Chinas Börsen brechen ein

Blue-Chip-Index CSI 300 taucht um gut 4 Prozent ab - Chinext hart getroffen

Chinas Börsen brechen ein

Erneut gibt es starke Verluste am chinesischen Aktienmarkt. Als Auslöser gilt der diplomatische Schlagabtausch zwischen Washington und Peking. Noch aber weisen Chinas Börsen eine ansprechende Performance im Gesamtjahr auf.nh Schanghai – Die immer weiter eskalierenden Streitigkeiten zwischen China und den USA haben den chinesischen Börsen am Freitag den zweiten heftigen Einbruch binnen nur sechs Handelstagen beschert. Zuletzt war die Nachricht, dass China im diplomatischen Schlagabtausch mit den USA nun das US-Konsulat in der südwestchinesischen Großstadt Chengdu unvermittelt schließt, zu viel für das bereits angegriffene Sentiment der an Chinas Festlandbörsen tonangebenden Kleinanleger. Die Nachricht von der Konsulatsschließung ließ in einem bereits von Gewinnmitnahmen negativ geprägten Markt die Stimmung vollends umkippen und Panikverkäufe einsetzen.Zwar konnte der Schaden durch den Einsatz von Stützungskäufen staatlicher chinesischer Fondsvehikel am Freitagnachmittag noch etwas abgebremst werden. Letztlich aber verlor der Leitindex CSI 300, der die 300 größten Werte an den Börsen in Schanghai und Shenzhen abbildet, 4,4 % auf 4 506 Punkte, nachdem das Blue-Chip-Barometer in der Spitze mehr als 5 % eingebüßt hatte. Während der breite Leitindex Shanghai Composite um 3,9 % auf 3 197 Zähler abrutschte, wurde der eher von kleineren Werten geprägte Shenzhen Composite Index gar um 5 % zurückgedrängt. Noch härter traf es den Markt für Start-ups und Nebenwerte Chinext an der Börse Shenzhen, dessen Index um 6,1 % einbrach. Wackeliges SentimentNachdem die chinesischen Märkte in der ersten Julihälfte von einer imposanten Haussebewegung erfasst wurden, ist es nun im Abstand von gerade einmal gut einer Woche bereits zum zweiten plötzlichen Rückschlag gekommen. Damit stellt sich die Frage, ob die zeitweilige Euphorie der chinesischen Anleger nur durch Gewinnmitnahmen in kurzer Abfolge unterbrochen wird oder aber nun vor dem Hintergrund weiterer politischer Spannungen eine typische Malaise einsetzt, bei der Kleinanleger den Mut verlieren und sich bis auf weiteres wieder in einer Massenbewegung ganz aus dem Markt zurückziehen.Insgesamt freilich halten sich die Verluste in Grenzen, weil der CSI 300 nach der ersten Korrektur am 16. Juli in den folgenden Handelstagen den Rückstand wieder mehr als wettmachte und nun trotz des neuerlichen Dämpfers im Wochenverlauf tatsächlich nur knapp 1 % eingebüßt hat. Auch für das bisher aufgelaufene Kalenderjahr 2020 kann der CSI 300 insbesondere vor dem Hintergrund der Coronakrise und ihrer Auswirkungen auf Unternehmensgewinne noch einen sehr ansehnlichen Zugewinn von 10 % vorweisen. Damit zählen Chinas Festlandbörsen auch im globalen Maßstab zu den performancestärksten Märkten in diesem Jahr.