"Das Umfeld ist positiv"

J.P.-Morgan-Stratege Galler: Risiken sind aber gestiegen - Assetmanager rät zu vorsichtigerer Positionierung

"Das Umfeld ist positiv"

J.P. Morgan Asset Management hält die globalen Rahmenbedingungen für günstig und glaubt, dass es zu früh für eine defensive Anlagepositionierung ist. Aufgrund gestiegener Risiken hält der Assetmanager jetzt aber eine vorsichtigere Positionierung für angebracht.ck Frankfurt – Nach Einschätzung von J.P. Morgan Asset Management ist die Zeit für eine defensive Anlagepositionierung noch nicht gekommen. “Das Umfeld ist positiv”, sagte Tilmann Galler, globaler Kapitalmarktstratege, am Mittwoch anlässlich der J.P. Morgan Asset Management Academy in Frankfurt. Die Weltwirtschaft sei auf Kurs, in diesem Jahr ein Nominalwachstum von 6 % zu erzielen. Damit beschleunige es sich nach dem erfreulichen Jahr 2017 nochmals. In der Folge seien die Unternehmen nach Jahren mit geringem Erlöswachstum nun in der Lage, ihre Umsätze kräftig zu steigern. Kratzer im Goldilocks-SzenarioDas Umfeld passe, aber die Risiken seien gestiegen, schränkte Galler ein. Das Goldilocks-Szenario aus solidem Wachstum bei moderater Inflation habe Kratzer bekommen. Galler verwies u. a. auf den Handelskonflikt. Die USA seien in dem Konflikt so selbstbewusst und aggressiv, weil ihre Abhängigkeit vom Export mit 8 % des BIP gering sei. Andere Länder seien mit Anteilen von teilweise mehr als 30 % viel abhängiger, die USA hätten in dem Konflikt weniger zu verlieren. Die Erholung des Welthandels fange an, an Kraft zu verlieren. Das habe zwar auch zyklische Gründe, aber es sei nicht von der Hand zu weisen, dass es auch negative psychologische Effekte der jüngsten Entwicklung auf den Welthandel gebe.Bislang seien US-Importe über 88 Mrd. Dollar von dem Konflikt betroffen. Weitere rund 700 Mrd. Dollar sein geplant bzw. in der Diskussion. In den Nafta-Verhandlungen sowie in den Gesprächen mit Europa gebe es Zeichen der Entspannung, möglicherweise um sich den Rücken frei zu halten für den Konflikt mit China, in dem Importe über 200 Mrd. Dollar auf der Agenda stünden. J.P. Morgan Asset Management erwarte eine Entspannung und eventuell in den kommenden Monaten auch eine Lösung im Disput mit der EU, während der Konflikt mit China weiter schwelen werde.Selbst wenn alle angedachten Zölle umgesetzt würden, sei angesichts eines Anteils des Volumens von 1 % am globalen BIP begrenzt. Allerdings sei mit einem nennenswerten Effekt auf die Unternehmensgewinne zu rechnen. Unterhalb eines nominalen Wachstums des globalen BIP von 5 % seien die Unternehmensgewinne in der Vergangenheit gesunken. Im Worst-Case-Szenario werde es zwar keine volkswirtschaftliche Rezession, aber eine Gewinnrezession geben. Galler glaubt nicht, dass die Zwischenwahlen zu einer Entspannung im Handelskonflikt führen werden. Der Senat habe die Macht, mit einem Veto Einspruch gegen Zölle zu erheben. Derzeit sehe es aber danach aus, dass die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus, nicht jedoch im Senat erhalten werden.Ein Risiko ist Galler zufolge auch die Inflation. Die Welt erlebe einen ölpreisgetriebenen Preisanstieg, in vielen Ländern liege die Gesamtinflation über dem Inflationsziel. Es sehe so aus, dass sich der Ölpreisanstieg fortsetzen werde. “Wir erleben am Ölmarkt eine Gezeitenwende”, so Galler. Die Phase überquellender Lager sei vorbei, bereits 2017 sei ein Defizitjahr gewesen, und auch 2018 sei eine Verknappung wahrscheinlich. Spannend werde die Entwicklung im nächsten Jahr. Durch die Iran-Sanktionen fielen 1 Mill. Barrel pro Tag weg, in Venezuela breche die Produktion zusammen. Ferner steige die Nachfrage durch die boomende Weltwirtschaft. Daher bestehe die Gefahr, dass der Ölmarkt in einem Defizit bleibe. Denn selbst wenn die Opec willens sei, die Produktion zu erhöhen, sei wahrscheinlich, dass die US-Schieferproduktion nicht ausreichen werde, den Gesamtbedarf zu decken. Sie könne nicht so schnell hochgefahren werden wie bislang angenommen.Die Fed werde Kurs halten und in diesem Jahr noch zweimal sowie 2018 dreimal den Leitzins erhöhen. Damit werde sich die Zinsstrukturkurve weiter verflachen. Das sei vorerst kein Warnsignal. Das sei erst im Falle der Inversion der Fall. Nach der Inversion habe es in der Vergangenheit durchschnittlich 17 Monate gedauert, bis eine Rezession gefolgt sei. Somit sei die Geldpolitik noch nicht so restriktiv, dass sie das Wachstum abwürgen würde.Galler erwartet einen steigenden Dollar. “Der Policy-Mix der USA wirkt wie ein gewaltiger Magnet, der Kapital anzieht.” Leidtragende der Verknappung des Dollar seien die Emerging Markets, vor allem die Länder, die die Phase des billigen Dollar und der niedrigen Zinsen genutzt hätten, die Dollar-Verschuldung hochzufahren. Nun seien der Dollar und die Zinsen gestiegen und die Schulden müssten rolliert werden. Das Problem werde sich bis auf weiteres noch verschärfen.J.P. Morgan Asset Management habe angesichts der gestiegenen Risiken die Übergewichtung von Aktien gegenüber Anleihen etwas reduziert. Zudem sei die Duration von einer Untergewichtung auf Neutral hochgefahren worden, um mehr Schutz im Portfolio zu haben.