Bond-Anleger setzen auf Faktoren

Style Investing ist immer mehr gefragt - Studie der Fondsgesellschaft Invesco

Bond-Anleger setzen auf Faktoren

Ein neuer Trend bei institutionellen Anlegern ist das Investieren nach bestimmten Faktoren auch bei Anleihen. Während in der Vergangenheit das Factor- oder Style-Investment überwiegend bei Aktien praktiziert wurde, versuchen jetzt auch Anleiheinvestoren mit diesem Ansatz mehr zu erzielen als die Marktrendite. wbr Frankfurt – Zum vierten Mal hat die Fondsgesellschaft Invesco eine Studie zum Thema Factor-Investment vorgestellt. Darunter wird im Assetmanagement die Auswahl von Wertpapieren nach bestimmten Faktoren, Kenngrößen und Modellen verstanden. Besonders bekannt ist das Value Investing, das Kaufen von unterbewerteten Aktien. Ein weiterer gängiger Faktor ist die Auswahl nach dem Momentum.Der Umfrage von Invesco zufolge ist der Anteil der Befragten, die glauben, dass sich Faktorstrategien auch für Anleiheninvestments eignen, ist in den letzten zwölf Monaten deutlich gestiegen. “Das ist ein neuer Trend. Angesichts der rekordtiefen Renditen und der Tatsache, dass rund ein Viertel der weltweiten Anleihen negativ verzinst ist, suchen Anleger bei Bonds vermehrt alternative Ansätze”, sagt Gregor Elsässer, Fondsmanager für quantitative Strategien bei Invesco. Inzwischen sagen 70 % der institutionellen Investoren sowie 78 % der befragten Berater, die für Privatanleger tätig sind, dass sie sich für Faktormodelle auch bei Anleihen interessieren.Invesco schreibt in der Studie, dass für 64 % der befragten Investoren im Anleihesegment der Factor Carry, also die Auswahl nach der Rendite, der wichtigste Faktor sei. Der zunehmenden Nachfrage nach faktorbasierten Bond-Strategien steht jedoch ein bislang unzureichendes Angebot der Assetmanager gegenüber. So meinen neun von zehn Befragten, dass Factor-Investments bei Bonds nicht ausreichend durch passende Produkte abgedeckt seien, schreibt Invesco. “Die Ergebnisse der Befragung signalisieren, dass die Nachfrage nach Faktorstrategien für den Anleihenbereich mit der zunehmenden Erfahrung der Investoren weiter zunehmen wird. Allerdings müssen dafür noch einige Hürden aus dem Weg geräumt werden”, so Elsässer.Bei Aktien gibt es an faktorbasierten Investmentangeboten keinen Mangel. Seit Jahrzehnten arbeiten Fondsmanager und institutionelle Investoren bei der Auswahl von Einzelwerten mit Value, Momentum, Low Volatility, Size und etlichen anderen Faktoren. Die Strategien werden meist über Einzelmandate, Publikumsfonds und Exchange Traded Funds (ETFs) sowie weitere Produkte umgesetzt. Inzwischen gibt es für die einzelnen Faktoren jeweils passende Indizes und ETFs, die ein Investment sowie die Kombination von Faktoren einfach machen. Value ist rückläufigDas Interesse am Factor-Investment ist insgesamt weiter gestiegen. Von den befragten, in Sachen Factor-Investments erfahrenen Investoren weltweit (jeweils etwa zur Hälfte Institutionelle und Finanzberater) hat fast die Hälfte (45 %) ihren Anteil bei Factor-Investments 2018 erhöht. 59 % wollen ihre Allokationen zugunsten von Factor-Investments in den nächsten drei Jahren zudem noch weiter ausbauen. Das ist ein weiteres Ergebnis der Studie von Invesco. In diesem Jahr wurden 241 Investoren interviewt, die insgesamt eine Vermögen von 25 Bill. Euro verwalten.Ein großes Gewicht bei den Auswahlfaktoren spielt weiterhin der Value-Faktor – eines der ältesten Auswahlkriterien überhaupt. Allerdings wollen die befragten Anleger ihre Value-Positionen eher abbauen und favorisieren für die nächsten Monate Quality, Momentum und Low Volatility – auch vor dem Hintergrund der Wertentwicklung des vergangenen Jahres. So gibt Invesco die Performance für die vergangenen zwölf Monate für die Faktoren Low Volatility mit 9,71 % und Momentum mit 9,27 % an, während die Value-Strategie einen Verlust von -1,02 % verbuchte (siehe Grafik). Zum Vergleich: Der nach Marktkapitalisierung gewichtete Standardindex MSCI World kam auf eine Performance von 4,01 % (jeweils per Ende März 2019). Kein Problem mit ESGThema der Umfrage war dieses Jahr auch, inwieweit Nachhaltigkeitskriterien und Factor-Investment zusammenpassen. Immerhin 85 % der Befragten gaben an, dass sie auch ESG-Ansätze bei der Aktienauswahl berücksichtigen – wie auch ökonomische Style-Faktoren. Viele Investoren sind sich allerdings unsicher, ob es zu Wechselwirkungen bei der Kombination dieser Kriterien kommt. Invesco-Manager Elsässer sieht hier jedoch kein Problem: “Durch die Verfügbarkeit von Werten für viele verschiedene ESG-Dimensionen sind Portfoliokonstruktionsmethoden entstanden, die denen ähneln, die im Factor Investing zum Einsatz kommen.”