DEVISENWOCHE

Das Jahr des Dollar - Fortsetzung folgt

Von Stefan Schaaf, Frankfurt Börsen-Zeitung, 23.12.2014 Egal ob Euro oder Yen, ob Pfund Sterling oder Rohstoffwährungen wie der Australische Dollar, egal ob Schwellenländerwährungen oder Yuan: Am Devisenmarkt gibt es, von einigen Exoten abgesehen,...

Das Jahr des Dollar - Fortsetzung folgt

Von Stefan Schaaf, FrankfurtEgal ob Euro oder Yen, ob Pfund Sterling oder Rohstoffwährungen wie der Australische Dollar, egal ob Schwellenländerwährungen oder Yuan: Am Devisenmarkt gibt es, von einigen Exoten abgesehen, im zu Ende gehenden Jahr quasi nur Verlierer. Denn eine Währung überstrahlt alle: Der US-Dollar hat 2014 eindrucksvoll demonstriert, dass er unbestritten die Weltleitwährung ist. Die weitere Konjunkturerholung in den USA, das Ende der quantitativen Lockerung der Federal Reserve und die Aussicht auf steigende Zinsen im kommenden Jahr haben den während der Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 schon fast totgesagten Dollar eindrucksvoll aufwerten lassen – und zwar gegen nahezu alle anderen Währungen. Aufwertung von 12 ProzentWer im zu Ende gehenden Jahr als Anleger long auf den Dollar gegangen ist, der kann sich über Erträge freuen, die der Aktienmarkt nicht bieten konnte. Während der Dax aktuell mit einem Jahresplus von gerade einmal 3 % aufwarten kann, hat der Dollar zu den wichtigsten sechs anderen Industrieländer-Währungen – gemessen am Dollar-Index – im laufenden Jahr 11,8 % aufgewertet. Zum Euro beträgt das Plus 10,5 %, zum Yen 12,8 % und zu Pfund Sterling 5,5 %. Deutlich unter Druck standen wegen der Aussicht auf steigende US-Zinsen auch die Schwellenländer-Währungen, die gemessen an einem entsprechenden Index von J. P. Morgan im bisherigen Jahresverlauf rund 12 % an Wert verloren. Dazu trug jüngst allerdings auch der Kurssturz des Rubel bei. Bernankes VorbereitungDie Grundlage für die 2014er-Dollar-Rally hatte kurz vor dem Jahreswechsel noch der scheidende US-Notenbankpräsident Ben Bernanke gelegt. Dieser hatte in seiner letzten Pressekonferenz im Amt den Ausstieg aus der quantitativen Lockerung angekündigt. Die Federal Reserve hielt unter seiner Nachfolgerin Janet Yellen Wort: Die monatlichen Anleihekäufe unter QE 3 wurden von ursprünglich 85 Mrd. Dollar Stück für Stück reduziert und liefen im Oktober aus. Die Geldpolitik der Fed war folglich im zu Ende gehenden Jahr also restriktiv und legte damit den Grundstein für die Dollar-Aufwertung. Zunächst wurde dies jedoch gar nicht so deutlich. Der Euro legte in den ersten Monaten sogar noch kräftig zu und erreichte Anfang Mai einen Stand von knapp unter 1,40 Dollar. Dazu trug einerseits der schwache Jahresstart der US-Konjunktur, andererseits die Europäische Zentralbank (EZB) bei. Deren Geldpolitik war noch bis in den Frühsommer hinein alles andere als locker. Weil viele Gelder aus den 2011/2012 vergebenen Drei-Jahres-Tendern an die Notenbank zurückflossen, schnurrte deren Bilanz von 3 auf 2 Bill. Euro zusammen. Ausstieg aus AnleihekäufenErst als die EZB angesichts deflatorischer Gefahren und anhaltender Konjunkturschwäche mit einer Zinssenkung im Juni wieder geldpolitisch Gas gab, setzte auch der Rückgang des Euro-Kurses ein. Zugleich hellte sich die US-Konjunktur auf, der schwache Jahresstart war offenbar vor allem auf das schlechte Wetter zurückzuführen. Angesichts des robusten US-Wachstums und der zumindest moderaten Inflation erwarten inzwischen viele Marktteilnehmer für die USA den Beginn der Normalisierung der Geldpolitik durch die Fed im neuen Jahr. Damit dürfte sich die Aufwertung des Dollar fortsetzen. Yellen ist “geduldig”Den Weg für 2015 hat Yellen kürzlich mit dem Wort “geduldig” charakterisiert. An den Märkten wurde dies als Zeichen gewertet, dass die Fed die Zinsen wohl erhöhen wird, dies aber nur langsam erfolgen wird. Dennoch hat der Dollar vor diesem Hintergrund noch Aufwertungspotenzial, ist etwa die Commerzbank überzeugt. Ihrer Ansicht nach unterschätzt der Markt das Ausmaß der anstehenden Zinserhöhungen. Laut den Devisenanalysten der Bank geht der Markt von einem US-Leitzins von rund 0,75 % zum Jahresende 2015 aus, während die Mitglieder des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) im Durchschnitt einen Wert von 1,125 % signalisieren. Nach Yellens jüngsten Äußerungen rechnet der Konsens mit dem ersten Zinsschritt seit Beginn der Finanzkrise in den USA nun für Juni oder September 2015. Risikofaktor InflationsrateDoch schon die Unsicherheit über den Monat der Zinserhöhung dürfte für Unruhe und Volatilität in der kommenden Zeit sorgen. Hinzu kommt als Risikofaktor für die Konsensmeinung die Entwicklung der Inflation. Wegen des Preisrutsches bei Rohöl dürfte die Preissteigerungsrate auch in den USA weiter fallen – die Reaktion der Fed darauf dürfte ausgesprochen spannend werden. Doch nicht nur die Inflationsrate ist ein Risiko für die Prognose einer Dollar-Aufwertung. So könnten die Anleihekäufe der EZB kleiner als vielfach erwartet ausfallen.