AKTIENBESITZ

Aufschwung mit Haken

Nachdem er jahrelang auf der Stelle getreten hatte, ist der Aktienbesitz in Deutschland 2017 endlich wieder in Schwung geraten. Ein ganzes Jahrzehnt musste vergehen, bis sich die Zahl der direkten und indirekten Halter von Dividendentiteln wieder...

Aufschwung mit Haken

Nachdem er jahrelang auf der Stelle getreten hatte, ist der Aktienbesitz in Deutschland 2017 endlich wieder in Schwung geraten. Ein ganzes Jahrzehnt musste vergehen, bis sich die Zahl der direkten und indirekten Halter von Dividendentiteln wieder auf mehr als zehn Millionen Personen erholt hat, womit wieder der Stand von vor der Finanzkrise erreicht wurde.Der Zuwachs um 1,1 Millionen Aktienbesitzer in nur einem Jahr, was einem Anstieg um mehr als 12 % entspricht, ist sicherlich sehr beachtenswert. Grund zur Euphorie im Sinne eines Durchbruchs der Aktienkultur gibt es jedoch nicht. Ein entscheidender Grund für den deutlich gestiegenen Zuspruch für Aktien ist das Niedrigzinsumfeld. Nach den institutionellen Investoren sind im zurückliegenden Jahr verstärkt auch Privatanleger dazu übergegangen, mangels akzeptabler Erträge von Zinsanlagen auf höher rentierliche und damit aber auch risikoreichere Investments umzusatteln. Damit ist zu befürchten, dass ein Teil der Anleger nicht aus echter Überzeugung zur Aktie gegriffen hat, sondern aus Verlegenheit.Der starke Anstieg des Aktienbesitzes im zurückliegenden Jahr ist aber auch dadurch zu erklären, dass Aktien ihre Aufwärtsbewegung fortgesetzt haben und damit die nur mickrige Erträge abwerfenden Zinsanlageinstrumente noch weniger attraktiv erscheinen ließen. Gerade darin liegt aber auch der Haken des auf den ersten Blick so erfreulichen Aufschwungs. Viele Privatanleger sind reichlich spät auf den Zug aufgesprungen, angesichts des bereits fast neun Jahre anhaltenden Bullenmarkts eigentlich zu spät.Es kann nur gehofft werden, dass hier nicht eine “Dienstmädchen-Hausse” vorliegt, in der in einer späten Phase des Börsenzyklus weniger gut informierte Anleger nahe des Kursgipfels an den Markt gelockt werden, um dann auf die Nase zu fallen. Ansatzweise ist so etwas im Januar geschehen. Weltweit erreichten die Nettozuflüsse der Aktienfonds noch nie gesehene Höhen, und prompt krachte es in New York. Man kann sich unschwer vorstellen, was die Anleger empfinden, die im Auftaktmonat erstmals in Aktien investiert haben bzw. nach langer Zeit wieder an den Markt zurückgekehrt sind.Noch scheinen aber niedrige Zinsen und die positive wirtschaftliche Entwicklung für eine weiterhin gute Aktienmarktentwicklung zu sprechen. Sacken die Kurse jedoch ab, wird der Aktienbesitz der deutschen Bevölkerung nicht lange fackeln und sich dem Abschwung anschließen.