China wertet Yuan drastisch ab - Heftige Reaktionen an den Märkten

Anleger sorgen sich um Konjunktur im Reich der Mitte - Deutsche Autobauer und Zulieferer unter Druck

China wertet Yuan drastisch ab - Heftige Reaktionen an den Märkten

nh/kjo/sp Schanghai/Frankfurt – Paukenschlag in China: Die Zentralbank hat gestern den Yuan gegenüber dem Dollar um fast 2 % abgewertet. Das war die größte bislang gesehene Abwertung innerhalb eines Tages. Die Währungshüter wollen sich damit gegen die drohende Abschwächung der Konjunktur im Reich der Mitte stellen. Gleichzeitig soll die Maßnahme im Einklang mit der chinesischen Kapitalmarktreformagenda zu einer stärker marktgetriebenen Wechselkursbildung führen.Konkret hat die Zentralbank den handelstäglich fixierten offiziellen Referenzkurs des Yuan zum Dollar, um den die Devise im Handel 2 % nach oben oder unten schwanken darf, am Dienstag genau auf das Marktniveau des Vortages gebracht und damit deutlich abgeschwächt. Die People’s Bank of China versichert, dass es sich um eine einmalige Anpassung des Referenzkurses an die Markterwartungen handelt. Gleichzeitig aber betont sie, dass das tägliche Yuan-Fixing sich künftig stärker an Marktvorgaben orientiert. Damit will Peking nach Überzeugung der Experten die Chancen für eine Aufnahme des Yuan in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds (IWF) erhöhen, um sich als internationale Reservewährung zu etablieren. Dies stellt insofern ein Revirement dar, als Peking bislang bemüht war, mit einem besonders starken Yuan die Eignung als Reservewährung zu unterstreichen. In der gegenwärtigen Konjunktursituation hat sich dies allerdings als große Bürde erwiesen. Flucht in sichere HäfenAn den Finanzmärkten machen sich die Akteure in zweierlei Hinsicht Sorgen. Zum einen ist derzeit nicht absehbar, wie weit der Yuan noch abrutschen wird. Das erzeugt Unsicherheit. Zum anderen könnte die Tatsache, dass die chinesische Notenbank nun erstmals auch zu einer Abwertung der Währung greift, um die schwächelnde Konjunktur wieder anzukurbeln, darauf hindeuten, dass es um die Lage in China ernster bestellt ist, als man bislang befürchtet hatte. Risikobehaftete Assets wurden vor diesem Hintergrund gestern zum Verkauf gestellt, die Anleger flüchteten in die sicheren Häfen. Der Dax ging bei 11 294 Zählern mit einem Minus von 2,7 % aus dem Handel, wobei die Autobauer Daimler, BMW und Volkswagen, für die China sich zum wichtigsten Absatzmarkt entwickelt hat, ebenso unter Druck standen wie der Zulieferer Continental und der Spezialchemiekonzern Lanxess, der ebenfalls in die Branche liefert (siehe Grafik). Der Euro Stoxx 50 Index fiel um 2 % auf 3 603 Punkte, wobei der Luxusgüterhersteller LVMH noch schlechter als die deutschen Autobauer abschnitt.Gefragt waren sichere Bundesanleihen. So lag der Bund-Future abends bei 154,94 % mit 100 Ticks im Plus. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel von 0,7 % auf 0,63 %. An den Devisenmärkten traf es insbesondere den australischen und neuseeländischen Dollar, die im Vergleich zum US-Dollar 1,7 % bzw. 1,2 % fielen.An den Rohstoffmärkten fiel der Ölpreis bis auf 48,24 Dollar zurück und damit auf den tiefsten Stand seit sechseinhalb Monaten. Aber auch die Industriemetalle wurden von den Sorgen um Chinas Konjunktur erfasst. Kupfer und Aluminium sackten auf die tiefsten Stände seit sechs Jahren ab.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seiten 7 und 14- Schwerpunkt Seite 13