China hadert mit Yuan-Spekulation

Zentralbank fürchtet hohe Mittelabflüsse - Neue Kapitalverkehrsschranken und Squeeze im Offshoremarkt

China hadert mit Yuan-Spekulation

Der chinesische Yuan mag in den vergangenen beiden Wochen relativ stabil zum Dollar gewesen sein. Doch an den Märkten steht die Devise weiter unter Abwertungsverdacht. Gegenwärtig hält die Zentralbank mit Interventionen und dem Vernehmen nach auch mit Beschränkungen von Offshore-Yuan-Transaktionen dagegen. Hinzu kommen Tiraden in chinesischen Parteizeitungen, die vor spekulativen Angriffen auf den Yuan warnen.Von Norbert Hellmann, SchanghaiDie anhaltenden Spannungen am chinesischen Finanzmarkt und Unsicherheiten über den konjunkturellen Werdegang Chinas in diesem Jahr machen es der People`s Bank of China (PBOC) derzeit um einiges schwerer als noch im Jahr 2015, der Lage Herr zu werden. Es gilt für die Notenbank in Peking, den Kurs des chinesischen Yuan auf einem Niveau zu halten, das geeignet ist, das Anlegervertrauen wieder zu stärken und den immer wieder aufkeimenden Gerüchten über neue Abwertungsrunden für den Yuan entgegenzuwirken. Etwas Ruhe im KartonTatsache ist freilich, dass die gegenwärtigen Bewegungen am Devisenmarkt eher Ruhe signalisieren. Nach einer Abschwächung des Yuan gegenüber dem Dollar um rund 1,4 % in der ersten Januarhälfte, die in Verbindung mit kräftigen Einbrüchen am chinesischen Aktienmarkt Schockwellen an die internationalen Finanzmärkte aussandte, hat sich das Marktgeschehen wieder stabilisiert. Zuletzt notierte die Devise, die im freien Handel täglich um 2 % um den von der Zentralbank gesetzten offiziellen Referenzkurs zum Dollar schwanken darf, kaum verändert bei 6,58 Yuan zum Dollar. Damit hat der Yuan im bisherigen Jahresverlauf 1,3 % gegenüber dem Greenback eingebüßt. Unter Einrechnung der von einer Reform des Wechselkursmechanismus ausgelösten kräftigeren Abwertungsrunde im August 2015, hat sich der zuvor lange bei etwa 6,20 Yuan zum Dollar gehaltene Kurs binnen sechs Monaten um etwa 6 % abgeschwächt.Verglichen mit dem Abstieg anderer asiatischer Schwellenländer-Währungen gegenüber einem unaufhaltsam erstarkenden Dollar ist dies eine relativ unspektakuläre und auch nicht sonderlich volatile Devisenkursbewegung. Allerdings scheinen auch kleine Ausschläge des Yuan für überproportional heftige Reaktionen an weltweiten Finanzmärkten zu sorgen, immer vorausgesetzt natürlich, dass damit eine Abschwächung des Yuan verbunden ist.Mit einer solchen verbinden die Marktteilnehmer nämlich einerseits ein Schwächesignal zur chinesischen Konjunkturentwicklung und befürchten andererseits, von China ausgehende Deflationseffekte mit negativen Konsequenzen für die globalen Wachstumsperspektiven. Attacke auf George SorosDerzeit scheinen nicht nur bei westlichen Finanzmarktakteuren die Nerven blank zu liegen, auch die chinesische Regierung beziehungsweise Parteiführung echauffiert sich über den von ausländischen Investoren entfachten Konjunkturpessimismus zu China und begleitende Versuche, den Yuan schwach zu reden.Zuletzt hatten sich chinesische Parteizeitungen vor allem auf den bekannten Investor und Milliardär George Soros eingeschossen, dessen Hedgefondsvehikel in den 1990er Jahren Berühmtheit mit spekulativen Attacken gegen das britische Pfund im Jahr 1992 und einige asiatische Schwellenländer-Währungen im Rahmen der Asienkrise 1997 erlangt hatte. Soros hatte sich vergangene Woche bei einem Auftritt auf dem Davoser Weltwirtschaftsforum als China-Pessimist geoutet, der der Wirtschaft im Reich der Mitte eine “harte Landung” prophezeit. Zwar machte Soros keine direkten Äußerungen zu Baissespekulationen in Sachen Yuan, aber Chinas Staatsmedien fahren nun dennoch schwere rhetorische Geschütze auf und geißeln Soros wie auch andere Investoren dafür, die China-Panik weiter anzufachen.Zuletzt legte am Mittwoch die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua mit einem Kommentar nach, in dem Yuan-Shortseller dafür verhöhnt werden, ihre Hausaufgaben nicht gemacht zu haben, beziehungsweise davor gewarnt werden, sich mit Yuan-Baissespekulationen die Finger zu verbrennen.Solche Tiraden kann man sicherlich als ein Indiz dafür nehmen, dass sich in Peking Nervosität über den weiteren Werdegang der chinesischen Währungspolitik breitmacht. Als eigentlicher Gefahrenfaktor gilt dabei ein von Yuan-Baissespekulationen weiter angefachter Kapitalexodus. Jüngsten Expertenschätzungen zufolge haben sich die Kapitalabflüsse aus China im Dezember weiter kräftig erhöht und dürften sich nun für das gesamte zurückliegende Jahr auf gut 1 Bill. Dollar summieren. Das wäre nicht nur ein Rekordwert, sondern auch das Sieben- bis Achtfache der für das Jahr 2014 veranschlagten Kapitalabwanderung in Höhe von 134 Mrd. Dollar. Exporteure horten DollarDie Problematik verschärft sich dem Vernehmen nach dadurch, dass chinesische Exporteure mittlerweile Dollar horten, anstatt sie wie bislang rasch in Yuan zu konvertieren, um von einer (über lange Jahre hinweg quasi sicheren) Aufwertung der chinesischen Devise zu profitieren. Für die Zentralbank heißt dies, dass sie stärker als sonst intervenieren muss, um den Yuan auf dem gegenwärtigen Niveau zu halten. Damit wiederum ist ein latenter Liquiditätsentzug für das chinesische Bankensystem verbunden, der die Zentralbank zu immer gewaltigeren Einschüssen via Repogeschäfte am Geldmarkt veranlasst. Druck im Hongkonger MarktIn jedem Fall scheint die PBOC bemüht, auch andere Hebel in Bewegung zu setzten, um einen Kapitalexodus zu erschweren. Dem Vernehmen nach müssen ausländische Firmen zuletzt aufwendigere Dokumentations- und Belegpflichten erfüllen, um Gelder in ihre Heimatländer zu repatriieren. Gleichzeitig sollen ausländische Banken seit Wochenbeginn erstmals mit der Auflage einer Vorhaltung von Mindestreservegeldern für ihre offshore in Hongkong geparkte Yuan-Gelder konfrontiert worden sein. Bislang hat die Mindestreserve bei Auslandsbanken nur für Yuan-Depositen auf dem chinesischen Festland gegriffen.Diese Maßnahmen laufen darauf hinaus, die Liquidität im Hongkonger Offshoremarkt zu begrenzen, um mit einem typischen Squeeze, der zu steigenden Refinanzierungskosten führt, Baissespekulationen gegen den Yuan im Offshoremarkt prohibitiv teuer zu machen.