DEVISENWOCHE

China erkauft sich Yuan-Stabilität

Von Stefan Schaaf, Frankfurt Börsen-Zeitung, 13.12.2016 Es scheint, als ob sich die chinesische Währung im freien Fall befindet. Fast täglich erreicht derzeit der in Schanghai (onshore) oder Hongkong (offshore) ermittelte Kurs zum Dollar neue...

China erkauft sich Yuan-Stabilität

Von Stefan Schaaf, FrankfurtEs scheint, als ob sich die chinesische Währung im freien Fall befindet. Fast täglich erreicht derzeit der in Schanghai (onshore) oder Hongkong (offshore) ermittelte Kurs zum Dollar neue Tiefststände. Die gesamte Aufwertung seit der partiellen Freigabe des Kurses bei gleichzeitigen Interventionen der People’s Bank of China (“Dirty Floating”) im Juni 2010 ist wieder verpufft, der Yuan ist sogar ein wenig schwächer. Gestern mussten für 1 Dollar bis zu 6,9163 Yuan gezahlt werden, womit der Kurs nahe seines kürzlich erreichten Achtjahrestiefs liegt. Nur zum Dollar schwachSicherlich, auch andere Währungen wie das britische Pfund haben deutlich abgewertet, doch angesichts der von vielen Währungsanalysten vorhergesagten kontinuierlichen Yuan-Aufwertung ist die Abwertung zum Dollar im bisherigen Jahresverlauf von rund 6 % erstaunlich. Der Yuan ist aktuell auf dem besten Weg, sein schlechtestes Jahr seit Beginn der Wirtschaftsreformen vor bald 40 Jahren zu sehen.Und der Kursrutsch wäre wohl noch stärker, wenn die Notenbank in Peking nicht kontinuierlich Dollar zur Stützung aus ihrem reichen Devisenschatz verkaufen würde. Die Reserven sind von 4 Bill. Dollar zur Mitte des Jahres 2014 auf zuletzt nur noch 3,1 Bill. Dollar geschrumpft. Solange die People’s Bank of China weiterhin Dollar auf den Markt wirft – in der Regel in Form von US-Staatsanleihen -, dürfte es für die neue US-Administration nur zu deutlich höheren Zinsen möglich sein, die geplanten hohen Haushaltsdefizite zu finanzieren, was den Dollar weiter stärkt. Währungskorb ist stabilGewiss, der Dollar ist für den Yuan wie für jede andere Währung auch die wichtigste Bezugsgröße am Devisenmarkt. Das Verhältnis zur Weltleitwährung sagt etwas darüber aus, wie die globale Kaufkraft einer Volkswirtschaft und damit der Wohlstand eines Landes sich entwickeln. Zudem ist der Dollar-Wechselkurs in aller Regel der liquideste und meistgehandelte Gegenpart einer Währung.Auch für den Yuan trifft dies zu, doch dessen Abwertung ist vor allem auch ein Spiegelbild der Stärke des Dollar. Diese ist die Folge von steigenden Inflations- und Zinserwartungen für die USA. Bei einem breiteren Blick auf den Währungsmarkt sieht das Bild für den Yuan ohnehin ganz anders aus. Der offizielle handelsgewichtete Yuan-Korb, der quasi den Außenhandel der Volksrepublik am Währungsmarkt abbildet, ist im laufenden Jahr nur leicht gefallen. “Angesichts der diversen Markturbulenzen des laufenden Jahres gleicht Chinas Währung demnach fast schon einem Fels in der Brandung”, stellt DZ-Währungsanalystin Dorothea Huttanus fest. “Dieses Ergebnis ist China aber nicht etwa in den Schoß gefallen, sondern wurde mit zuletzt nicht unerheblichen Interventionen zur Dämpfung des Aufwertungsdrucks im Dollar-Yuan-Kurs ,erkauft”`. Der Rückgang der Währungsreserven um 69 Mrd. Dollar allein im November “dürfte zwar zu mindestens einem Drittel auf währungsbedingte Bewertungseffekte zurückzuführen gewesen sein, unter dem Strich hat der Kapitalabfluss aus China aber wieder spürbar zugenommen”. ReservewährungOhnehin sind aus chinesischer Sicht andere Faktoren als eine Auf- oder Abwertung relevant, jedenfalls solange diese nicht aus dem Ruder läuft und sich selbst verstärkt. Die Volksrepublik verfolgt das strategische Ziel, seine auch Renminbi genannte Währung zum Global Player an der Seite von Dollar, Euro, Yen und Pfund Sterling zu machen. Einen ersten großen Erfolg erzielte sie Anfang Oktober mit der Aufnahme in den Korb der globalen Reservewährungen, der bislang aus den vier genannten Valuten bestand.Auch der beständige Anstieg des durchschnittlichen täglichen Handelsvolumens auf umgerechnet rund 200 Mrd. Dollar spricht dafür, ebenso wie die globale Verbreitung des Offshore-Handels. Wobei sich die hohen Erwartungen an das Clearing in Frankfurt bislang nicht erfüllten, wie Bernd Meist, Deutschlandchef der Bank of China, kürzlich während einer Konferenz einräumte. Allerdings bestehen Hindernisse auf dem Weg zur globalen Währung. So sank laut Daten des Zahlungsabwicklers Swift jüngst die Rolle des Renminbi als Handelswährung zugunsten des Euro. BIZ: Hürden überwindenAuch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich weist in ihrem jüngsten Quartalsbericht auf Hemmnisse hin. “Diese schließen zusätzlich zur geringen Liquidität abseits des Währungspaares Dollar/Yuan Kapitalverkehrskontrollen, den Abstand zwischen Offshore- und Onshore-Wechselkursen sowie die fehlende Auswahl beim CLS-Settlement ein.” CLS bezeichnet ein internationales Interbanken-Zahlungsabwicklungssystem. Allerdings sollten diese Hürden “schneller, als viele erwarten”, überwunden werden, heißt es weiter. Dazu trage der wachsende Renminbi-Handel bei, aber auch, dass es immer mehr Finanzprodukte auf die Währung gebe, insbesondere im Bereich Terminkontrakte. Die Internationalisierung des Yuan geht also weiter.