Autotitel im Fokus der Shortseller
Die Leerverkäufer haben sich in den deutschen Blue Chips eher zurückgehalten. Laut dem Finanzdatenanbieter IHS Markit stieg die Zahl ausgeliehener Titel in den vergangenen vier Wochen aber kräftig in den Aktien von Volkswagen und Infineon, während sie in den Papieren der Deutschen Bank rückläufig war.dm Frankfurt – Die Spekulationen um ein mögliches Zusammengehen der Deutschen Bank mit der Commerzbank haben auch in den Aktivitäten der Leerverkäufer Spuren hinterlassen. Nach Angaben des Finanzdatendienstleisters IHS Markit ist der Wert der ausgeliehenen Aktien der Deutschen Bank in den vergangenen vier Wochen per 1. Oktober gemessen an der Marktkapitalisierung um 37 % auf noch knapp 3,5 % gesunken. Damit liegen die Dividendenpapiere aber im Dax weiterhin auf dem Spitzenplatz der am meisten ausgeliehenen Titel. Die auf quantitative Strategien spezialisierte Investmentgesellschaft AQR Capital Management hat laut dem Bundesanzeiger ihre Netto-Leerverkaufsposition in Deutsche Bank per 28. September auf 2,87 % reduziert.Die inzwischen in den MDax abgestiegenen Aktien der Commerzbank tauchen in der Liste der zehn am meisten leerverkauften MDax-Werte Anfang Oktober nicht auf. Insgesamt blieb der Wert ausgeliehener Aktien im Dax mit 0,86 % im Vier-Wochen-Vergleich fast unverändert nur 3 Basispunkte höher. Im Mid-Cap-Index MDax ging er dagegen von 1,55 % auf 1,43 % zurück.Im Blue-Chip-Index Dax war die Nachfrage nach Autotiteln in der Wertpapierleihe weiterhin überproportional hoch. Daimler auf Platz drei verzeichnete aber mit 2,9 % eine fast unveränderte Leerverkaufsquote (+1 %). Mit einem deutlichen Anstieg von 61 % rücken aber Volkswagen mit einem Anteil von 2,1 % vom siebten auf den vierten Platz vor. Demgegenüber sind BMW nur noch mit einem Anteil von 1,1 % erfasst, was für Platz zehn reicht. Die Automobilbranche gilt weiterhin als anfällig im Fall einer Eskalation des Handelskriegs, zudem gibt es Unwägbarkeiten in der Bewältigung des Dieselskandals. Am Dienstag notierten aber die Autowerte nach dem Vorschlag der Bundesregierung, die Haftung für eine Nachrüstung von Dieselfahrzeugen prinzipiell auf den Eigentümer und nicht die Unternehmen zu überwälzen, höher. Infineon mit hohem AnstiegAuch deutlich gestiegen ist der Anteil ausgeliehener Titel beim Halbleiterhersteller Infineon (+ 92 % auf 1,7 %). Ebenfalls geklettert ist der Short-Anteil bei dem in einer Umbruchphase befindlichen Mischkonzern Thyssenkrupp (+ 30 % auf 3,4 %). Investoren zweifeln angesichts ungelöster operativer Schwierigkeiten offenbar an den Plänen des Unternehmens, sich aufzuspalten (vgl. BZ vom Dienstag). Auch beim Pharma- und Spezialchemieunternehmen Merck KGaA legte die Short-Quote um 30 % auf 1,3 % zu, während sie beim Versorger Eon und beim Konsumgüter- und Klebstoffhersteller Henkel rückläufig war. Unter den Nebenwerten bleiben wie im Vormonat die Aktien des Kali- und Salzherstellers K+S mit einem Anteil von 10,9 % (+15 %) auf Platz eins. Gründe dafür dürften Produktionsunterbrechungen sein, die im dritten Quartal laut Analysten zu einer Belastung geführt haben dürften. Einen Sprung von 162 % auf 3,8 % machten der Short-Loan-Value in den Aktien des Verbindungselemente-Herstellers Norma. Die Anteilseigner des Zulieferers hatten Mitte Mai Aufsichtsratschef Stefan Wolf gestürzt. Hedgefonds stockt in Gea aufWeiter in der Liste vertreten sind die Aktien von Gea Group, die mit einem Anteil von 10,1 % auf dem zweiten Platz liegen. Der Hedgefonds Marshall Wace hat laut Bundesanzeiger zu Monatsbeginn die Netto-Leerverkaufsposition auf 1,2 % aufgestockt. Der Wert ausgeliehener Aktien im Verhältnis zur Marktkapitalisierung bei Metro sank um 36 % auf 3,9 %. Geringer waren die Anteile auch bei Dürr, Dt. Euroshop, Aareal Bank und MTU Aero.