BayernInvest rät zu asiatischen Aktien
Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtAnleger hierzulande investieren nach wie vor sehr zurückhaltend in fernen Regionen. Das gilt, gerade in der aktuell von starker Verunsicherung geprägten Lage, auch für die asiatischen Aktienmärkte. Alexander Banik, Head of Portfolio Management für Multi Asset bei der Bayerninvest Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH, hält das für falsch. Korrekturphasen nutzen”Es ist ein Fehler, dass wir uns die Möglichkeiten in Asien nicht zunutze machen”, sagte Banik im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Timing-Frage sei zwar wichtiger als in den entwickelten Volkswirtschaften. Aus langfristiger Sicht kann er jedoch asiatische Aktien durchaus empfehlen und rät dazu, die Korrekturphasen, die er in den kommenden Wochen erwartet, für Käufe zu nutzen. Quelle der Verunsicherung der Investoren und der Zurückhaltung gegenüber asiatischen Aktienmärkten ist die Entwicklung Chinas. Hier bestehen Banik zufolge erhebliche Fehleinschätzungen. “China muss sehr differenziert betrachtet werden. Was die meisten nicht sehen, ist, dass sie bereits einen großen Teil chinesischer Investments im Portfolio haben. Die Dax-30-Gesellschaften erwirtschaften heute rund 13 % ihrer Umsätze in China.”Die Scheu vor asiatischen Aktien resultiert auch aus der Berichterstattung über China und den damit verbundenen Schlagzeilen. Diese Risikoscheu könne nicht so ohne weiteres abgelegt werden, und sie sei grundsätzlich ein guter Ansatz. Banik macht aber auf eine bemerkenswerte Entwicklung dieses Jahres aufmerksam. Normalerweise gäben asiatische Aktien bei Markteinbrüchen 1,5-mal so stark nach wie europäische. Während des weltweiten Einbruchs zu Beginn dieses Jahres seien sie aber ähnlich stark gesunken wie im Durchschnitt. Der Faktor sei also bei weitem nicht so hoch gewesen wie in der Vergangenheit.Der heftigere Einbruch asiatischer Aktien von 2014 auf 2015 sei dagegen u.a. darauf zurückzuführen, dass vor allem Indonesien hoch im Dollar verschuldet gewesen sei. Die Asiaten lernten aber dazu. Sie seien zwar immer noch dollarabhängig, hätten dies jedoch reduziert. Hinzu komme eine Verschiebung zu einem stärkeren intraregionalen Handel. Für Asien spricht nach Banik nicht zuletzt, dass die dortigen Regierungen und Zentralbanken sehr proaktiv handeln. So habe China geldpolitische Lockerungsmaßnahmen ergriffen, hohe Infrastrukturinvestitionen angestoßen und die Einschränkungen des Immobilienmarktes teilweise wieder gelockert. Die Effekte seien im vierten Quartal 2015 sichtbar gewesen. Beim Blick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung asiatischer Märkte ist es Banik zufolge ein Fehler, ausschließlich auf den chinesischen Aktienmarkt zu blicken. Chinas Aktienmarkt werde zu 75 % von Privatanlegern getrieben. Nach offiziellen Schätzungen könne ein Drittel davon nicht lesen. Vor diesem Hintergrund nähmen Investoren den Markt insgesamt zu ernst und zögen daraus oftmals falsche Schlüsse auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Die chinesische Regierung habe in ihrem Fünfjahresplan ein Wachstumsziel von 6,5 % ausgegeben. Banik geht aktuell davon aus, dass für das zweite Quartal ein Wachstum von 6,7 % bekannt gegeben wird.Für die nach Baniks Einschätzung erwartete Korrektur im Aktienmarkt gebe es zwei Möglichkeiten für Investoren, um sie zu nutzen. Sie könnten ein direktes Investment tätigen oder aber, sofern sie auf deutsche bzw. europäische Werte limitiert seien, indirekt in Aktien von Unternehmen mit hohem Exposure in der Region Asien investieren. Beispiele bieten etwa die Branche für alternative Energien oder der Automobilsektor.