IM INTERVIEW: ALEXANDER POSTHOFF, BANTLEON BANK

Dax-Rückschlag im Herbst erwartet

Fondsmanager: Index hat zunächst noch Potenzial bis zum Rekordhoch - Zinsen gehen weiter zurück

Dax-Rückschlag im Herbst erwartet

In dem aktuellen Umfeld, das von niedrigen Zinsen und erheblichen Unsicherheiten geprägt ist, zählen Absolute-Return-Strategien zu den gefragten Ansätzen. Alexander Posthoff, Senior Portfoliomanager der Bantleon Bank, äußert sich im Interview zu seiner Strategie und Einschätzung der Märkte.- Herr Posthoff, wie sind Sie in Ihrem Absolute-Return-Produkt derzeit aufgestellt?Wir haben in unserem Fonds Bantleon Family & Friends derzeit eine ausgesprochen breite Aufstellung, wobei wir in Risikoanlagen leicht übergewichtet sind. Die Obergrenze für Aktien liegt bei 40 %. Aktuell beträgt die Quote 30 %, die wir über leicht und schnell liquidierbare Index-Futures umgesetzt haben. In Rohstoffen sind bei maximal erlaubten 20 % derzeit 10 % des Fondsvermögens investiert. Aus Sicherheitsgründen setzen wir hier momentan primär auf Gold, was sich für uns in diesem Jahr angesichts der starken Entwicklung des Edelmetalls bislang sehr positiv ausgewirkt hat. Ferner müssen nach unseren Anlageregeln mindestens 50 % in Investment-Grade-Anleihen investiert sein. Derzeit liegen wir bei 60 %. Dabei sind im Einzelnen 35 % in Staatspapieren, 8 % in Pfandbriefen, 20 % in Unternehmensanleihen sowie 10 % in Emerging-Market-Titeln investiert. In Hochzinsanleihen dürfen wir bis zu 10 % anlegen, und dieser Spielraum ist derzeit auch voll ausgeschöpft.- Wie sehen Ihre Regeln bezüglich des Portfolioanteils von Anleihen aus, und wie sind Sie in Risiko-Assets im Einzelnen positioniert?Im Staatsanleihebereich setzen wir sehr stark auf die südeuropäischen Peripherieländer. Allein auf Spanien und Italien entfallen derzeit 15 % bzw. 13 % des Fondsvermögens. Rund zwei Drittel unseres Staatsanleiheanteils entfallen damit auf die Peripherie. Wir haben in diesem Jahr Emerging-Market-Anleihen zugekauft. Pfandbriefe haben wir dagegen reduziert. Daneben halten wir aus Sicherheitsgründen und als Liquiditätsreserve hochqualitative Staatsanleihen wie Bundesanleihen sowie belgische und französische Staatstitel.- Wo liegen Ihre Schwerpunkte im Aktienbereich?Während wir den Fokus im Jahr 2015 vorwiegend auf die europäischen Märkte gelegt hatten, sind wir seit Beginn dieses Jahres deutlich globaler aufgestellt. Die Hälfte unserer Aktienquote entfällt zurzeit auf die USA, Asien und die Emerging Markets, die andere Hälfte deckt die europäischen Märkte ab.- Was erwarten Sie für die Weltwirtschaft?Das derzeit dominierende Thema sind die Folgen der Geldschwemme. Wir haben ein globales Niedrigzinsumfeld mit zum Teil negativen Anleiherenditen. Das führt zunehmend zu Überkapazitäten in der Realwirtschaft. Ein Beispiel dafür ist der Immobilien-Boom in China, der zudem eine Explosion der privaten Verschuldung nach sich gezogen hat. In anderen Schwellenländern sind ähnliche Phänomene zu beobachten. Obwohl wir konjunkturell für die kommenden Monate durchaus optimistisch sind, schwebt das Damoklesschwert einer neuen Schuldenkrise über unseren Köpfen.- Wie beurteilen Sie die Lage in den USA?Die Konjunktur des Landes ist stabil. Auf der einen Seite scheint sich die Lage im Energiesektor etwas zu entspannen – eine Folge der Erholung der Ölpreise. Auf der anderen Seite brummt der Arbeitsmarkt und stützt damit den Konsum. An dieser Konstellation wird sich so schnell nichts ändern, weswegen wir US-Aktien trotz ihrer überdurchschnittlichen Bewertung hinzugekauft haben.- Was erwarten Sie für den Dax?Die konjunkturelle Lage in Deutschland ist momentan außergewöhnlich gut. Das Wachstum lag über dem europäischen Mittel, selbst die USA wurden übertrumpft. Unsere hauseigenen Frühindikatoren zeigen an, dass dieser Trend noch bis in den Sommer hinein anhalten wird, dann droht eine erneute Wachstumsdelle. Aus diesem Konjunkturprofil speist sich unsere Erwartung für den Dax, dem wir für die kommenden Monate noch Aufwärtspotenzial bis zu den Höchstständen des Vorjahres zutrauen. Ab Herbst ist dann aber ein Rückschlag in der Größenordnung von 20 % bis 25 % zu befürchten. Einer noch größeren Korrektur wird sich die EZB entgegenstellen, die dann wohl die nächste QE-Runde ausrufen wird.- Werden die Bundesanleiherenditen weitere Rekordtiefen ausloten?Die Zinsen dürften weiter zurückgehen, allein wegen des Kaufprogramms der Europäischen Zentralbank, das eine enorme Verknappung von Bundesanleihen zur Folge hat. Spätestens wenn dann im späteren Verlauf des Jahres auch noch die Konjunktur nach unten dreht, sollte die Nullprozentlinie durchstoßen werden. Ein realistisches Ziel sind minus 0,2 %.—-Das Interview führte Christopher Kalbhenn.