China-Börsen machen kräftigen Satz nach oben

Verfrühter Jubel um neuen Hongkonger Börsenlink

China-Börsen machen kräftigen Satz nach oben

nh Schanghai – Chinas Aktienmärkte sind nach einer mehrwöchigen Lethargiephase wieder kräftig in Schwung gekommen. Am Dienstag sprang an der Börse Schanghai der marktbreite Hauptindex Shanghai Composite überraschend um 4,3 % auf knapp 3 460 Punkte an. Der die größten Werte an den Börsen Schanghai und Shenzhen umfassende Index CSI 300 zog noch kräftiger um 4,7 % auf 3 629 Punkte an.Für das ruckartig verbesserte Anlegersentiment gibt es verschiedene Erklärungen. Zum einen scheinen die Investoren nach der Veröffentlichung einiger vager Details zu dem in der vergangenen Woche von der Staatsführung gebilligten, aber noch nicht veröffentlichten Fünfjahresplan wieder so etwas wie Reformelan und Aufbruchstimmung zu spüren. Für gute Laune sorgten am Vorabend von Nachrichtenagenturen verbreitete Äußerungen des Staatspräsidenten Xi Jinping, mit denen klargemacht wird, dass die Staatsführung im neuen Fünfjahresplan ein als Untergrenze zu verstehendes Wachstumsziel von 6,5 % gesetzt hat.So versicherte Xi, dass es China gelingen werde, in den kommenden fünf Jahren ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von mindestens 6,5 % zu erzielen, und die Wirtschaft damit keinen Einbruch erleben werde. Das Gros der Ökonomen rechnet zwar vorerst weiterhin damit, dass Chinas Wirtschaft im Zuge des strukturellen Umbaus weiter abkühlt und das zuletzt bei 6,9 % einlaufende BIP-Wachstum weiter absinken wird, doch setzen die Marktteilnehmer auf verstärkte fiskalische und geldpolitische Impulse aus Peking. Versehentlich veröffentlichtFür regelrechten Jubel unter den chinesischen Börsianern sorgte dann eine allerdings nur vermeintliche Ankündigung des chinesischen Zentralbankpräsidenten Zhou Xiaochuan, dass die in Planung stehende Verknüpfung zwischen der Börse Shenzhen und der Börse Hongkong, und damit das Pendant zu dem im vergangenen Herbst etablierten Link zwischen Schanghai und Hongkong (Shanghai Hong Kong Stock Connect), noch in diesem Jahr anlaufen soll. De facto aber war versehentlich auf der Webseite der Zentralbank eine Rede von Zhou vom Mai dieses Jahres neu verbreitet worden, in der der Zentralbankpräsident damals die Aussicht auf eine zügige Eröffnung der grenzüberschreitenden Handelsverknüpfung zwischen der Festlandbörse Shenzhen und dem von internationalen Investoren frequentierten Hongkonger Markt unterstrichen hatte. Crash bringt VerzögerungDer dramatische chinesische Börsencrash vom Juni und die nachgelagerten monatelangen Verwerfungen rund um staatliche Stützungsprogramme für den Aktienmarkt hatten das Projekt aber zunächst wieder hintanstellen lassen. So wies die Zentralbank am Mittwoch darauf hin, dass es sich um eine veraltete Rede handelte, während man sich an der Hongkonger Börse zu versichern beeilte, dass noch keine Vereinbarungen mit der Börse Shenzhen getroffen worden sind und entsprechende regulatorische Voraussetzungen noch nicht erfüllt sind.Erstaunlicherweise folgte den Dementis dann aber keine signifikante Marktkorrektur mehr, so dass vor allem chinesische Brokergesellschaften, die von dem bilateralen Handelszugang profitieren würden, am Mittwoch mit hohen Kursgewinnen aus dem Markt gingen. Auch die Aktie des Börsenbetreibers Hong Kong Exchanges stand zum Handelsschluss in Hongkong noch gut 4 % im Plus, nachdem sie in der Spitze um 9 % geklettert war. Der Hongkonger Hang Seng konnte einen Tagesgewinn von 2,2 % auf 23 054 Punkte verbuchen, während der Hang Seng China Enterprises Index um 2,7 % auf 10 456 Punkte ging.