Bank of America für Automobilaktien skeptisch

US-Haus erwartet langsameres Wachstum - VW, Daimler, Porsche und Peugeot zum Kauf empfohlen

Bank of America für Automobilaktien skeptisch

amb Frankfurt – Beherrschende Themen in der Autobranche in den kommenden zehn Jahren werden nach Ansicht der Bank of America Global Research (BoA) Elektroautos, weniger Wachstum, der Aufstieg von Mobilitätsdienstleistungen und Kostendruck. Das verlangsamte Wachstum werde zum “new normal”, heißt es in einer Studie der US-Bank. Sie rät aber zu VW, Daimler, Peugeot sowie Porsche. BMW und Renault stuft sie hingegen nur mit “Neutral” ein. In der Zuliefererbranche empfiehlt die Bank keine Aktie zum Kauf.Europas Autoaktien sind zwar auch dieses Jahr hinter dem breiten Markt zurückgeblieben, der – gemessen am Stoxx Europe 600 – auf ein Plus von fast 24 % kommt. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts ist seit Jahresanfang aber immer noch um rund 18,5 % gestiegen. Positiv ausgewirkt hat sich laut BoA u. a., dass ein harter Brexit und US-Zölle auf europäische Autos vom Tisch sind – zumindest vorerst. Die Themen könnten 2020 aber wieder auftauchen und stellten ein Risiko für die Branche dar. Für den Sektor erwartet BoA nach zwei Jahren mit rückläufigen Absatzzahlen 2020 zumindest eine Stabilisierung. “Das wird unserer Ansicht nach aber nicht reichen, um den Druck durch hohe Fixkosten (Arbeitskräfte und Überkapazitäten) sowie steigende Regulierungskosten (CO2) auszugleichen”, so die Bank. Angesichts der Klimadiskussionen rechnen die Analysten zudem mit anhaltendem Druck auf den gesamten Individualverkehr, der immerhin 16,5 % des globalen CO2-Ausstoßes ausmache. Produktion sinkt auch 2020Unter dem Strich prognostiziert die Bank nach dem Produktionsrückgang von 1 % 2018 und 5,7 % 2019 weltweit für 2020 nur noch ein kleines Minus von 0,6 %, gefolgt von einem Plus von 0,7 % 2021. Getrieben werde die leichte Erholung von Zuwächsen in Schwellenländern (China, Südamerika, Afrika, Mittlerer Osten), aber auch einem kleinen Plus von 1,2 % 2021 in Europa. Für Nordamerika prognostiziert die Bank hingegen Produktionsrückgänge von deutlichen 4 % und 3 %.Die Bank geht davon aus, dass die großen Autobauer die EU-CO2-Vorgaben für 2021 einhalten werden, die steigenden Anforderungen der Folgejahre stellten die Branche aber vor immer größere Herausforderungen. Die EU-Vorgaben sehen vor, dass der CO2-Ausstoß von Neuwagen im Vergleich zum Grenzwert des Jahres 2021 bis 2030 um 37,5 % sinken muss. Wer über den Grenzwerten liegt, muss empfindliche Strafzahlungen leisten. “Verbraucher müssen sich aber auch anpassen”, so die Bank. Sie ist optimistisch: Die Mobilitätsumfrage der Bank (“Global Mobility Survey”) mit über 200 000 Interviewten hat gezeigt, dass 10 % der Verbraucher als nächstes Auto ein Elektroauto kaufen wollten.VW ist nach Einschätzung der Analysten für die Zukunft am besten gerüstet, sie halten die Elektroautostrategie des Konzerns für überzeugend. Daher heben sie das Kursziel für die Vorzugsaktie von 195 auf 205 (aktuell 182,24 Euro) an, das wäre der höchste Kurs seit dem Absturz infolge des Dieselskandals. Für unterbewertet hält die Bank zudem Frankreichs Autokonzern PSA (Kursziel unverändert 28, aktuell 21,88 Euro), die Aktie werde vom Deal mit Fiat Chrysler Automobiles FCA profitieren. Dritte Empfehlung unter den Autobauern ist Daimler (Kursziel weiter 55, aktuell 50,86 Euro), die Bank erkennt Aufwärtspotenzial durch die angekündigten Restrukturierungen. Auch Porsche (Kursziel 74 nach 70, aktuell 68,66 Euro) wird empfohlen. Nur mit “Neutral” stufen die Analysten BMW (Kursziel 76 statt 72, aktuell 75,89 Euro) und Renault (Kursziel 51 statt 54, derzeit 43,08 Euro) ein. Die Renault-Bewertung sei zwar niedrig, die Analysten sehen aber eine unterdurchschnittliche Entwicklung im Kerngeschäft Auto als mögliches Risiko.Pessimistischer fällt die Beurteilung der Zulieferer aus. Die Begründung: Die Autobauer könnten nicht so schnell Personal abbauen und müssten den Kostendruck daher vor allem an die Zulieferer weitergeben. Die vom Markt erwartete Margensteigerung hält BoA für unrealistisch. Eine Fusion von PSA und FCA könne den Druck vielmehr noch verstärken. Am besten stehen laut Studie noch Faurecia und Continental da, beide werden mit “Neutral” eingestuft. Für Faurecia (Kursziel 53 nach 48, derzeit 50,70 Euro) sprächen das Management und die “robuste” Aufstellung in einem schwierigen Markt, für Continental (Kursziel unverändert 129, aktuell 120,18 Euro) das solide Reifengeschäft. Schaeffler, Valeo, Norma und Hella seien hingegen “Underperformer”. Für die reinen Reifenhersteller fallen die Urteile unterschiedlich aus: Favorit ist Michelin, gefolgt – allerdings wegen des Kursrückgangs – von Pirelli, beide werden zum Kauf empfohlen. Nokian wird wegen des strukturellen Drucks auf die Margen hingegen auf “Underperform” gestuft.