Chinas Aktienmarkt im Krebsgang

Breite Verluste - Shanghai Composite verliert fast 3 Prozent - Aktienbesicherte Kredite ein Problem

Chinas Aktienmarkt im Krebsgang

An den vom Handelsstreit mit den USA und nachlassender Konjunkturkräfte stark verunsicherten chinesischen Aktienmärkten geht die Reise weiter abwärts. Der Leitindex Shanghai Composite fällt nach einem Tagesverlust von knapp 3 % auf ein neues Vierjahrestief. Nun wächst die Sorge, dass Einschussverpflichtungen im Zusammenhang mit aktienbesicherten Krediten weiteren Abwärtsdruck erzeugen. nh Schanghai – An Chinas Festlandbörsen wird die Stimmung immer ungemütlicher. Am Donnerstag fiel der marktbreite Leitindex Shanghai Composite unerwartet heftig um 2,9 % von 2 561 auf 2 486 Punkte zurück. Damit hat das führende Börsenbarometer im Reich der Mitte die als marktpsychologisch wichtig geltende Widerstandsmarke von 2 500 Punkten nach unten durchbrochen, was die Hoffnungen auf eine rasche Stabilisierung der Aktienkurse untergräbt. Werte unterhalb dieser Marke hatte man zuletzt im November 2014 gesehen. 2018 ein Viertel verlorenZwar hat die nach einer einwöchigen Ferienpause zu Anfang Oktober wieder neue eingesetzte Abverkaufswelle vor allem Unternehmen mit geringer Börsenkapitalisierung – also Small Caps – besonders heftig erfasst, doch ist auch eine breit erwartete Rally bei Blue-Chip-Werten ausgeblieben. Der CSI 300 Index, mit dem die 300 größten Werte an den Börsen in Schanghai und Shenzhen abgebildet werden, verlor am Donnerstag 2,4 % auf 3 044 Punkte und liegt damit auf dem tiefsten Stand seit Februar 2016.Im Kalenderjahr haben sowohl der Shanghai Composite als auch der CSI 300 nunmehr knapp 25 % eingebüßt, der Abstand zum Ende Januar erreichten Jahreshoch liegt bereits bei 30 %. Damit weist Chinas Festlandmärkte die mit Abstand schlechteste Performance unter den führenden Weltbörsen auf. Druck auf den YuanFür den jüngsten Kursrutsch wird eine Reihe von Faktoren angeführt. Im unmittelbaren Vorfeld der Veröffentlichung der Konjunkturdaten zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal scheinen die Anleger Anzeichen für eine heftigere Wachstumsabkühlung im Reich der Mitte zu fürchten. Auch die Wechselkurssituation trägt maßgeblich zur Verunsicherung bei.Die Entscheidung der US-Treasury in ihrem halbjährlichen Währungsbericht, China nicht als Währungsmanipulator einzustufen, nimmt nach Ansicht der Marktteilnehmer etwas Druck von der chinesischen Zentralbank, sich energischer gegen eine weitere Abschwächung des Yuan zu stemmen. Am Donnerstag verlor die chinesische Devise 0,3 % gegenüber dem Dollar und liegt bei 6,94 Yuan nur noch knapp unter der als kritisch angesehenen Marke von 7 Yuan je Dollar. Das Gros der Devisenmarktexperten geht aber weiter davon aus, dass es Chinas Zentralbank gelingen wird, in den nächsten Wochen die 7-Yuan-Marke zu verteidigen, zumal eine weitergehende Währungsabschwächung auch die Stimmung am Aktienmarkt unerwünschterweise weiter eintrüben würde. Rund 600 Mrd. Dollar KrediteIm Gegensatz zu den prononcierten Schwächephasen des chinesischen Aktienmarktes in den vergangenen Jahren sieht man gegenwärtig wenig Anzeichen für den Einsatz des sogenannten “Nationalteams” mit staatlich orchestrierte Stützungskäufen via Fondsgesellschaften, die ein Unterschreiten von sensiblen Indexmarken verhindern sollen. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass auf lokaler Ebene mit Liquiditätshilfen bei kleineren Werten agiert wird, um eine Problematik rund um aktienbesicherte Kredite zu entschärfen.Zahlreiche institutionelle Anleger und Großaktionäre von chinesischen Mittelstandsfirmen nehmen aktienbesicherte Kredite bei chinesischen Brokergesellschaften. Wenn sie bei stark fallenden Kursen ihren Einschussverpflichtungen nicht nachkommen können, werden die als Sicherheit hinterlegten Titel (Pledged Shares) dann von den Kreditgebern im Markt verkauft. Analysten veranschlagen das Volumen der aktienbesicherten Kredite auf gut 600 Mrd. Dollar, was ungefähr einem Zehntel der gegenwärtigen Marktkapitalisierung an Chinas Festlandbörsen entspricht. Entsprechend groß ist damit die Gefahr einer sich selbst verstärkenden Baisse.