Berenberg sieht Risiken für Flughäfen
xaw Frankfurt
Die Privatbank Berenberg sieht erhebliche Risiken für Flughafenbetreiber und stuft deshalb die Aktien mehrerer Branchenvertreter herab. Nachdem viele Titel aus dem Sektor ihre coronabedingten Werteinbußen inzwischen nahezu aufgeholt hätten, erschienen ihre Bewertungen zunehmend überzogen. So sei kurzfristig kein Ende der Pandemie in Sicht und noch überhaupt nicht klar, wie Covid-19 die Nachfrage nach Flugreisen langfristig beeinflussen werde.
Das Risiko des Ausbruchs einer neuen Virusvariante samt weiterer sprunghafter politischer Maßnahmen bestehe noch immer. Im schlimmsten Fall dürften ungefähr 30% der Geschäftsreisenden laut den Analysten überhaupt nicht mehr in die Lüfte zurückkehren. Angesichts stark ausgeweiteter Bilanzen bei einer niedrigeren Basis an Passagieren dürfte die Profitabilität der Unternehmen im Sektor unter den Vor-Pandemie-Niveaus verharren.
Hätten Flughafen-Aktien vor Ausbruch der Krise aufgrund ihrer Stabilität Stellvertreter-Investments für Bonds dargestellt, sei die negative Korrelation zwischen ihren Kursen und den Anleiherenditen inzwischen zusammengebrochen. Mit einer wirtschaftlichen Normalisierung dürften Investoren wohl in alte Verhaltensmuster zurückfallen und sich bei steigenden Zinsen aus Flughafen-Aktien verabschieden.
Die Kurse reflektierten diese Risiken allerdings nicht. Berenberg stuft Aéroports de Paris (ADP) und die Flughafen Zürich AG daher von „Halten“ auf „Verkaufen“ herab. Beide seien stark vom Langstreckenverkehr abhängig, im Fall des französischen Betreibers besonders vom China-Geschäft. ADP werde in einem Sektor mit trüben Aussichten zu den Underperformern gehören, wobei Unsicherheiten über eine verstärkte Regulierung der Preispolitik zu den Risiken beitrügen. Die Aktie des Schweizer Vertreters stelle indes nicht den sicheren Hafen dar, für den sie oft gehalten werde. Hohe Investitionsverpflichtungen begrenzten die Möglichkeit der Zürcher, die Bilanz zu verbessern und wieder Dividendenzahlungen aufzunehmen.
Für die Papiere der spanischen Aena sowie der Flughafen Wien AG ziehen die Berenberg-Analysten ihre Kaufempfehlung zurück und votieren nun für „Halten“. Die Fraport-Aktie empfehlen sie zwar unverändert zum „Halten“, senken das Kursziel aber von 59 auf 56 Euro. Zwar sei der Frankfurter Betreiber am stärksten unter allen Werten in der Coverage von Geschäftsreisen abhängig, doch eine Diversifikation über internationale Beteiligungen und hohe Kosteneinsparungen limitierten die negativen Einflüsse auf das Ebitda.