Barclays: No Deal ist Basisszenario

Strategen der britischen Bank raten dazu, Anleihen überzugewichten

Barclays: No Deal ist Basisszenario

hip London – Für die Anlagestrategen von Barclays ist ein harter Brexit mittlerweile zum Basisszenario geworden. Alles in allem habe sich der Ausblick auf die Entwicklung an den Kapitalmärkten deutlich eingetrübt. “Es gibt einen ganzen Strauß plausibler Abwärtsrisiken, aber so gut wie kein plausibles Aufwärtsrisiko”, konstatierte Ajay Rajadhyaksha, Head of Macro Research, in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. “Wir raten dazu, zumindest die kommenden Monate defensiver anzugehen.” Barclays gibt nun Fixed Income gegenüber Aktien den Vorzug.”Das ist keine Einladung, sich auf Assets mit negativen Renditen wie deutsche oder japanische Staatsanleihen zu stürzen”, sagte Rajadhyaksha. Barclays empfiehlt auf Dollar lautende Schuldentitel von Schwellenländern, US-Unternehmensanleihen und verbriefte Immobilienkredite, die von Regierungsstellen garantiert werden (Agency MBS). “Die Bond-Rally wird weitergehen.” Alles, was ein wenig Rendite liefert, werde sich vergleichsweise gut entwickeln. In den vergangenen Monaten hatten die Barclays-Strategen noch empfohlen, Risikopapiere wie Aktien überzugewichten. Das habe trotz der Rally am Bondmark im Großen und Ganzen funktioniert. Der Bloomberg Barclays Global Aggregate sei seit Jahresbeginn um lediglich 6 % gestiegen, während die europäischen und US-amerikanischen Aktienindizes um 17 % bis 23 % zugelegt hätten. Selbst Dividendentitel aus Schwellenländern hätten sich um 7 % bis 8 % verteuert. In den vergangenen drei bis vier Monaten hätten die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen jedoch negativ überrascht.Trotz der zuletzt ermutigenden Signale von den Handelsgesprächen zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China seien mehr Zölle in Kraft als vor drei Monaten. “Alles, was wir uns derzeit erhoffen, ist eine Übergangsvereinbarung”, sagte Rajadhyaksha. Es gehe darum, “dass sich beide Seiten einigen, die Situation nicht noch schlimmer zu machen”. Bislang habe erst weniger als die Hälfte der zu erwartenden Verlangsamung des Handels stattgefunden.Ein harter Brexit werde wohl nicht zum 31. Oktober erfolgen, eher nach den früher oder später kommenden Neuwahlen. Das Wachstum der Weltwirtschaft werde sich im laufenden Jahr um 50 Basispunkte verlangsamen. “Wir erwarten keine weltweite Rezession, sondern eine schwache Expansion”, stellte Rajadhyaksha klar. Wenn er nach einem Grund suche, warum das Wachstum im kommenden Jahr positiv überraschen sollte, finde er keinen.Europa sei anfällig, obwohl noch nichts wirklich Schlechtes passiert sei. Weder habe es einen No-Deal-Brexit gegeben, noch hätten die USA Strafzölle gegen die europäischen Autohersteller verhängt. Es gebe große Unterschiede innerhalb der Eurozone, sagte Christian Keller, Head of Economics Research. Deutschland entwickele sich schlechter als Frankreich und Italien, deren Volkswirtschaften stärker auf den Konsumenten und die Dienstleistungsbranche ausgerichtet seien.