Rohstoffmärkte

Brent klettert nach Opec-Beschluss

Zum Inkrafttreten der westlichen Sanktionen gegen russisches Öl hat die Opec plus die Beibehaltung der aktuellen Produktionskürzungen beschlossen. Daraufhin stieg der Ölpreis am Montag deutlich.

Brent klettert nach Opec-Beschluss

ku Frankfurt

Mit zeitweise kräftigen Preisanstiegen und einer hohen Volatilität hat der Ölmarkt auf das Inkrafttreten der von den G7-Staaten beschlossenen Preisobergrenze für russisches Öl sowie die Entscheidung der Opec plus reagiert, die Produktion gegenüber dem Vormonat konstant zu halten. Die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude kletterte in der Spitze um 3% auf 88,44 Dollar je Barrel. Am Abend wurde die Sorte dann zu 86,83 Dollar gehandelt, ein Aufschlag von 1,6% gegenüber Vortag. Nach Angaben von Marktteilnehmern haben auch Lockerungen der Anti-Covid-Maßnahmen in China zum Anstieg des Ölpreises beigetragen.

Händlern zufolge herrscht auf dem Ölmarkt eine große Unsicherheit vor, befürchtet wird eine Verknappung des Ölangebots, zumal der stellvertretende russische Premierminister Alexander Nowak am Montag noch einmal bekräftigte, dass Russland kein Öl an Staaten liefern werde, die sich dem Vorhaben der Preisobergrenze anschlössen.

Ministertreffen im Juni

Entgegen dem Wunsch der US-Regierung hat derweil die Opec plus am Sonntag beschlossen, trotz des drohenden Entzugs von russischem Öl die Förderquoten nicht zu verändern. Das Kartell unter Führung von Saudi-Arabien und Russland hatte im Oktober eine sehr umfangreiche Kürzung der Produktion um 2 Mill. Barrel beschlossen. Diese Kürzung wird nun beibehalten. Eine grundlegende Revision der Politik der Opec plus ist nach Ansicht von Analysten erst anlässlich des nächsten Ministertreffens des Kartells Anfang Juni kommenden Jahres zu erwarten.

Ob und wie viel russisches Öl dem Markt durch die G7-Preisobergrenze und den Boykott durch die EU entzogen wird, ist derzeit noch nicht absehbar. So lassen die wichtigen Nachfragerländer China und Indien keine Bereitschaft erkennen, sich der Preisobergrenze anzuschließen. Dies bekräftigte ein namentlich nicht ge­nannter Vertreter des indischen Öl­ministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Zudem be­richtet die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass chinesische Raffinerien ihre Käufe russischen Öls weiter erhöht haben. Ferner wurde durch ei­nen Bericht der „Financial Times“ bekannt, dass Russland eine be­trächtliche Menge an Tankschiffen ge­kauft hat. Über Strohmänner sollen bereits mehr als 100 Tanker er­worben worden sein, darunter 29 sehr große Schiffe der VLCC-Klasse mit mehr als 2 Mill. Barrel Transportkapazität und 31 Schiffe der Suezmax-Klasse mit 1 Mill. Barrel Kapazität. Nach Einschätzung von Analysten benötigt Russland 240 Tanker, um die Sanktionen vollständig zu umgehen.

Die Internationale Energieagentur IEA geht davon aus, dass dem Markt durch die Sanktionen 2 Mill. Barrel pro Tag entzogen werden könnten. Viele Analysten gehen von 1 bis 1,5 Mill. Barrel aus. Die Rohstoffexperten von J.P. Morgan rechnen nur mit geringen Auswirkungen, da Russland in der Lage sei, die Sanktionen zu umgehen, und dabei auf China und Indien setzen könne. Zudem kündigen sich als Reaktion auf die westlichen Sanktionen strukturelle Veränderungen auf dem Ölmarkt an. So berichtet Reuters unter Verweis auf das indische Ölministerium, Raffineriebetreiber des Landes strebten langfristige Lieferverträge mit Russland an, um Lieferunterbrechungen auszuschließen. Damit könnten sich auf dem Ölmarkt neue Beziehungen zwischen Produzenten und Nachfragern ergeben, die denen des Marktes für Erdgas entsprechen. Dies würde den Einfluss des Westens auf den Ölmarkt weiter schwächen.

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