FOLGEN DER CORONAVIRUS-EPIDEMIE

Chinas Festlandbörsen brechen ein

CSI 300 sackt um fast 8 Prozent ab - Notenbank stützt mit Liquiditätsspritze und Zinssenkung

Chinas Festlandbörsen brechen ein

An den chinesischen Festlandbörsen sind die Notierungen am Tag der Wiederaufnahme des Handels nach den Neujahrsfeiertagen eingebrochen. Der CSI 300 büßte nahezu 8 % ein. Die chinesischen Behörden reagierten mit einer massiven Liquiditätsspritze und einer Zinssenkung. Von Ernst Herb, HongkongNach Wiederaufnahme des Handels an den wegen des chinesischen Neujahrs seit dem 23. Januar geschlossenen Börsen Schanghai und Shenzhen sind die Hauptindizes trotz staatlicher Stützungsmaßnahmen unter massiven Abgabedruck gekommen. An den lokalen Terminbörsen durchbrachen die Notierungen dort gehandelter Rohstoffe wie Kupfer, Erdöl oder auch Palmöl mit einem Minus von 8 % die täglich zugelassenen Maximalveränderungen. Die chinesische Währung gab um 1,2 % auf 7,02 Yuan pro Dollar nach, während Verzinsung von Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit den stärksten Rückgang seit 2014 erlebte. Der CSI 300 Index brach um bis zu 9,1 % bis auf 3 640 Zähler ein, was dem tiefsten Stand seit Mitte August 2019 entsprach, und schloss mit einer Einbuße von 7,9 % bei 3 688 Punkten. Besonders empfindliche Einbußen verzeichneten Telekommunikations- und Technologietitel sowie Akten von Rohstoffproduzenten.Der Handel an der Börse Hongkong wurde bereits am vergangenen Mittwoch wieder aufgenommen. Der Hang Seng Index verlor in den drei Handelstagen der Vorwoche rund 6 %, doch konnte er am Montag um 0,2 % auf 26 357 Punkte zulegen.Die chinesische Notenbank hatte bereits am Sonntag angekündigt, dass sie über Offenmarktoperationen 1,2 Bill. Yuan (173 Mrd. Dollar) in den Geldkreislauf einschießen wird. Für zwei Repo-Geschäfte, die dabei aufgezogen wurden, wurde außerdem der Zinssatz um zehn Basispunkte reduziert. Auch haben die Behörden die Investoren zur Besonnenheit aufgerufen und vor Überreaktionen gewarnt. Wie bereits zuvor in Zeiten erheblicher Marktvolatilität dürften viele staatsnahe institutionelle Investoren auf Anweisung der Regierung am Montag keine Aktienverkäufe größeren Ausmaßes getätigt haben.In China sind bis Sonntagabend über 17 000 von dem Anfang Dezember erstmals entdeckten neuartigen Coronavirus infiziert worden. In über 360 Fällen führte die grippeartige Krankheit zum Tod. In großen Teilen Chinas sind die Feiertage verlängert und viele Verkehrsverbindungen unterbrochen worden. Am Samstag traten landesweit 78 % weniger Passagiere eine Zugreise an als vor einem Jahr am Ende des traditionell achttägigen Neujahrsurlaubs. Landesweit bleiben, wie die Hongkonger Tageszeitung “South China Morning Post” berichtet, weiterhin Zehntausende von Fabriken außerplanmäßig geschlossen. In der von der Epidemie besonders stark betroffenen Großstadt Wuhan ruht auf Anweisung der Behörden in den Fabriken die Arbeit vorerst bis zum 13. Februar.Louis Kuijs, der Asienökonom des unabhängigen Wirtschaftsforschungsinstituts Oxford Economics, hat über das Wochenende die Wachstumsprognose für die chinesische Wirtschaft für das erste Quartal um ganze zwei Prozentpunkte gesenkt. Obwohl Kuijs davon ausgeht, dass sich die Lage im zweiten Halbjahr des laufenden Jahres normalisieren wird, hat er seine Wachstumsprognose für das ganze Jahr von zuvor 6,0 % auf 5,4 % gesenkt.Die Festlandbörsen blieben am vergangenen Freitag wegen der Coronavirus-Krise außerplanmäßig geschlossen. Vielfach kam der Ruf auf, den Handel mit Wertpapieren auch darüber hinaus auszusetzen. Doch hätte das, wie warnende Stimmen sagten, die von Peking vorangetriebene Internationalisierung des chinesischen Finanzmarktes zum Straucheln bringen können. So hätte das die schrittweise Einbeziehung von den an den Festlandbörsen gehandelten Titeln – den sogenannten A-Aktien – in globale Aktienindizes in Frage stellen können.