Marktausblick

Citi setzt auf anziehenden Konsum

Citi zeigt sich beim Ausblick auf das kommende Jahr vorsichtig optimistisch. Mit Leitzinssenkungen rechnet die Bank in Europa im Juni, in den USA dagegen später.

Citi setzt auf anziehenden Konsum

Citi setzt auf
anziehenden Konsum

Bank erwartet Leitzinssenkung der EZB erst im Juni

tom Frankfurt

Christian Schulz, Citi-Deputy-Chief-Economist für Europa, zeigt beim Ausblick seiner Bank für das kommende Jahr unter den Schlagworten "Konjunktur, Zinsen, Markt" vorsichtigen Optimismus. Das Institut hofft für 2024 auf eine Erholung, diese sei aber verletzlich. Die Citi spricht daher von einer "Vulnerable Recovery".

Zumindest deutlich zuversichtlicher als vor einem Jahr blickt Schulz nun in die Zukunft. Die Inflation ist inzwischen deutlich geringer. Zusätzliche Hoffnungen liegen auf einem Konsum, der nach Ansicht der Bank wieder anziehen dürfte, und auf Leitzinssenkungen, die auch Citi zur Jahresmitte erwartet.

Das war es allerdings auch schon mit den positiven Nachrichten. Da auch Schulz von einer kommenden Rezession in den USA ausgeht, "müssen wir uns auf die heimische Nachfrage verlassen". Der Konsum könne anziehen, wenn die Inflation weiter fällt. Dass die Teuerung sich mittelfristig weiter abschwächt, davon zeigt sich der Ökonom überzeugt. Kurzfristig allerdings dürfte sich nach Schulz’ Einschätzung der Inflationsrückgang verlangsamen. Im Januar, wenn Unterstützungsleistungen des Bundes wegfallen und gleichzeitig Lohnerhöhungen wirksam werden, könne die Teuerung sogar noch einmal anziehen.

Für den Sommer geht Schulz dann davon aus, dass das Inflationsziel von 2%, das die großen Zentralbanken ausgerufen haben, erreicht wird. Für die Gesamtinflation erwartet die Citi dies für den August, für die Kerninflation bereits im Juli. Eine wichtige Bedingung dafür sei allerdings, dass auch das Lohnwachstum bis dahin wieder in normale Sphären zurückkehrt.

Ein Risiko für die Zukunft sieht der Ökonom der Citi am Arbeitsmarkt: Das aktuelle Job-Wachstum werde zum Erliegen kommen. Dann sei die Arbeitskräftenachfrage höher, als das Wirtschaftswachstum stark ist. Ein noch größeres Risiko ist für Schulz allerdings, dass die EZB die Zinsen zu lange hochhält.

Die Citi geht davon aus, dass die EZB im Juni eine Leitzinssenkung um 100 Basispunkte vornehmen wird und auch 2025 um weitere 100 Basispunkte absenken wird. Zu spät für Schulz, wie er mit Blick auf die für diesen Winter erwartete Rezession ausführt. Damit sei die EZB erneut "behind the curve". Nach der Einschätzung des Ökonomen wird die Fed in den USA noch später zu Zinssenkungen greifen, weil die Rezession dort noch auf sich warten lasse.

Während die hohe Inflation in der Eurozone Pandemie und Putin zu verdanken sei, liege die Ursache der Teuerung in den USA im starken Wachstum begründet. Entsprechend werde sie dort weniger schnell fallen. Das Land brauche eine Rezession.

Anders als die meisten Zentralbanker sieht Schulz das größte Risiko außerdem nicht in einer anhaltend hohen Inflation, sondern darin, dass die Teuerung durch die Zielmarke von 2% quasi durchfällt und anschließend deutlich niedriger liegt. Dies sei für die Volkswirtschaft noch gefährlicher.

Klare Worte findet der Citi-Ökonom auch mit Blick auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das die aktuelle Haushaltskrise ausgelöst hat. Schulz rechnet nicht mit einem neuen Schuldentopf, sondern damit, dass die Ampel-Regierung wird Einsparungen vornehmen müssen, "die größten Sparanstrengungen seit Schröder". Seine Furcht ist hierbei, dass der Fokus der Koalitionäre sich beim Einsparen auf Investitionen richten wird. Schulz stellt das Urteil nicht infrage, sieht aber unerwünschte Folgewirkungen des Richterspruchs. Mit Blick auf die strikten deutschen und auf die bisher ebenfalls strengen europäischen Fiskalregeln prophezeit er: "Es wird einsamer werden um Deutschland." Bei anderen Ländern und Akteuren sei eine gewisse Flexibilität gefragt.

Für Deutschland, wie auch für die Eurozone, erwartet der Ökonom zunächst schwierige Monate mit einem schrumpfenden BIP sowohl im vierten Quartal 2023 wie auch im ersten Quartal 2024, danach werde dann aber eine langsame Erholung einsetzen. Dennoch steht bei der Citi für das Gesamtjahr 2024 ein Minus von 0,5% beim deutschen BIP. Demnach dürften auch Italien und Schweden im nächsten Jahr schrumpfen. Für die gesamte Eurozone sieht das Institut unter dem Strich eine Abschwächung des BIP von 0,2%.

Schulz geht davon aus, dass die Sparraten der Menschen zunächst weiter steigen. Bei langfristigen Zinsen, wie etwa Immobiliendarlehen, sind die Erhöhungen der Zentralbanken schließlich noch gar nicht bis zum Endverbraucher durchgeschlagen. Auch die Kreditnachfrage sei aktuell so schwach wie seit der Euro-Krise nicht mehr. Ein klares Signal für zurückgehende Investitionen. Schulz’ Resümee: "Es wird erst schlechter, bevor es besser wird."

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