Chinas Aktienmarkt findet aus Zweijahrestief heraus
nh Schanghai – An dem vom Handelskonflikt schwer gezeichneten chinesischen Aktienmarkt ist es am Freitag zu einem Befreiungsschlag gekommen. Der marktbreite Shanghai Composite Index konnte am Freitag um 2,2 auf 2 847 Punkte zulegen, der Blue-Chip-Index CSI 300, der die größten Werte in Schanghai und Shenzhen abbildet, kletterte um 2,6 %. Damit ist eine praktisch kontinuierliche Talfahrt seit der Androhung von verschärften Strafzollmaßnahmen seitens US-Präsident Donald Trump am 19. Juni unterbrochen worden. Am Donnerstag waren die Indizes mit dem niedrigsten Stand seit März 2016 auf einem Zweijahrestief gelandet. Aufkommende Konjunktursorgen und ein starker Abwertungsdruck auf den chinesischen Yuan, der binnen zehn Tagen gut 3 % gegenüber dem Dollar eingebüßt hatte, ließen die Anleger auf Baisse schalten. Trotz des Aufbäumens am Freitag verbucht der Shanghai Composite mit einem Minus von 8 % im Juni den schwächsten Monat seit dem Januar 2016, als Chinas Finanzmärkte unter dem Eindruck von Konjunktursorgen und einem scharfen Kapitalexodus in einen Panikmodus geraten waren. Auch mit dem Kursschub vom Freitag befinden sich die Leitindizes technisch gesehen noch im Bärenterritorium und verbuchen einen Rückstand von knapp mehr als 20 % auf das Jahreshoch zu Ende Januar. Als Auslöser für die Wende am Freitag machen Marktteilnehmer in erster Linie ein beruhigendes Statement der chinesischen Zentralbank verantwortlich, das als ein Signal für eine akkommodierende Geldpolitik gilt. So deutet die Zentralbank an, dass sie aktiver dazu beitragen wird, die chinesische Wirtschaft auf Kurs zu halten und die Markterwartungen zu stabilisieren. Marktteilnehmer bezweifeln allerdings, dass das Gröbste bereits ausgestanden ist. Als Belastungstest könnten sich neue Einkaufsmanagerindizes für Juni erweisen, die am Montag an den Märkten reflektiert werden. Gleichzeitig werden die Anleger darauf achten, ob der Druck auf den Yuan nachlässt und die Zentralbank eine als kritisch angesehene Marke von 6,70 Yuan je Dollar zu verteidigen bereit ist. Weitere Nervosität bringt der 6. Juli als jenes Datum mit sich, an dem die USA eine erste Serie von Strafzollmaßnahmen wirksam werden lassen. Analysten bei Credit Suisse zeigen sich allerdings zuversichtlich, dass sich Chinas Festlandbörsen mit der sukzessiven Verarbeitung des Handelskonflikts und einer etwas gelockerten Geldpolitik in der zweiten Jahreshälfte wieder erholen werden. Dabei wird auch auf günstige Bewertungsrelationen verwiesen. Beim Shanghai Composite sieht man gegenwärtig ein KGV in Bezug auf erwartete Gewinne von knapp 11, was das niedrigste Niveau seit vier Jahren bedeutet.