Blase bei Minenaktien gesehen
Der rasante Anstieg der Preise von Kupfer und Zink in den vergangenen drei Monaten und mit ihm der Anstieg der Minenaktien ist einer Studie der Berenberg Bank zufolge nicht gerechtfertigt. Vor allem auf dem Kupfermarkt wird kein Angebotsdefizit erwartet.amb Frankfurt – Bei einigen Industriemetallen war in diesem Jahr eine erstaunliche Rally zu beobachten: Der Kupfer- und der Aluminiumpreis kletterten vor kurzem auf ein Dreijahreshoch, der Zinkpreis sogar auf ein Zehnjahreshoch. Der Preis des auch in der Industrie eingesetzten Edelmetalls Palladium erreichte Anfang des Monats sogar ein Sechzehnjahreshoch. Der Berenberg Bank zufolge ging der Anstieg “zu schnell und zu weit” – ebenso der Anstieg der Minenaktien. “Die Kurse spiegeln die Spot-Preise der Industriemetalle wider, sollten sich diese ändern, kann das zu einer scharfen Korrektur bei den Aktien führen”, heißt es in einer Studie der Bank. Von den beobachteten Minenunternehmen werden daher nur zwei auf “Buy” gestuft, und zwar Nystar und Teck. Für alle anderen lautet das Votum “Hold” oder sogar “Sell”. Die Gewinnschätzungen werden aber fast durchweg angehoben, zum Teil auch deutlich. Starker AnstiegMit der Verteuerung der Industriemetalle sind auch die Preise der Minenunternehmen deutlich gestiegen: Der Branchenindex MSCI World Metals & Mining ist von Januar bis Ende August dieses Jahres um 22 % geklettert, allein in den vergangenen drei Monaten um 19 % – deutlich mehr als der marktbreite MSCI World. Aktien einzelner Kupfer- oder Zinkproduzenten kommen sogar auf noch größere Zuwächse. Als Gründe sehen die Berenberg-Analysten das günstige konjunkturelle Umfeld, besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus China, den schwächeren US-Dollar sowie spekulative Long-Positionen, vor allem bei Kupfer.Die Berenberg Bank hält den Preisanstieg für übertrieben. Fundamental unterstützt seien die Notierungen auf diesem Niveau nicht mehr, heißt es, die Bewertungskennziffern seien zu hoch. Gerade der Kupferpreis könne schnell sinken, sollten sich Investoren aus den spekulativen Positionierungen zurückziehen und Gewinne mitnehmen. Etwas schwächer zeigt sich Kupfer bereits: Nach dem Hoch bei 6 887 Dollar Anfang September kostet die Tonne aktuell nur noch 6 490 US-Dollar. Rohstoffe zu teuerLaut Studie wird für Kupfer am Markt mit einem Angebotsdefizit in den kommenden Jahren gerechnet. Die Analysten sehen das anders: Zwar habe sich die chinesische Nachfrage besser entwickelt als erwartet, hier zeichne sich aber bereits eine verringerte Dynamik ab. Die Experten erwarten bis 2020 kein Ungleichgewicht auf dem Kupfermarkt, das Angebot sei ausreichend hoch bzw. werde steigen. Sie gehen daher davon aus, dass der Kupferpreis 2018 nur noch bei durchschnittlich 5 875 Dollar und 2019 bei 6 000 Dollar je Tonne liegen wird.Anders ist die Lage bei Zink, hier rechnen auch die Analysten mit einem Defizit. Sie verweisen auf die weltweiten Lagerbestände, die auf den niedrigsten Stand seit 2009 gefallen seien. Allerdings halten sie es auch für möglich, dass das Angebot steigen wird, etwa durch neue oder die Wiederaufnahme stillgelegter Projekte von Glencore. Die Perspektiven für Zink sind den Analysten zufolge besser als für Kupfer, großes Potenzial nach oben sehen sie für den Zinkpreis aber auch nicht mehr. 2018 werde der Preis auf 2 875 Dollar je Tonne fallen, 2019 auf 2 675 Dollar, aktuell liegt die Notierung bei 3 056 US-Dollar. Der Preis werde aber weiter deutlich über den Produktionskosten bleiben, zum Vorteil der Unternehmen.Zu den Favoriten gehört der belgische Hersteller von Feinzink und Primärblei Nyrstar, die Aktie wird weiterhin mit “Buy” eingestuft und das Kursziel von 7,40 auf 7,90 Euro angehoben. Das Unternehmen stehe kurz vor der Wende, die verlustreichen Minen seien verkauft, Impulse