Moderate Gewinne am Aktienmarkt – US-Schuldenstreit und Zahlenflut im Blick
Die Kaufbereitschaft am deutschen Aktienmarkt hat sich auch am Montag in Grenzen gehalten. Angesichts des Schuldenstreits in den USA und einer Vielzahl ambivalenter Unternehmensnachrichten schaffte der Dax gegen Mittag nur ein Plus von 0,2% auf 15.945 Punkte. Damit bewegt sich der Leitindex auf einem vergleichsweise hohen Niveau weiter in der Spanne der vergangenen Wochen, auch wegen eines Jahresgewinns von bis zu 15% fehlen aktuell die Impulse für einen weiteren Anstieg.
Der Anfang Juni drohende Zahlungsausfall der Vereinigten Staaten rücke von Tag zu Tag näher, doch noch ließen sich die Anleger von diesem Schreckensszenario nicht ins Bockshorn jagen, schrieb Analyst Christian Henke vom Broker IG. Doch auch aus anderen Gründen droht sich das Verhältnis zwischen Chancen und Risiken am Aktienmarkt weiter zu verschlechtern, glauben die Marktstrategen der US-Bank J.P. Morgan. Sie warnen mit Blick auf die zweite Jahreshälfte vor Kursschwächen nach der Erholungsrally seit dem vierten Quartal 2022. Ebenfalls skeptisch sind die Experten der Helaba. Nachdem der Dax in der vergangenen Woche keine ernsthaften Versuche unternommen habe, aus seiner Handelsspanne nach oben auszubrechen, “scheinen die Risiken auf der Unterseite zuzunehmen”.
Das Geschehen am deutschen Aktienmarkt wurde am Montag zunächst von der Berichtssaison und anderen Unternehmensnachrichten dominiert. Beim Energietechnikkonzern Siemens Energy überwogen das starke zweite Geschäftsquartal und der angehobene Umsatzausblick die erneut gesenkte Ergebnisprognose: Mit einem Plus von 3,5% setzten sich die Aktien an die Dax-Spitze und erreichten den höchsten Stand seit Januar 2022. J.P. Morgan-Analyst Akash Gupta lobte den starken Auftragseingang und den Umsatz. Einmal mehr habe Siemens Energy die Schwäche der Windanlagentochter Siemens Gamesa mehr als kompensiert, und auch hier zeichne sich nun eine Wende zum Besseren ab.
Dagegen setzte Dax-Schlusslicht Bayer mit einem Kursrückgang von 2,1% seine Talfahrt fort. Berenberg-Experte Sebastian Bray rechnet im zweiten Halbjahr mit einer Gewinnwarnung angesichts sinkender Glyphosat-Preise und höherer Kosten im Pharmabereich. Wenig Grund zur Freude gab den Anlegern Nagarro. Die gesenkte Umsatzprognose des im Nebenwerte-Index SDax gelisteten IT-Dienstleisters liegt Händlern zufolge klar unter den Analystenerwartungen und ließ die Aktien am Indexende um 10,5% absacken. Sie waren so günstig zu haben wie seit Februar 2021 nicht mehr.
Die Aussicht auf eine Stichwahl um das Präsidentenamt in der Türkei belastet die Finanzmärkte des Landes. Allerdings konnte der Aktienmarkt seine anfänglichen Verluste eingrenzen. Nach einem Tief von 4.475 Zählern liegt der Bist-100-Index mit einem Verlust von 3,1% bei 4.645 Punkten, die türkische Währung weist ein Minus von 0,5% auf 19,66 Lira pro Dollar auf. Die sich abzeichnende Stichwahl zieht auch die Aktie der spanischen Bank BBVA nach unten. Sie büßt 4,7% ein. BBVA hat einen Anteil von 86% an der türkischen Garanti Bank, deren Aktie in Istanbul um 10% eingebrochen ist.