"Da ist noch reichlich Sprit im Tank"

Rothschild-Stratege rät zu Wachstums-Assets - Risiken an den Kreditmärkten

"Da ist noch reichlich Sprit im Tank"

hip London – Rothschild Wealth Management hat bislang keine wesentlichen Anzeichen dafür ausgemacht, dass den Vereinigten Staaten demnächst die Luft ausgehen könnte. “Die US-Wirtschaft ist in bemerkenswert gutem Zustand”, sagte Kevin Gardiner, Global Investment Strategist des Vermögensverwalters, in London vor Journalisten. “Was mich zuversichtlich stimmt, ist die sehr robuste Cash-flow-Position der privaten Haushalte. Da ist noch reichlich Sprit im Tank.” Die Unternehmensinvestitionen bewegten sich in Relation zum Bruttoinlandsprodukt “auf einem Niveau, das im historischen Vergleich sehr gut aussieht”. Die Aufwärtsbewegung, die sich bereits im neunten Jahr befindet, könne sich durchaus noch eine Weile fortsetzen. Auch für Großbritannien sieht Gardiner keinen Grund zur Sorge. “Ich sehe keine Hinweise darauf, dass sich die Brexit-Debatte plötzlich auf die Wirtschaft niederschlägt”, sagte er. Die Uneinheitlichkeit der jüngsten Daten sei vielmehr auf die sehr starken Vergleichswerte des Vorjahres zurückzuführen.Gardiner gehört auch nicht zu denen, die mit einem Zusammenbruch der Volksrepublik China rechnen. “Viele Leute waren dazu bereit, ihre Häuser darauf zu verwetten, dass China plötzlich implodiert”, sagte er. Dafür gebe es keine offensichtlichen Gründe.Hinzu komme, dass die Entwicklung im Reich der Mitte schon allein wegen ihrer Undurchsichtigkeit schlechter vorherzusagen sei als anderswo. China sei zuletzt zwischen 6,5 % und 7,0 % gewachsen. “Ich wüsste nicht, warum es eine plötzliche Veränderung geben sollte.” In gutem ZustandDie Weltwirtschaft sei in einem guten Zustand. “Wenn es da draußen eine Überraschung gibt, dann besteht sie darin, dass das Wachstum nicht von einem Anstieg der Inflation begleitet wird”, sagte er. Für Anleger seien vor diesem Hintergrund Assets mit Wachstumsbezug am interessantesten, also Aktien, nicht Bonds. Eines der am besten gehüteten Geheimnisse dieses Zyklus sei, dass sich die Elendsindizes, von denen sich Ökonomen Aufschluss über das Ausmaß wirtschaftlicher Not erhoffen, auf dem tiefsten Stand innerhalb einer ganzen Generation befänden. Anleger sollten sich eher um die interne Dynamik der Märkte Sorgen machen als um die Konjunktur, empfahl Gardiner.Es gebe ein paar “unangenehme Echos” der Finanzkrise. So würden wieder komplexe Finanzinnovationen an den Markt gebracht, etwa in der Autofinanzierung. Am US-Subprime-Markt gebe es Neuzugänge. “Wenn sich irgendwo Schaumkronen zeigen, dann am ehesten an den Kreditmärkten”, sagte Gardiner. In Europa sei es zuvor nie vorgekommen, dass die Renditen von Ramschanleihen unter die Dividendenrendite am Aktienmarkt fallen. Am Bondmarkt gebe es ein “Mark-to-Market-Risiko”. Anleihen betrachte man auf dem aktuellen Niveau lieber nicht als Renditebringer, sonder als Versicherung.