Brexit lässt Dax 2016 stagnieren

ZEW-Prognosetest prognostiziert zum Jahresende einen Stand von knapp über 10 000 Punkten

Brexit lässt Dax 2016 stagnieren

Der deutsche Aktienmarkt wird in diesem Jahr nach Einschätzung von Banken vom britischen EU-Austritt ausgebremst. Zwar erwarten sie für das vierte Quartal wieder steigende Kurse, doch das dürfte auf Jahressicht gerade für eine Stagnation reichen. Dies ist das Ergebnis des ZEW-Prognosetests, den die Börsen-Zeitung exklusiv veröffentlicht.sts Frankfurt – Wer aktuell in den Dax einsteigt, der kann sich nach der durchschnittlichen Einschätzung von 18 vom ZEW befragten Banken bis zum Jahresende auf einen Kursgewinn von rund 7 % einstellen. Im Mittel prognostizieren die Institute zum 30. Dezember einen Stand des Leitindex von 10 209 Zählern. Sollte es dazu kommen, würde der Dax allerdings gut 500 Punkte unter seinem Schlussstand von 2015 liegen – und dies, obwohl eine Dividendenrendite von rund 3 % für 2016 einberechnet wird.Das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragt quartalsweise in Deutschland tätige Banken nach ihren Kapitalmarktprognosen mit Sicht von drei und sechs Monaten. Die aktuelle Erhebung erfolgte mit Stichtag 29. Juni und beinhaltet somit schon das britische Votum für einen Ausstieg aus der Europäischen Union (EU), den sogenannten Brexit.Mit den aktuellen Prognosen liegen die Banken deutlich unter ihren Vorhersagen vom Frühjahr. Im April hatten sie per 30. September noch einen Dax-Stand von 10 476 Zählern vorhergesagt, was zu diesem Zeitpunkt bereits als verhalten gewertet wurde. Nun lautet die Vorhersage für Ende des dritten Quartals 9 733 Stellen und damit nur geringfügig über dem aktuellen Niveau. Stoxx Europe 50 im MinusErst im Schlussquartal könnte der Aktienmarkt den Banken zufolge wieder etwas an Fahrt aufnehmen. Allerdings gehen auch hier die Prognosen auseinander, denn nur 13 der befragten Institute gehen auf Sechs-Monats-Sicht von einem steigenden Dax aus. Die Deutsche Bank ist am pessimistischsten und sagt zum Jahresende einen Dax-Stand von nur 9 350 Stellen voraus, während das Optimisten-Lager von der Hamburger Sparkasse und der National-Bank (jeweils 11 000 Punkte) angeführt wird.Ein ähnliches Bild zeichnen die Prognosen für den Stoxx Europe 50 mit den 50 größten börsennotierten Unternehmen Europas. Hier lautet die Konsensprognose zum Ende des Jahres auf 2 905 Stellen. Damit würde der Index 2016 gut 6 % an Wert einbüßen. Vom aktuellen Niveau würde er jedoch ein Aufwärtspotenzial von knapp 3 % besitzen. Auf Halbjahressicht gibt die Nord/LB mit 2 725 Punkten die niedrigste Vorhersage ab, wohingegen die Hamburger Sparkasse mit 3 160 Stellen am zuversichtlichsten ist.Während die Institute bei der Aktienmarktprognose stark divergieren, zeigt sich bei den Zinsen ein klarer Trend am langen Ende. Keine befragte Bank rechnet auf Sicht von sechs Monaten mit einem weiteren Rückgang der Rendite auf zehnjährige Bundesanleihen. Die Durchschnittserwartung liegt bei 0,21 %. Den niedrigsten Wert sagt dabei die Bayerische Landesbank mit – 0,10 % vorher, die höchste Rendite prognostiziert die BHF-Bank mit 0,9 %. Ruhe am kurzen EndeAm kurzen Ende rechnen die befragten Institute dagegen kaum mit Zinsänderungen. Ausgehend von einem Drei-Monats-Zinssatz von – 0,282 % am Tag der Prognoseabgabe liegen die durchschnittlichen Erwartungen der Teilnehmer auf Drei-Monats-Sicht bei – 0,28 % und auf Halbjahressicht bei – 0,29 %.Für den Euro-Dollar-Wechselkurs prognostizieren die Befragten einen leichten Rückgang. Sie sehen den Euro im Schnitt am Ende des dritten Quartals bei 1,09 Dollar und drei Monate später bei 1,08 Dollar. Aktuell wird die Gemeinschaftswährung bei rund 1,1100 Dollar gehandelt. Helaba erwartet Euro-ParitätUnter den befragten Instituten bilden Julius Bär und die Helaba die beiden Antipoden. Die Landesbank aus Frankfurt gibt mit einem Kurs von 1,05 Dollar auf Drei-Monats-Sicht und 1,00 für sechs Monate die pessimistischste Prognose ab. Hingegen sagt die Schweizer Bank Julius Bär als einziges Institut eine klare Euro-Aufwertung voraus und nennt einen Wechselkurs von 1,15 Dollar für beide Prognosezeiträume.Weitestgehend Einigkeit herrscht unter den Teilnehmern in der Erwartung eines fallenden Ölpreises. Die durchschnittlichen Erwartungen für den Prognosehorizont drei Monate liegen bei 44,44 Dollar je Barrel. Die niedrigste Einschätzung gibt mit 32 Dollar die BHF-Bank ab, die höchste stammt mit 50 Dollar von der Weberbank. Die Konsenserwartung der Teilnehmer an den Ölpreis zum Jahresende beträgt 45,50 Dollar. Das Prognosespektrum erstreckt sich von 35 Dollar (BHF-Bank) bis 51 Dollar (DekaBank). Die DekaBank rechnet auf Halbjahressicht somit als einziges der teilnehmenden Institute mit einem Anstieg des Ölpreises. National-Bank und HaspaDas ZEW untersucht auch immer die Qualität der vorherigen Prognosen. Den ersten Platz in den Punktprognosen verteidigte für den Zeitraum von September 2013 bis Juni 2016 die National-Bank aus Essen. Vom zweiten Platz verdrängte die Hamburger Sparkasse die DekaBank. Bei den Trendprognosen liegt die Hamburger Sparkasse gleichauf mit der Bayerischen Landesbank vorn.