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Consob-Präsident Giuseppe Vegas unter Druck

Von Thesy Kness-Bastaroli, Mailand Börsen-Zeitung, 9.6.2016 Der Präsident der italienischen Börsenaufsicht Consob, der 65-jährige Giuseppe Vegas, steht seit Monaten im Kreuzfeuer der Kritik. Der Druck hat sich verstärkt, nachdem in einer Sendung...

Consob-Präsident Giuseppe Vegas unter Druck

Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandDer Präsident der italienischen Börsenaufsicht Consob, der 65-jährige Giuseppe Vegas, steht seit Monaten im Kreuzfeuer der Kritik. Der Druck hat sich verstärkt, nachdem in einer Sendung des Staatsfernsehens, “Report”, Vegas beschuldigt wurde, die Sparer der in Schwierigkeiten geratenen Volksbanken nicht geschützt zu haben. Es geht dabei um nachrangige Anleihen, deren Inhaber bei den nahezu pleitegegangenen Banken wie etwa Banca Etruria, aber auch bei den nordostitalienischen Volksbanken Hunderte von Millionen Euro verloren hatten. Angeblich hat Vegas 2011 die Banken aufgefordert, die Wahrscheinlichkeitsberechnung der Rendite nicht mehr im Börsenprospekt zu veröffentlichen. Dadurch herrschte wenig Transparenz über das Anlagenrisiko. “Report” und inzwischen auch der Schutzverband der Kleinaktionäre, Codacons, haben nicht nur den sofortigen Rücktritt des Consob-Präsidenten, sondern auch ein gerichtliches Verfahren gegen ihn gefordert. Vegas verteidigte sich auf der Consob-Webseite: Er habe nie das Wahrscheinlichkeitsszenario der Rendite bei den Bondprospekten abgeschafft: Auch deshalb, da diese Bestimmungen weder in Italien noch auf EU-Ebene obligatorisch eingeführt worden seien. Er habe weder formelle noch informelle Anweisungen gegeben, diese Szenarien abzuschaffen, sollten sie von den Unternehmen freiwillig in den Prospekt aufgenommen worden sein.Der promovierte Jurist und Finanzjournalist Vegas hatte nach seinem Jura-Studium in Mailand als Journalist Karriere gemacht, wechselte aber bald in die akademische Laufbahn. Durch seine Gastvorlesungen hat sich der Wirtschaftsliberale einen Namen gemacht. Anfang der neunziger Jahre wechselte der “Professore” in die Politik. Zunächst engagierte er sich im Kabinett von Lamberto Dini (1995/96), wo er als Staatssekretär im Finanzministerium bereits für Kapitalmarktangelegenheiten zuständig war. Später wurde Vegas dann als Mitglied der Berlusconi-Partei Forza Italia in das Parlament gewählt und 2001 zum Vizewirtschaftsminister der Regierung Berlusconi ernannt. Dieses Amt bekleidete er auch in der neu gewählten Regierung Berlusconi 2008 bis 2010.Der mit der Finanzaufsicht bestens vertraute Vegas wurde von seinem Mentor, dem ehemaligen Wirtschaftsminister Giulio Tremonti, 2011 als Consob-Präsident empfohlen und soll dieses Amt bis 2017 beibehalten. Seit gut einem Jahr ist die Consob-Kommission vollständig besetzt. Dadurch kann Vegas nicht mehr, wie bislang, im Alleingang entscheiden. Es herrsche Uneinigkeit, heißt es in Mailänder Finanzkreisen. Die Kommission soll nun innerhalb von zehn Tagen feststellen, inwieweit die Anschuldigungen zutreffen, dass ihr Präsident die Kleinsparer vernachlässigt hat. Mailänder Finanzkreise schließen einen vorzeitigen Rücktritt Vegas’ nicht aus.