Bund punktet mit grünem Langläufer
kjo Frankfurt
Der Bund hat den Ausbau seiner Green-Bond-Kurve fortgesetzt. Wie geplant emittierte er die erste grüne Bundesanleihe mit einer Laufzeit von 30 Jahren. Damit hat der Benchmarkemittent der Eurozone nun auch das lange Laufzeitenende im grünen Anleihebereich besetzt und damit den nächsten Meilenstein aufgestellt. 30 Jahre sind auf der Refinanzierungsseite des Bundes die längste Laufzeit. Die Nachfrage nach dem Erstlingswerk des Bundes in Sachen grüner Langläufer war abermals sehr hoch: Fast 40 Mrd. Euro an Zeichnungswünschen kamen für das Papier, das bis 2050 läuft, zusammen. Damit wurde unter Beweis gestellt, dass der Bund auch im Green-Bond-Markt keinerlei Platzierungsprobleme hat. Der neue Bond kam via Bankensyndikat an den Markt.
Der langlaufende „Green Bund“ ging mit einer Spread-Vorgabe von „im Bereich von minus 1 Basispunkt (BP)“ im Vergleich zu den herkömmlichen Anleihen des Bundes, also den nichtgrünen Bundeswertpapieren gleicher Ausstattung (Laufzeit etc.), in die Vermarktung. In dieser Vermarktungsphase kamen von den Investoren bereits Orders von mehr als 27 Mrd. Euro zusammen. 1,95 Mrd. Euro kamen von den federführenden Banken selbst an Zeichnungswünschen. Die Lead-Manager platzierten aufgrund der guten Nachfragesituation die 30-jährige grüne Bundesanleihe zu einem Spread von minus 2 BP im Vergleich zu der ausstattungsgleichen nicht-grünen Bundesanleihe. 6 Mrd. Euro wurde der Titel schwer, was angesichts einer schlussendlichen Orderlage von mehr als 38,9 Mrd. Euro für die Lead-Banken keinerlei Probleme bedeutete. Konsortialführer waren die Häuser Bank of America, BNP Paribas, Citigroup, Commerzbank, DZ Bank und HSBC.
Die 30-jährige grüne Bundesanleihe ist wie die meisten Bundestitel, die in der jüngeren Vergangenheit kamen, mit einem Kuponzins von 0% ausgestattet. Sie ging zu einem Reoffer-Preis von 89,215% an die Investoren und lag bei einer Rendite von 0,391%. Das Papier kam somit zu Konditionen an den Markt, die einen Abschlag von 2 BP im Vergleich zu den herkömmlichen Anleihen beinhalteten. Anleger sind somit weiter bereit, einen Abschlag bei der Rendite hinzunehmen, wenn ihre Gelder grünen Verwendungszwecken zugeführt werden. Die ist am Markt allgemein zu beobachten. Bezeichnet wird das als sogenanntes Greenium, zusammengesetzt auf Green und Premium. Es ist durch die Bank weg zu beobachten, dass grüne Anleihen eines Emittenten zu geringeren Renditen am Markt platziert werden können als die herkömmlichen nicht-grünen Anleihen der gleichen Emissionsadresse.
Höhere Gewichtung
Grüne, soziale, nachhaltige und nachhaltigkeitsgebundene Anleihen laufen am Bondmarkt sehr gut, nicht nur im Primärmarkt, sondern auch am Sekundärmarkt. Die Nachfrage nach diesen Papieren ist regelmäßig sehr hoch, abzulesen an hohen Überzeichnungen bei den Emissionen. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Nachfrage auch in den kommenden Wochen und Monaten in diesem Marktsegment hoch bleiben werden. In der Krise hat das Green- und Sustainability-Bond-Segment nochmals einen Schub erfahren. Viele Emittenten und auch Anleger gewichten unter dem Eindruck der Covid-19-Krise das Thema noch höher.
Das stellt auch die Ratingagentur Moody’s in ihren Statistiken zum ersten Quartal fest. Die weltweiten Emissionen von grünen, sozialen, nachhaltigen und nachhaltigkeitsgebundenen Anleihen belief sich im ersten Quartal 2021 auf den Rekordwert von umgerechnet 231 Mrd. Dollar, was einer Steigerung von 19% gegenüber dem Vorquartal entspricht und mehr als dreimal höher als im gleichen Quartal des Vorjahres ist, konstatiert Moody’s Investors Service. „Das Volumen nachhaltiger Anleihen steigt in diesem Jahr aufgrund des starken anhaltenden Interesses der Emittenten von Schuldtiteln und der Investoren“, sagt Matthew Kuchtyak, Analyst in der ESG Group von Moody’s Investors Service. Auch die Politik diverser Regierungen, die sich auf den Klimawandel und die nachhaltige Entwicklung konzentrierten, würden global das weitere Marktwachstum und die Harmonisierung in diesem Segment vorantreiben.
Die Summe von 231 Mrd. Dollar im ersten Quartal setzte sich aus Rekordvierteljahresvolumina in jedem der drei Segmente zusammen. Darunter waren grüne Anleihen im Wert von 99 Mrd. Dollar, soziale Anleihen über 90 Mrd. Dollar und 42 Mrd. Dollar, die über Nachhaltigkeitsanleihen aufgenommen wurden. Nachhaltige Anleihen machten im ersten Quartal 9,4% der weltweiten Emission von Schuldtiteln aus. Das ist das zweithöchste vierteljährliche Volumen seit Bestehen dieser Aufzeichnungen. Moody’s geht davon au, das diese Bonds in diesem Jahr auf einen Anteil in der Größenordnung von 8 bis 10% aller Bondemissionen kommen. Der gesamte Markt für grüne, soziale und Nachhaltigkeitsanleihen sei auf dem besten Weg, die Prognose von umgerechnet 650 Mrd. Dollar für das gesamte Jahr 2021 zu übertreffen.
Markt wächst weiter
Die Emittenten von Schuldtiteln würden sich weiterhin verstärkt auf nachhaltigkeitsgebundene Anleihen und Kredite konzentrieren. Die Emissionen nachhaltigkeitsgebundener Anleihen stiegen um 57% auf ein neues Quartalshoch von 8,6 Mrd. Dollar. Emittenten suchen laut Moody’s den Zugang zu nachhaltigkeitsorientierten Anlegern bei gleichzeitiger Wahrung der Flexibilität auf der Verwendungsseite. Nachhaltigkeitsbezogene Kredite beliefen sich im ersten Quartal auf 97 Mrd. Dollar, das entspricht einem Plus von 29% gegenüber dem vorherigen Rekord aus dem vierten Quartal 2020. Die sich schnell entwickelnde politische und regulatorische Landschaft stelle nachhaltige Finanzen in den Vordergrund. Das werde das Wachstum dieser Anleihen weiter unterstützen.