China-Börsen geben neue Rätsel auf
Chinesische Aktien stehen unter erneutem Abgabedruck. Es verdichten sich die Anzeichen dafür, dass die Regierung ihre mehrmonatige Stützungskampagne für den Aktienmarkt zurückfährt.nh Schanghai – Am chinesischen Aktienmarkt setzt erneut das Rätselraten über die Bereitschaft der Regierung ein, die seit zwei Monaten laufenden staatlichen Stützungsmaßnahmen zum Verhindern einer noch schärferen Abwärtskorrektur der Festlandbörsen fortzusetzen. Nach einer mehrtägigen feiertagsbedingten Handelspause standen die chinesischen Aktien am Montag sofort wieder unter Druck. Der marktbreite Leitindex Shanghai Composite büßte um 2,5 % auf 3 080 Punkte ein und liegt nun wieder gut 40 % unter dem zur Junimitte erreichten Siebenjahreshoch von 5 166 Punkten.Der chinesische Aktienmarkt hatte bereits in der vergangenen Woche unter starkem Verkaufsdruck gestanden, allerdings sah man neu angekurbelte Stützungskäufe, mit denen jeweils kurz vor Handelsschluss besonders marktschwere Titel gezielt nach oben getrieben wurden. Nach Auffassung der Marktteilnehmer sollte damit verhindert werden, dass die führenden Indizes im Vorfeld der am Donnerstag und Freitag begangenen Feierlichkeiten zur Beendigung des Zweiten Weltkriegs in Asien vor 70 Jahren und einer Militärparade in Peking abstürzen und die Verluste das Stimmungsbild trüben.Auch zur Stabilisierung des Yuan-Kurses hatten die Behörden zuletzt stark in den Markt eingegriffen. Dadurch schmolzen die Devisenreserven im August im Rekordtempo um 93,9 Mrd. Dollar auf nun noch 3,557 Bill. Dollar.Nun, da die Feierlichkeiten absolviert sind, scheint der Elan nachzulassen. Marktteilnehmer betonen, dass am Montag keine Stützungskäufe zu beobachten waren. Besonders marktschwere Titel büßten im späten Handel ein. So fiel der Large Cap Index SSE 50 in Schanghai um 4,9 %.Für eine einstweilige Unterbrechung der Auffangmaßnahmen sprechen auch Äußerungen des chinesischen Zentralbankchefs Zhou Xiaochuan. Er ließ beim G20-Treffen am Wochenende in Ankara verkünden, die Verkaufswelle an Chinas Börsen stehe vor ihrem Ende. Man erwarte, dass der Aktienmarkt wieder stabiler werde. In einer Mitteilung der Wertpapieraufsichtsbehörde heißt es aber, dass die Regierung bei abnormen Marktbewegungen nicht untätig bleiben werde. Sie kündigte an, dass der Börsenhandel künftig bei extremen Schwankungen gestoppt werden soll. Zuvor hatte die Terminbörse China Financial Futures Exchange (CFFE) Maßnahmen zur Begrenzung des Handels von Aktienindex-Futures bei “anormalen” Marktsituationen getroffen.Bei der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua heißt es, der Handel mit einer Reihe von Aktien solle wieder freigegeben werden. Die Titel waren im Zusammenhang mit den Auffangmaßnahmen wochenlang vom Handel ausgesetzt. Diese Titel kommen auf einen Marktwert von umgerechnet 16 Mrd. Euro.Auch diese Maßnahme spricht für eine stärkere Zurückhaltung Pekings bezüglich weiterer Eingriffe in den Aktienmarkt. Zuvor hatten einflussreiche US-Fondsmanager, darunter Mark Mobius von Franklin Templeton Investments, erklärt, dass Peking die fortwährende Stützung des Aktienmarktes für aussichtslos halte und bereit sei eine kontrollierte Abwärtskorrektur hinzunehmen. Dabei sehen die Experten noch einen Korrekturbedarf von 15 bis 20 %.