Evotec-Absturz belastet MDax
Der deutsche Leitindex hat sich am Mittwoch weiter erholt. Gegen Mittag lag der Dax mit 0,3% bei 18.187 Punkten im Plus. Seinem Anfang des Monats erreichten Rekordhoch von 18.567 Punkten kam er im Laufe des Vormittags aber nicht näher.
Daran änderte auch nichts, dass sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im April erneut verbessert hat. Das Ifo-Geschäftsklima stieg von 87,9 Zählern im Vormonat auf 89,4 Punkte und damit zum dritten Mal in Folge. Von Reuters befragte Fachleute hatten nur mit einem Anstieg auf 88,8 Zähler gerechnet. Dennoch fehlte dem Dax nach einem Wochenplus von zwischenzeitlich fast 3% neuer Schwung.
Der MDax gab zur Wochenmitte bei massiven Kursverlusten von Evotec sogar um 0,5% auf 26 503 Punkte nach. Der Euro Stoxx 50 rückte um 0,3% vor.
Evotec-Ausblick enttäuscht
Die Papiere des Wirkstoffforschers Evotec brachen um fast 35% auf das tiefste Niveau seit sieben Jahren ein. Der Ausblick auf das Gesamtjahr sei deutlich vorsichtiger geworden, kommentierte Experte Charles Weston von der kanadischen Investmentbank RBC. Umsatz und operatives Ergebnis dürften letztlich deutlich unter den Markterwartungen landen. Zudem stehe hinter dem mittelfristigen Ausblick ein Fragezeichen. Er wurde nicht bestätigt, sondern eine Aktualisierung nach dem ersten Halbjahr angekündigt. „Der Ausblick hat die Erwartungen nicht erfüllt", sagte ein anderer Händler. Das Unternehmen peilt für das bereinigte Ebitda ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich an. "Der Konsensus lag bei einem Anstieg von 140%“, erklärte der Händler. Dass nach dem überraschenden Abgang des bisherigen Evotec-Chefs ein Nachfolger zum ersten Juli gefunden wurde, trat völlig in den Hintergrund.
Gefragt waren derweil die Chipwerte Infineon, Aixtron und Elmos. Besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen des US-Konzerns Texas Instruments und eine allgemeine Erholung im Technologiesektor gaben Auftrieb. Zudem gab eine Prognoseanhebung des niederländischen Branchenschwergewichts ASM International Rückenwind. ASMI-Aktien legten in Amsterdam mehr als 12% zu. Die Titel von Infineon, Aixtron und Elmos Semiconductor zogen zwischen 3 und 7% an. ASMI profitiert eigenen Angaben zufolge von einer überraschend starken Nachfrage aus China. Analysten gefielen der stärker als erwartet ausgefallene Gewinnsprung im Quartal und die verbesserte Bruttomarge.
Industriemetalle teurer
Die Aktien der Deutschen Börse profitierten derweil nicht von den Geschäftszahlen vom Vorabend. Das operative Ergebnis der Eschborner habe die Erwartungen dank etwas gestiegener Erträge und besserer Kostenkontrolle getoppt, so Analyst Oliver Carruthers von Goldman Sachs. Die Aktien schwankten aber um ihr Vortagesniveau und verloren zuletzt sogar 1%.
Anziehende Preise für Industriemetalle trieben derweil europäische Minenwerte nach oben. Aktien von Rio Tinto, Antofagasta und Glencore gewannen zwischen 1,5 und 3,6%. Die Aussicht auf eine robuste Nachfrage ließ den Kupferpreis um 0,9% auf 9798 Dollar je Tonne ansteigen. Auch Nickel und Zinn verteuerten sich um bis zu 1,2%.
Kering enttäuschen
In Paris fielen die Aktien des französischen Luxuskonzerns Kering um mehr als 9% auf den niedrigsten Stand seit rund sechs Jahren. Im Sog dessen verloren auch Papiere von Burberry 2,7%. Kering rechnet damit, dass der Betriebsgewinn im ersten Halbjahr um 40 bis 45% einbrechen könnte. Wohlhabende Käufer geben weniger Geld für Produkte der Starmarke Gucci aus.
An der Wall Street erfreute Börsenschwergewicht Tesla mit der Aussicht auf eine schnellere Markteinführung neuer Modelle, was den Papieren im vorbörslichen US-Geschäft zu einem Anstieg um knapp 11% verhalf. Investoren warten auf die Finanzberichte des zuletzt unter Druck stehenden US-Flugzeugbauers Boeing, der Facebook-Mutter Meta und des IT-Konzerns IBM.