"Chance für viele Dekaden"

J.P. Morgan sieht langfristig großes Potenzial in den Schwellenländern - Viele liquide A-Shares in China

"Chance für viele Dekaden"

Drei Experten von J.P. Morgen Asset Management haben in Frankfurt die Perspektiven Asiens und der Schwellenländer beleuchtet. Aufgrund der überdurchschnittlichen Wachstumsperspektiven würden sich insbesondere langfristig zahlreiche Investmentgelegenheiten für Aktien aus diesen Regionen bieten. wrü Frankfurt – Die Bedeutung Asiens, Chinas und der Schwellenländer insgesamt für die internationalen Kapitalmärkte hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur deutlich erhöht, sondern wird auch noch markant zunehmen. Entsprechend bieten sich auch entsprechende Investmentgelegenheiten, insbesondere für aktive Manager, die nicht nur den globalen Blick haben, sondern auch im engen Dialog mit den einzelnen Unternehmen stehen. Diese Ergebnisse wurden gestern in Frankfurt im Taunustor auf einer Veranstaltung von J.P. Morgan Asset Management präsentiert. Insgesamt beschäftigen sich bei der Gesellschaft knapp 100 Analysten und Portfoliomanager mit den Schwellenländern, und natürlich sei man in der Wachstumsregion Asien mit mehreren Büros in wichtigen Finanzzentren vor Ort präsent.”Warum Asien?”, fragte Joanna Kwok, die preisgekrönte Fondsmanagerin des Asia Growth Fund von J.P. Morgan, und erklärte: “60 % der Weltbevölkerung leben in Asien.” Und die wachsende Mittelklasse in Asien sei ein starker Wachstumstreiber. Es handele sich um eine langfristige, strukturelle Story. Kwok wörtlich: “Das ist eine Chance für viele Dekaden.”Fondsmanager Austin Forey, der sich seit mehr als 30 Jahren mit Schwellenländern beschäftigt und den Emerging Markets Equity Fund des Hauses mitlenkt, sagte: “Chinas A-Shares sind die Zukunft der Schwellenländer.” Denn zum einen sei ihr Gewicht im MSCI Emerging Markets Index im vergangenen Jahr deutlich gewachsen. Zum anderen gebe es 933 liquide chinesische A-Shares im Vergleich zu 648 liquiden Titeln im verbleibenden Rest der Schwellenländer. Zugang zu Wachstum”Der A-Shares-Markt bietet Zugang zu strukturellem Wachstum”, erläuterte denn auch Luke Richdale, Leiter der Investment-Spezialisten des Emerging-Markets- und Asien-Pazifik-Teams des Vermögensverwalters. “Und der Aktienindex CSI 300 hat zuletzt mit die beste Performance der Schwellenländer gezeigt.”Beim Marktausblick äußerte sich Richdale eher vorsichtig. Das Wachstum der Weltwirtschaft habe sich zuletzt deutlich abgeschwächt, doch sei der Konsum insbesondere in den USA robust. Daher sei das Risiko einer Rezession gering. Und die Notenbanken stellten kräftig Liquidität zur Verfügung, so dass die Wirtschaft sich in dem Stadium des “muddle through”, also des Durchwurschtelns befinde. Kritisch für die Schwellenländer bleibe die feste Tendenz des Dollar, allerdings geht Richdale von einer Abschwächung der US-Währung aus. Dies wäre dann günstig für die Schwellenländer. Eine neue Realität, die bleiben dürfte, sei der Handelskonflikt. Vor diesem Hintergrund werde es weiterhin viel Lärm an den Märkten geben.Die Makrodaten für China seien zuletzt schwächer ausgefallen, aber eben auch keine Katastrophe. Daher sei ein großer Stimulus durch die chinesischen Behörden nicht notwendig. Die Bewertungskennziffern der Aktienmärkte der Schwellenländer seien “in line” mit den langfristigen Durchschnitten. Bei den Unternehmensgewinnen erwarte der Konsensus für 2019 inzwischen einen Rückgang von 9 %. “Wir erwarten nur einen halb so großen Rückgang”, sagte Richdale. Insgesamt sei die schlechte Nachricht von den Gewinnen bereits eingepreist. Lebensversicherer interessantAuf Sektorebene erwartet J.P. Morgan in den Schwellenländern in den kommenden fünf Jahren bei Immobilien, Finanztiteln und IT-Werten die höchsten Renditen. Auch in seinem Emerging Markets Equity Fund hat der Vermögensverwalter Finanzwerte mit einem Portfoliogewicht von 39,9 % hoch gewichtet. Laut Portfoliomanager Forey sind insbesondere Lebensversicherer aufgrund des wachsenden Wohlstands in vielen Ländern Asiens interessant. Auch gut geführte Banken mit technologisch führender Stellung würden zulegen. In Russland hält J.P. Morgan die Sherbank, das dort größte Institut, für gut aufgestellt. Als anderes Beispiel für ein Investment führte Forey im Konsumsektor Hangzhou Robam Appliances an, die so etwas wie die chinesische Miele sei.Auch in den Emerging Markets sind laut Forey die Governance eines Unternehmens und ESG insgesamt wichtig. Dabei verwende man nicht die ESG-Ratings von MSCI, sondern bilde sich durch die genaue Beobachtung eines Unternehmens ein eigenes Urteil. Als Beispiel für ein Fehlurteil einer Ratingagentur durch Zurückschauen (“backward looking”) führt er die Yes Bank an.Fondsmanagerin Kwok setzt in ihrem Asia-Growth-Produkt auf die Trends “premiumisation” (der zunehmende Erwerb von Premium-Produkten), eine global führende Stellung in der Produktion von Gütern (“manufacturing leader”) sowie auf Technologiefirmen mit einer führenden Stellung. Dazu gehöre zum Beispiel die chinesische Ping-An-Gruppe.