elektroautokonzerns Tesla hat eine ausgeprägte Korrektur hinter sich. Seit Jahresbeginn ist der Kurs und damit der Börsenwert um mehr als 18% abgesackt und binnen drei Monaten um 26%, wobei sich der Abwärtstrend mit einem Verlust von...

Auch nach der Korrektur noch teuer

Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

Die Aktie des Elektroautokonzerns Tesla hat eine ausgeprägte Korrektur hinter sich. Seit Jahresbeginn ist der Kurs und damit der Börsenwert um mehr als 18% abgesackt und binnen drei Monaten um 26%, wobei sich der Abwärtstrend mit einem Verlust von mehr als 19% in einem Monat zuletzt beschleunigte. Inzwischen hat sich die Aktie zwar ein wenig gefangen, sie droht aber wieder – wie bereits am Mittwoch – unter das Zwischentief vom 8. März von 563 Dollar zu fallen. Dies würde ein deutliches charttechnisches Verkaufssignal auslösen, so dass es aktuell zu früh ist, von einem Ende der Korrektur zu sprechen.

2019 und 2020 gehörte Tesla zu den beliebtesten Aktien von Investoren, die auf fallende Kurse setzen. 2019 betrug das Short Interest, also der Anteil der geliehenen und dann für Short-Positionen eingesetzten Aktien, in der Spitze rund 30% des Aktienbestands. Im Durchschnitt des US-Leitindex S&P500 beträgt dieser Anteil meist lediglich rund 2%. Aktuell beläuft sich das Short Interest bei Tesla auf etwas weniger als 6%. Der Anteil ist also immer noch etwas höher als beim Durchschnitt großer US-Aktien. Am Montag wurde bekannt, dass der bekannte Short-Spekulant Michael Burry mehr als 800000 Put-Optionen auf Tesla-Aktien erworben hat.

Dramatische Folgen

Der Abwärtstrend hat auch für Firmengründer und CEO Elon Musk durchaus dramatische Folgen: Der Milliardär musste den zweiten Platz in der globalen Liste der Superreichen zugunsten von Bernard Arnault, CEO des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH, räumen. Musk dürfte aber trösten, dass er gemäß der von dem amerikanischen Wirtschaftsblatt „Forbes“ geführten Liste immer noch 144 Mrd. Dollar schwer ist, wenngleich der Abstand zu Arnault mit knapp 183 Mrd. Dollar und Amazon-Chef Jeff Bezos (189 Mrd. Dollar) inzwischen beträchtlich ist.

Zu den jüngsten Kursverlusten von Tesla hat Musk auch selbst kräftig beigetragen, verkündete er doch, dass der Elektroautokonzern keine Zahlungen in Bitcoin mehr annehmen werde. Plötzlich scheint dem Tesla-Chef aufgefallen zu sein, dass Bitcoin aufgrund des enormen Stromverbrauchs beim Mining eine sehr schlechte Umweltbilanz hat. Im Februar noch hatte Tesla eine Bitcoin-Investition im Volumen von 1,5 Mrd. Dollar offengelegt. Nun befürchten Marktteilnehmer, dass der E-Auto-Bauer seine Kryptoreserven wieder abstoßen könnte. Allerdings stellte Musk dann rasch klar, dass Tesla seine Bitcoin-Bestände behalten werde.

Hin zu mehr Substanz

Was den kräftigen Kursrückgang von Tesla betrifft, so lässt sich eine Rotation der Anleger hin zu Automobilwerten mit mehr Substanz feststellen, insbesondere Volkswagen. Der deutsche Konzern hat vor einiger Zeit eine ambitiöse Elektroautostrategie für die kommenden Jahre vorgestellt und damit das Interesse von Anlegern geweckt, die in Tesla engagiert waren. Dementsprechend hat die Volkswagen-Vorzugsaktie im bisherigen Jahresverlauf bereits fast 40% hinzugewonnen. Zum Vergleich: Der Dax kam im gleichen Zeitraum auf einen Anstieg von knapp 11%. Trotz der ausgeprägten Korrektur lässt sich aber immer noch nicht davon sprechen, dass die Tesla-Aktie günstig wäre. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der Ergebnisschätzungen für die kommenden zwölf Monate von 112 ist Tesla weiterhin enorm teuer, insbesondere, wenn man sich Volkswagen zum Vergleich ansieht: Die Wolfsburger kommen lediglich auf ein KGV von 9,6. Mit einer Marktkapitalisierung von 556 Mrd. Dollar ist Tesla nach wie vor der mit Abstand wertvollste Automobilkonzern. Toyota kommt lediglich auf 220 Mrd. Dollar und Volkswagen auf umgerechnet rund 150 Mrd. Dollar.

Viele Kaufempfehlungen

Die hohe Bewertung hält US-Analysten­ natürlich nicht davon ab, sich überwiegend positiv zu Tesla zu äußern. So finden sich in der Datenbank des Informationsdienstleisters Bloomberg aktuell 18 Empfehlungen, die Aktie zu kaufen oder überzugewichten. Allerdings votieren auch zwölf Häuser dafür, die Aktie im Portfolio zu behalten, während zwölf Analysten dazu raten, den Titel zu verkaufen oder zumindest unterzugewichten. Das durchschnittliche Kursziel liegt aktuell bei 708,94 Dollar, was gegenüber dem derzeitigen Stand einen Anstieg um 22% bedeuten würde. Im Durchschnitt erwarten die Analysten damit nicht, dass die Aktie auf absehbare Zeit wieder ihr zu Jahresbeginn markiertes Allzeithoch von 900,40 Dollar erreicht. Der Rekordkurs war vor allem das Ergebnis davon, dass Tesla 2020 wider Erwarten die Profitabilität erreichte, was mit einem Kursanstieg von im gesamten Jahresverlauf 743% honoriert wurde.

Pessimistische Analysten versäumen in diesem Zusammenhang nicht, darauf hinzuweisen, dass sich die Gewinne bei Tesla nur ergeben, wenn man die Erlöse aus dem Verkauf von staatlichen „Zero Emission Credits“ einrechnet. Tesla verkauft­ diese CO2-Zertifikate an andere Autokonzerne, die ihre von der US-Regierung vorgeschriebene Quote an emissionsfreien Automobilen nicht erreichen. Diese Einnahmen, so wird befürchtet, könnten dann ausfallen, wenn die anderen Konzerne ihren Elektroanteil erhöhen. Im ersten Quartal verkaufte Tesla diese Rechte im Umfang von 518 Mill. Dollar, während der operative Gewinn insgesamt 594 Mill. Dollar betrug. Allerdings, so merken Tesla-Fans unter den Analysten an, könnte es auch durchaus sein, dass die Biden-Harris-Administration die Anreize für den Übergang vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität noch einmal ausweitet, wovon Tesla zweifellos enorm profitieren würde.

Ertragsbringer Bitcoin

Auf die CO2-Zertifikate als aktuelle Hauptertragsquelle des Konzerns sowie auf Bitcoin-Verkäufe, die einen Veräußerungsgewinn von 101 Mill. Euro einbrachten, als einen weiteren Ergebnisbringer verweisen auch die Analysten der DZBank. Allerdings finden sie auch freundliche Worte für den Konzern: Fertigungstiefe und Position bei wichtigen Zukunftsthemen wie Batterietechnologie seien beeindruckend. „Wir halten dies jedoch bei der aktuellen Bewertung des Titels bereits für mehr als ausreichend berücksichtigt“, urteilen sie. Die DZBank rät daher dazu, die Aktie zu verkaufen.