Blasser Glanz bei Diamanten
Eine sinkende Nachfrage nach Diamantenschmuck hat auch die Preise für Rohdiamanten fallen lassen. Die verarbeitenden Unternehmen sitzen noch auf hohen Lagerbeständen. Der Berenberg Bank zufolge ist mit einer Erholung vorerst nicht zu rechnen, erst ab 2021 könne es wieder moderat aufwärtsgehen, heißt es in einer Studie der Bank. Chancen für Aktien der Diamantenförderer sehen die Analysten vorerst nicht.amb Frankfurt – “Diamonds are a girl’s best friend” gilt nicht mehr: Diamanten sind nicht mehr so angesagt. Herkunft und Produktionsbedingungen werden zunehmend kritisch gesehen. Dazu kommt seit einigen Jahren die Konkurrenz durch synthetische Diamanten. Deren Qualität ist immer besser geworden, sie kosten nur einen Bruchteil dessen, was für Natursteine hingelegt werden muss. Für die Diamantenförderer sind das keine guten Nachrichten – auch wenn der weltweit führende Diamantkonzern De Beers bereits im Labor gefertigte Schmuckdiamanten im Repertoire hat. Verkaufszahlen brechen einNach Ansicht der Berenberg Bank wird sich die Lage so schnell nicht ändern: Der Markt bleibe vorerst geprägt von einem ausreichenden Angebot, moderater Nachfrage und hohen Lagerbeständen bei den verarbeitenden Unternehmen (“Midstream”). Die Preise für Rohdiamanten sind der Bank zufolge in der ersten Hälfte 2019 um etwa 5 % gefallen.Interessante Anlagemöglichkeiten kann Berenberg daher nicht ausmachen: “Bis wir einen nachhaltigen Trend der Rohdiamantpreise nach oben sehen, wird die Aktienkursentwicklung verhalten bleiben”, heißt es in einer Studie der Bank. Die Analysten haben die Kursziele für Gem Diamonds und Lucara Diamond reduziert und raten nur zu “Hold”, bei Petra Diamonds sogar zu “Sell”.Die Nummer 1 in der Branche, De Beers, hat vor kurzem bekannt gegeben, dass der Verkauf von Rohdiamanten im Verkaufszyklus im Juli auf 250 Mill. Dollar zurückgegangen ist. Damit wurde der Dreijahresdurchschnitt von 546 Mill. Dollar für diesen Zyklus deutlich unterschritten, wie Berenberg schreibt. Etwas Luft verschaffe der Branche derzeit, dass De Beers und das russische Unternehmen Alrosa, die die Branche mit einem Marktanteil von 62 % (nach Wert) und 50 % (nach Volumen) dominieren, ihren Kunden zuletzt etwas entgegengekommen sind. De Beers, Tochter des britischen Rohstoffriesen Anglo American, hat ihren Kunden erlaubt, Diamantkäufe auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr zu verschieben, um die Lagerbestände abzubauen. Positive AnzeichenDie Berenberg-Analysten sehen das zwar als gutes Zeichen für die Branche, allerdings gehen sie davon aus, dass die Käufe in der zweiten Jahreshälfte nachgeholt werden müssen. Sie rechnen bis zum Jahresende und für 2020 mit lediglich konstanten Preisen für Rohdiamanten und erst ab 2021 im Zuge abnehmender Lager mit wieder anziehenden. Ein paar positive Anzeichen können die Analysten aber ausmachen, etwa die steigenden Marketingausgaben von De Beers; grundsätzlich stünden die Zeichen global aber eher auf Abschwächung. Auch längerfristig ist der Diamantenmarkt kein Wachstumsmarkt für sie, sie prognostizieren nur einen kleinen Anstieg der jährlichen Nachfrage um 1,5 %.Die Prognoseanpassung