Bund-Refinanzierung

Bund erhöht Bondemissionen leicht

Der Bund wird die Geld- und Kapitalmärkte im zweiten Quartal nur etwas stärker beanspruchen als bislang geplant. Schuldpapiere für zusätzliche 2,5 Mrd. Euro kommen auf den Markt. Einen Meilenstein setzt er im Green-Bond-Segment mit der ersten 30-jährigen grünen Bundesanleihe im Mai.

Bund erhöht Bondemissionen leicht

kjo Frankfurt

Zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Co­vid-19-Pan­demie wird der Bund im zweiten Quartal die Kapitalmärkte stärker beanspruchen als bislang geplant. Allerdings wird es nur eine moderate Anpassung der Emissionsaktivitäten geben, und zwar um insgesamt 2,5 Mrd. Euro. Das stellte Tammo Diemer, Co-Geschäftsführer der Deutschen Finanzagentur, die für das Liquiditäts- und Schuldenmanagement des Bundes verantwortlich zeichnet, gestern in Aussicht.

Vorfinanzierung 2020

Mancher Marktteilnehmer hatte sich angesichts der Höhe des Nachtragshaushaltes mit einer Rekordverschuldung auf eine stärkere Anpassung der Mittelaufnahme und damit der Beanspruchung der Geld- und Kapitalmärkte eingestellt. Diemer verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass ein Teil der nun benötigten Gelder bereits im vergangenen Jahr vorfinanziert worden ist. Außerdem wies er darauf hin, dass eine stärkere Mittelaufnahme in diesem Jahr auch noch bei den anstehenden syndizierten Anleihen vorgenommen werden könnte. Bei Auktionen legt der Bund seine Anleihevolumina vorab verbindlich fest, bei Syndikaten hat er mehr Spielraum und kann je nach Marktlage bei den Emissionen auch das Volumen einer Anleihe kurzerhand heraufsetzen und damit eine hohe Zeichnungsbereitschaft der Investoren in der jeweiligen Situation ausnutzen. Des Weiteren kann der Bund auch Mittel über Sekundärmarktaktivitäten besorgen. In der Marktpflegequote liegen laut Diemer derzeit Bundeswertpapiere im Umfang von rund 180 Mrd. Euro. Zudem kann die Finanzagentur die Repogeschäfte (besichertes Geld) für Mittelaufnahmen nutzen. Die beiden zuletzt genannten Instrumente setzt die Finanzagentur verständlicherweise sehr marktschonend ein.

Die 2,5 Mrd. Euro, die nun zusätzlich in den kommenden drei Monaten aufgenommen werden, wird der Bund wie folgt realisieren. Bei der Aufstockung der 30-jährigen Bundesanleihe mit Fälligkeit im August 2048 am 14. April wird das Emissionsvolumen um 0,5 Mrd. Euro auf 1,5 Mrd. Euro erhöht. Bei der Aufstockung der Bundesobligation Serie 183 am 2. Juni wird das Emissionsvolumen um 1 Mrd. Euro auf 4 Mrd. angehoben. Bei der Aufstockung der siebenjährigen Bundesanleihe mit Fälligkeit im November 2028 am 8.Juni wird das Emissionsvolumen um 1 Mrd. Euro auf nunmehr 4 Mrd. Euro erhöht.

Ungewisse Entwicklung

Angesichts der ungewissen Pandemieentwicklung und der damit verbundenen Herausforderungen für die Haushaltsplanung können auch im dritten und vierten Quartal 2021 Anpassungen an der Emissionsplanung erforderlich werden, die dann entsprechend kommuniziert werden, hieß es bei der Finanzagentur weiter. Mit den zusätzlichen 2,5 Mrd. Euro im zweiten Quartal und den bisherigen Planungen für das dritte und vierte Quartal ergibt sich für das Gesamtjahr 2021 ein Auktionsvolumen von 471,5 bis 473,5 Mrd. Euro. Hinzu kommt das Volumen, das über den Weg der Bankensyndikate emittiert wird. Im vorigen Jahr waren es Emissionen im Umfang von 406,5 Mrd. Euro (vgl. Grafik).

Im zweiten Vierteljahr werden über die Kapitalmarktinstrumente  – dies sind Bundeswertpapiere mit Laufzeiten von zwei bis 30 Jahren –insgesamt 59,5 Mrd. Euro aufgenommen. Im dritten und vierten Quartal werden es gemäß aktuellen Planungen Emissionen im Umfang von 60 bzw. 48 Mrd. Euro sein. Am Geldmarkt werden die Schuldenmanager des Bundes in den kommenden drei Quartalen jeweils konstant pro Monat weitere 60 Mrd. Euro lockermachen.

Fortgesetzt wird auch der Aufbau des Segments der grünen Bundesanleihen, in das der Bund im vorigen Jahr im September sehr erfolgreich gestartet war. Die erste grüne Bundesanleihe mit einer Laufzeit von 30 Jahren – dies ist die längste Anleihelaufzeit, die der Bund den Investoren bereitstellt – soll bereits im zweiten Vierteljahr das Licht der Welt erblicken, und zwar im Mai. Der grüne Bund-Langläufer, der wie die übrigen grünen Bundeswertpapiere als Zwilling zu einer herkömmlichen Anleihe daherkommt, wird die Fälligkeit 2050 aufweisen und auf ein Umlaufvolumen von 20,5 Mrd. Euro kommen. Im Herbst soll es dann noch eine neue grüne zehnjährige Bundesanleihe geben. Im vorigen Jahr war der Bund mit den Laufzeiten von zehn und fünf Jahren in den Green-Bond-Markt gestartet und hatte sich eines sehr regen Investorenzuspruches erfreuen können. Diemer will zuvor auch noch den Allokationsbericht für die grünen Investitionen für 2020 vorlegen. Die Emissionsvolumina der Green Bonds des Bundes sollen laut Diemer in diesem Jahr auf dem Niveau von 2020 liegen, als zwei Papiere für 6,5 (zehn Jahre Laufzeit) bzw. 5 Mrd. Euro (fünf Jahre Laufzeit) kamen. Eine volumenmäßig stärkere Emissionsaktivität aufgrund der guten Stimmung in diesem Marktsegment der grünen, sozialen und nachhaltigen Anleihen steht laut Diemer gegenwärtig nicht zur Diskussion.

Gute Performance

Die grünen Bundeswertpapiere zeigten nach der erfolgreichen Emission auch am Sekundärmarkt eine gute Performance, was die gute Akzeptanz am Markt auch in der Folgezeit unterstreicht. Abzulesen ist das am sogenannten Greenium (Green und Premium). Die ist die Renditedifferenz zwischen der herkömmlichen Bundesanleihe und dem grünen Pendant. Die Renditen der grünen Bundestitel liegen unter den Renditen der konventionellen Bundespapiere. Bei der zehnjährigen grünen Bundesanleihe erreichte das Bund-Greenium zeitweise minus 5 Basispunkte (BP), bei der (fünfjährigen) Bundesobligation war es zeitweise ein Bobl-Greenium von fast minus 4 BP.

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