Chinas wilder Aktienmarkt

Monster-Rally fährt vor die erste Mauer

An Chinas Aktienmarkt herrscht heillose Verwirrung. Der von Pekinger Stimulus-Versprechen gezündeten Börsen-Rally droht ein rasches Ende. Auf dem Festland ziehen die Blue-Chips nach längerer Feiertagsunterbrechung zwar nochmals kräftig an, in Hongkong jedoch erlebte der Leitindex Hang Seng einen ersten gewaltigen Einbruch.

Monster-Rally fährt vor die erste Mauer

Chinas Monster-Rally
fährt vor die erste Mauer

Pekings Stimulus-Agenda enttäuscht Märkte – Börse Hongkong korrigiert heftig

nh Schanghai

Kommentar Seite 2

Die große Herbstrally am chinesischen Aktienmarkt wird auf eine ernste Belastungsprobe gestellt. Eine als Wachstumsagenda apostrophierte Pressekonferenz des Staatsrates und der Wirtschaftsplanungskommission NDRC erweist sich als herbe Enttäuschung für die Marktteilnehmer. Anstatt der erwarteten Verkündung eines wuchtigen Ausgabenprogramms, das die Ende September geleisteten monetären Impulse flankiert, kommen jetzt nur laue Signale für fiskalische Impulse.

Wachstumsziel erreichbar

Peking bekräftigt nun zwar, dass die neue Stimulus-Runde das Erreichen des Jahreswachstumsziels bei 5% ermöglicht. Für China-Ökonomen ist aber noch nicht ersichtlich, wie es gelingen kann, die seit Frühjahr wieder nachlassenden Wachstumskräfte nachhaltiger zu beleben.

Extreme Kursreaktionen

An den Märkten in Hongkong, Schanghai und Shenzhen sah man am Dienstag rekordhohe Handelsumsätze, extreme Volatilitätsschübe und jähe Richtungswechsel. Im stärker institutionell geprägten Hongkonger Handel kam es zur ersten schweren Korrektur der am 24. September mit einer Zinssenkungsrunde gezündeten Rally. Die Leitindizes Hang Seng und Hang Seng Chinese Enterprises Index legten mit Tagesverlusten von 9,4 und 10,7% den viertgrößten Kurseinbruch in Hongkongs Börsenhistorie hin.

Festland-Party hält noch

Der Niedergang wird allerdings dadurch relativiert, dass die Hongkonger Indizes in der ersten Oktoberwoche, als die Festlandbörsen feiertagsbedingt durchgehend geschlossen waren, um weitere 10% zugelegt hatten. Für die Märkte in Schanghai und Shenzhen hieß es am ersten Handelstag nach der „Goldenen Woche“ zunächst die Vorgaben aus Hongkong aufzuholen. Der Blue-Chip-Index CSI 300 raste zum Handelsstart denn auch rund 11% in die Höhe, um dann deutlich abzusacken. Es verbleibt aber ein neuerliches Plus von 5,9%. Damit hat der CSI 300 in den insgesamt nur sechs Handelstagen seit Beginn der Stimulus-Offensive um knapp ein Drittel zugelegt.

Absturzgefahr

Bei den Analysten sieht man stark geteilte Meinungen zur Standfestigkeit der Rally und der Gefahr harter Korrekturen. Einigkeit herrscht lediglich darüber, dass es wesentlich offensiverer fiskalischer Stimulus-Aktionen der Regierung bedarf, um das jetzige Niveau zu halten. Nächster wichtiger Orientierungspunkt ist der 18. Oktober mit Daten zum Wachstum im dritten Quartal.

Trüber Ausblick

Die Konsensschätzung lässt 4,6% Wachstum nach 4,7 und 5,3% in den beiden vorangegangenen Quartalen erwarten. Auch der neue Ausblick der Weltbank-Ökonomen verrät Skepsis zu China. Sie rechnen mit einem Tempoverlust, der Chinas Wachstumsrate auf 4,8% in diesem und nur noch 4,3% im kommenden Jahr zu drücken droht.


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