China sucht Schuldige des Crash

Journalist soll mit Gerüchten absichtlich Panik verbreitet haben - Broker angewiesen, Aktien zu kaufen

China sucht Schuldige des Crash

Ein Mitarbeiter des Wirtschaftsmagazins Caijing hat angeblich gestanden, mit bewusst verbreiteten falschen Gerüchten Panik am Aktienmarkt verbreitet zu haben.Von Ernst Herb, HongkongDie Suche nach den Gründen der anhaltenden erhöhten Volatilität bzw. des Crashs an den Festlandbösen hat mit der Verhaftung einer Reihe von Brokern, Beamten der Marktaufsichtsbehörde und eines Finanzjournalisten in den vergangenen Tagen immer weiter Kreise gezogen. Die Polizei ermittelt wegen angeblicher Insidergeschäfte und Marktmanipulationen. Am Montag berichteten staatliche Medien, dass Wang Xiaolu, ein Reporter der Wirtschaftspublikation Caijing, mit von ihm “verbreiteten falschen Informationen” an den Märken für Unruhe gesorgt habe. Caijing berichtete Mitte Juli, dass die Regierung vorhabe, ihre die Aktienkurse stützenden Maßnahmen zurückzuziehen.Mittlerweile hat die Marktaufsichtsbehörde China Securities Regulatory Commission (CSRC) die eigenen Angestellten davor gewarnt, ihre privilegierte Stellung zum illegalen Wertpapierhandel zu missbrauchen. Fast Zeitgleich gab Citic, das führende chinesische Brokerhaus, bekannt, dass in der Vorwoche acht seiner Angestellten zur Befragung in Polizeihaft genommen worden seien. In einem Bericht von Xinhau vom Sonntag hieß es, 197 Personen seien mittlerweile wegen Verbreitung von Gerüchten über marktrelevante Informationen und den Industrieunfall in der ostchinesischen Hafenstadt Tianjin bestraft worden. Über die Form und das Ausmaß der Strafe sind keine Angaben gemacht worden. Angesichts der strikten staatlichen Zensur und der fehlenden Gewaltentrennung ist es für außenstehende schwer zu beurteilen, inwiefern die Vorwürfe auch begründet sind. Börse Schanghai schwächerFür Bürger Festlandchinas ist das Geständnis Wangs umso schwerer einzuordnen, waren in den traditionellen Medien – anders als in Internetforen und im wirtschaftlich autonomen Hongkong – in den vergangenen Tagen die Turbulenzen am Aktienmarkt kein oder nur ganz am Rande ein Thema. Die Meldung über neue Erkenntnisse der angeblichen Marktmanipulationen konnte der Nervosität an den Börsen Schanghai und Shenzhen denn auch kein Ende bereiten. Der Schanghaier Hauptindex gab am Montag um bis zu 3,8 % und schloss mit einem Minus von 0,8 % bei 3 207 Punkten. Die ist umso bemerkenswerter, als die Regierung die 50 führenden Brokerhäuser über das Wochenende anwies, Aktien im Wert von 100 Mrd. Yuan (15,7 Mrd. Dollar) zu kaufen und ihre Aktienrückkäufe zu erhöhen. Die Regierung und die ihr direkt unterstellte Notenbank versuchten in den vergangenen Tagen mit einer ganzen Reihe von fiskalischen, administrativen und geldpolitischen Schritten der an Dynamik verlierenden Konjunktur Impulse zu versetzen. Premierminister Li Keqiang hält an seinem Wachstumsziel für das laufende Jahr von “rund 7 %” fest. Doch dürfte die verstärkte Volatilität an den Börsen angesichts der im internationalen Vergleich nach wie vor hohen Bewertungen chinesischer Aktien sowie auch des schlechten Informationsflusses weiter anhalten.