erwarten die Analysten durch den Start der Port-Pirie-Mine Ende September. Die Ergebnisschätzungen je Aktie werden für dieses Jahr um 29 % angehoben auf – 0,20 Euro, für 2018 um 70,8 % auf 0,27 Euro und für 2019 um 13,9 % auf 0,57 Euro.Ebenfalls unverändert zum Kauf geraten wird beim kanadischen Bergbauunternehmen Teck, das Kupfer, Kokskohle, Zink und Blei fördert. Für die in Toronto gelistete Aktie wird ein Kursziel von 36 kan. Dollar (zuvor 33,25 kan. Dollar, aktuell 25,89 kan. Dollar) genannt, für die in New York gelisteten ADR 29 Dollar (zuvor 26,75, aktuell 21,33 Dollar). Teck bleibt wegen der Aktivitäten in der Zinkproduktion und der hohen Kokskohlepreise einer der Favoriten der Analysten, sie halten das Produktportfolio und die niedrige Bewertung für attraktiv. Auch hier werden die Ergebnisprognosen je Aktie angehoben, und zwar um 10,7 % auf 4,63 kan. Dollar für 2017, um 17,1 % auf 3,24 kan. Dollar für 2018 und um 7 % auf 2,89 kan. Dollar für 2019. Kurs viel zu hochWeiter abgeraten (“Sell”) wird zum einen vom US-Bergbauunternehmen Freeport-McMoran. Problematisch bleibe das Indonesien-Geschäft: Zwar gebe es Fortschritte bei den Verhandlungen mit der indonesischen Regierung über die Fortführung der Aktivitäten im Land, der Vertrag sei aber längst noch nicht in trockenen Tüchern. Das Kursziel wird leicht angehoben von 10,40 Dollar auf 12,30 Dollar, liegt aber weiter deutlich unter der aktuellen Notierung von 13,98 Dollar.Auch von der Southern Copper Corporation, einem amerikanischen Bergbaukonzern, der Kupfer sowie als Nebenprodukte Molybdän, Zink und Silber abbaut, wird abgeraten. Das Unternehmen sei zwar gut aufgestellt, problematisch blieben aber die Free-Cash-flow-Renditen, bis 2020 werden im Schnitt lediglich 2,4 % erwartet. Berenberg hält die Aktie daher für viel zu teuer. Als Kursziel werden 31 Dollar (zuvor 27,50 Dollar), genannt, ebenfalls deutlich unter der aktuellen Notierung von 39,34 Dollar. Allenfalls fair bewertet”Hold” lautet das Votum für Aurubis. Die Analysten halten zwar viel von dem Hamburger Kupferproduzenten, die im März vorgestellte neue Strategie “Vision 2025” wird für gut befunden. Das Interesse der Investoren sei dadurch aber bereits stark gestiegen, die Bewertung mit einem EV/Ebitda von 7,3 nun schon hoch. Das neue Kursziel von 73,50 Euro (zuvor 71,50 Euro) liegt in etwa auf dem Niveau der aktuellen Notierung von 74,41 Euro. Vor dem Hintergrund des starken Kursanstiegs wird das schwedisch-kanadische Bergbauunternehmen Lundin von “Buy” auf “Hold” zurückgestuft. Die Analysten halten die Bilanz des Unternehmens, das seinen Sitz in Toronto hat, aber für solide und sehen auch Potenzial durch eventuelle Übernahmen. Für die in Toronto gelistete Aktie wird ein Kursziel von 10 nach bislang 9,25 kan. Dollar (aktuell 8,71 Dollar) genannt, für die in Stockholm 65 skr nach bislang 60 skr (aktuell 57,05 skr). Solide BilanzDen chilenischen Kupferförderer Antofagasta halten die Experten nach der überdurchschnittlichen Kursentwicklung in diesem Jahr ebenfalls für zu teuer, die Aktie wird auf “Sell” gestuft. In der Vergangenheit sei Antofagasta als Low-Cost-Unternehmen mit guter Qualität angesehen worden, das mit Umsatzwachstum, einer soliden Bilanz und attraktiven Dividende punkten konnte, abgesehen von der soliden Bilanz stimme das heute aber nicht mehr. Der Aufschlag gegenüber der Branche sei nicht gerechtfertigt. Das Kursziel liegt für die in London gehandelte Aktie bei 7,60 Pfund nach bislang 6,90 Pfund, das ist deutlich unter der aktuellen Notierung von 9,31 Pfund. Ebenfalls auf “Hold” gesetzt werden von den Analysten der Hamburger Privatbank die schwedische Boliden mit einem Kursziel von 270 skr (zuvor 255 skr, aktuell 274,90 skr) sowie First Quantum Minerals (Kursziel 14,35 kan. Dollar nach zuvor 12,15 kan. Dollar, aktuell 13,10 kan. Dollar).