erfolgt vor dem Hintergrund der aktuellen Quartalszahlen – Petra Diamonds und Lucara Diamond haben schon Zahlen bekannt gegeben, Gem Diamonds folgt am 15. August. Für Gem Diamonds bestätigt die Bank die “Hold”-Einstufung und senkt das Kursziel von 95 auf 93 britische Pence, damit liegt es immer noch deutlich über der aktuellen Notierung. Gem Diamonds ist ein Diamantenbergbauunternehmen mit Hauptsitz in London, gegründet im Jahr 2005, der Börsengang folgte dann im Jahr 2007. Das Unternehmen betreibt Diamantenminen in Afrika, Australien und Indonesien, Schwerpunkt ist die Letseng-Mine in Lesotho, an der Gem Diamonds 70 % hält. Dort wurden schon viele wertvolle Steine gefunden, 2018 etwa ein 910 Karat schwerer Rohdiamant (“Lesotho Legend”), angeblich der fünftgrößte jemals gefundene Diamant. Verkauft wurde er für 40 Mill. Dollar.Die Analysten sehen lediglich langfristig Aufwärtspotenzial für die Aktie, etwa durch Kostensenkungen in Lesotho oder neue spektakuläre Funde. Gem Diamonds profitiere zwar grundsätzlich davon, dass die Preise für große Steine nicht so schnell fielen und im ersten Halbjahr nur um 3 % (versus 5 %) zurückgegangen seien, die Prognosen werden aber trotzdem nach unten angepasst. Je Aktie fallen die Gewinnschätzungen für 2019 um 14,1 % auf 0,08 Dollar, für 2020 um 11,1 % auf 0,18 und für 2021 um 13,8 % auf 0,14 Dollar. Markterwartungen zu hochEbenfalls auf “Hold” setzt Berenberg Lucara Diamond und senkt das Kursziel von 1,50 auf 1,40 kanadische Dollar (aktuell 1,51). Lucara Diamond Corp. ist ein Diamantenexplorations- und -abbauunternehmen mit Sitz in Kanada, das im südlichen Afrika tätig ist. Wichtigstes Bergwerk ist die Karowe-Mine in Botswana, wo der “Lesedi La Rona” gefunden wurde, mit 1 109 Karat der weltweit zweitgrößte Diamant nach dem 1905 entdeckten und 3 106 Karat schweren Cullinan-Diamanten. Den Analysten zufolge ist die überdurchschnittliche Diamantenpreisentwicklung bei Lucara im Jahr 2016 und 2017 auf Funde im Jahr 2015 zurückzuführen, ohne diese lägen die Durchschnittspreise niedriger. Sie halten die Markterwartungen für zu hoch. Zudem stiegen die Kosten in der Karowe-Mine. Insgesamt sei die Aktie angemessen bewertet. Berenberg senkt die Gewinnschätzungen je Aktie um 2,9 % für 2019, um 1,9 % für 2020 und um 4,6 % für 2021 auf 0,07, 0,05 und 0,08 Dollar. ProjektverzögerungenZu teuer ist ihrer Ansicht nach hingegen Petra Diamonds, das Votum lautet “Sell”, das Kursziel bleibt bei nur 8 Pence (aktuell 10,24). “Im Moment gibt es unserer Ansicht überzeugendere Möglichkeiten in der Diamantenbranche”, heißt es in der Studie. Petra Diamonds ist ein Diamantenproduzent mit Sitz auf der britischen Insel Jersey und Diamantenbergwerken in Südafrika und Tansania.Bei Petra Diamonds übt die Berenberg Bank viel Kritik: Projekte verzögerten sich, Kosten lägen über Budget, selbst gesteckte Produktions-, Kosten- und Investitionsziele würden verfehlt, die Schulden blieben – trotz aller Bemühungen – hoch. Die Ergebnisschätzungen je Aktie steigen zwar etwas, bleiben aber im negativen Bereich: Für 2019 rechnet die Bank mit -0,06 Dollar, für 2020 mit -0,01 Dollar und erst für 2021 mit einem Break-even-Ergebnis von 0 Dollar.