BlackRock sieht Chancen bei Aktien

Anlagestratege Martin Lück macht keine Blase am Aktienmarkt aus - Aber Anleihen viel zu teuer

BlackRock sieht Chancen bei Aktien

Vor dem Hintergrund eines freundlichen Marktumfelds rät BlackRock-Stratege Martin Lück auch 2018 zum Übergewichten von Aktien. Dividendentitel seien nicht überbewertet.ku Frankfurt – Mit einem positiven Jahr 2018 für die Aktienmärkte rechnet Martin Lück, Leiter der Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock. Das Marktumfeld bleibe positiv, sagte er der Börsen-Zeitung. Das globale Wachstum werde voraussichtlich weiterhin solide ausfallen mit rund 2 bis 2,5 %. Positive Aussichten gebe es für Europa und Asien, aber auch für die USA, auch wenn sich noch nicht endgültig abschätzen lasse, wie die Details der Steuerreform von US-Präsident Donald Trump letztlich ausfallen.Zudem sei davon auszugehen, dass das Zinsniveau niedrig bleibe. Es sei nicht mit aggressivem Vorgehen der Zentralbanken zu rechnen, die Anpassungen der Geldpolitik würden sehr verhalten ausfallen. Für die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet Lück über das Jahr 2018 hinaus noch nicht mit einer Leitzinsanhebung, da EZB-Präsident Mario Draghi dies für die Zeit der Rückführung des Anleihenkaufprogramms praktisch ausgeschlossen habe. Für die USA geht er von bis zu drei Zinsschritten der Notenbank Federal Reserve aus. Dabei sei eher damit zu rechnen, dass es weniger als drei Schritte würden, als dass sich die Notenbank mehr als dreimal zu einer Anhebung genötigt sehe.Das positive konjunkturelle Umfeld und die anhaltende Versorgung der Märkte mit Liquidität der Zentralbanken würden dazu führen, dass die Volatilität grundsätzlich auf niedrigem Niveau verharre. Allerdings könnten politische Risiken zumindest zeitweilig zu einer deutlich steigenden Volatilität führen. Entlastung durch TrumpNach wie vor gelte, dass es wenig Alternativen zur Aktienanlage gebe. Lück rät daher dazu, Aktien weiterhin überzugewichten. Dabei hält er europäische und auch japanische Dividendentitel für attraktiver als amerikanische. Allerdings müsse berücksichtigt werden, dass die Steuerreform, wenn sie gemäß den Plänen Trumps verabschiedet wird, US-Unternehmen deutlich entlaste. Es sei zu erwarten, dass die Unternehmen die zusätzlichen Mittel weniger in organisches Wachstum, sondern statt dessen vor allem in zusätzliche Aktienrückkäufe stecken würden. Davon würde der US-Aktienmarkt deutlich profitieren. Der Steuerreform selbst kann Lück wenig Positives abgewinnen: “Wir halten sie für ökonomisch unsinnig.” Die Steuersenkungen kämen denjenigen Bereichen der US-Wirtschaft zugute, die keiner weiteren Beschleunigung bedürften. Zugleich würden die obersten Einkommensgruppen überproportional profitieren, was die soziale Spaltung im Land vergrößere. Ein Anschub etwa des privaten Konsums sei durch die Steuerreform kaum zu erwarten.Im Gegensatz zu anderen Analysten Lück hält Aktien nicht für überbewertet – auch in den USA nicht. Zwar liege beispielsweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S & P 500 oberhalb seines 30-Jahres-Durchschnitts. Das KGV zeichne allerdings ein unzureichendes Bild, weil man das niedrige Zinsniveau in die Betrachtung einbeziehen müsse – etwa als Diskontfaktor für zukünftige Unternehmensgewinne. Daher liege heute die faire Bewertung von Aktien höher als früher.Der BlackRock-Anlagestrategie rechnet damit, dass die Technologiewerte weiterhin Stärke zeigen werden. Dies spreche für den US-Markt, wo es einen höheren Anteil von Technologieaktien gebe. Allerdings wiesen auch Value-Aktien im gegenwärtigen Umfeld eine gute Performance auf. Diese finde man weniger in zyklischen Branchen als vielmehr in den stärker auf die Binnenwirtschaft orientierten Industrien, die sich später im Konjunkturzyklus positiv entwickelten.Anleihen betrachtet er dagegen als überbewertet: “Es gibt eine gigantische Anleihenblase. Die Frage ist, ob es den Notenbanken gelingt, aus dieser langsam die Luft herauszulassen”, erläutert er. Die Wahrscheinlichkeit einer neuen Finanzkrise sieht er allerdings als niedrig an, weil die Volkswirtschaften und deren Bankensektoren inzwischen deutlich robuster seien als 2007 und weil es neue Sicherungsmechanismen wie das OMT-Programm der EZB gebe. Die hohe Verschuldung in USA sei ein Problem, aber wohl weniger systemrelevant, wegen des im Vergleich zu 2007 geringeren Leverage durch Derivate.Für den Fall, dass Trump seine Steuerreform ohne Abstriche durchsetzt, sieht Lück den Euro 2018 bei 1,10 bis 1,15 Dollar. Sollte die Reform doch noch scheitern, könne der Euro bis auf 1,20 bis 1,25 Dollar zulegen.