Dax zum Ultimo über 13 000 erwartet

Banken schrauben Punktprognosen etwas zurück - Politik und Emerging Markets als Belastungsfaktoren

Dax zum Ultimo über 13 000 erwartet

Deutsche Banken gehen im Durchschnitt davon aus, dass der Dax zum Jahresende bei mehr als 13 000 Zählern bzw. rund 836 Punkte über seinem derzeitigen Niveau liegen wird. Allerdings haben sie ihre Prognosen damit insgesamt im Vergleich zur Jahresmitte zurückgeschraubt. Ein Grund ist der Handelsstreit.Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtWenn die deutschen Banken recht haben, wird der Aktienmarkt den Anlegern in den Monaten bis zum Jahresende deutlich mehr Freude bereiten als zurzeit. Der Durchschnitt der aktuellen Dax-Prognosen aus neun Häusern für den Ultimo liegt bei 13 167 Zählern, was auf Basis des derzeitigen Standes von 12 331 Zählern einen Anstieg um 6,8 % ergeben würde. Insgesamt sind die Analysten allerdings etwas skeptischer geworden als noch vor rund acht Wochen. So ergab der IW Financial Expert Survey zur Jahresmitte mit allerdings anderer Zusammensetzung der Prognosehäuser noch einen rund 300 Zähler höheren Indexdurchschnitt für das Jahresende von 13 457 Punkten.Zu der etwas zurückhaltenderen Einschätzung haben politische Faktoren, darunter insbesondere die weitere Eskalation im Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China beigetragen. Hinzu kommt die Schwäche der Emerging Markets, die unter der Aufwertung des Dollar leiden und die zuletzt durch den drastischen Kursverfall der türkischen Lira zusätzlich verstärkt worden ist. In diesem Umfeld hat etwa die DZ Bank zuletzt ihre Prognosen für den Dax per Ende dieses Jahres bzw. für Mitte 2019 von 13 700 auf 12 600 bzw. von 14 200 auf 13 300 Punkte reduziert. Immer mehr KrisenherdeWährend Wirtschaft und Aktienmärkte in den USA dynamisch wüchsen, litten die europäischen Unternehmen unter der anziehenden Zahl der Krisenherde, so das Institut. Die Manager hielten sich wegen der zunehmenden internationalen Verunsicherung mit Investitionen etwas stärker zurück als in früheren Phasen. Dazu kämen immer wieder politische und wirtschaftliche Probleme innerhalb der EU-Länder, so das Institut, das auf den Brexit verweist. “Die nächste Belastungsprobe dürften die von uns ab Herbst erwarteten Diskussionen über Zugeständnisse der EU gegenüber Italien werden”, so die Bank. Für die Aktienmärkte werde die zunehmende Häufung an Krisen immer negativer. Es sei auch sehr unwahrscheinlich, dass sich in Anbetracht der derzeitigen Gemengelage ein baldiger Stimmungsumschwung ergeben werde. “Wir gehen zwischenzeitlich davon aus, dass die Stimmung an den Märkten bis zum Jahresende gedrückt bleibt.”Auch die HSH Nordbank, deren Ultimoprognose zur Jahresmitte noch bei 13 700 Zählern gelegen hatte, ist deutlich weniger zuversichtlich geworden. Sie rechnet nun nur noch mit 12 700 Punkten. Der Dax werde sich in den kommenden Monaten voraussichtlich zwischen 12 100 und 13 200 Zählern bewegen, ein signifikanter Ausbruch aus dieser Spanne sei wenig wahrscheinlich, sagte Jan Edelmann, Analyst des Instituts, der Börsen-Zeitung. Erwartungen verfehlt Seine skeptischere Einschätzung begründete er u. a. mit einer Wachstumsverlangsamung in den Schwellenländern. Das seien wichtige Nachfrageländer für deutsche Industriegüter. Zudem sei das Gewinnmomentum in Deutschland schwächer. Es könne im Aggregat nicht mit den Erwartungen mithalten. Auch aufgrund der übrigen Risiken wie eines möglichen Überschwappens des Lira-Verfalls auf andere Emerging Markets und den Euroraum sowie des Handelskonflikts sei die Prognose neuer Höchststände im Dax für dieses Jahr nicht mehr zu rechtfertigen. “Markt zu pessimistisch”Optimistischer eingestellte Häuser trauen dem Dax bis zum Jahresende sehr deutliche Gewinne zu, darunter M.M. Warburg mit einer Ultimoprognose von 13 800 – der Rekord vom 23. Januar 2018 liegt bei 13 597 Zählern. “Aufgrund des Handelskonflikts, der Lira-Krise und der politischen Lage in Italien ist der Markt derzeit zu pessimistisch”, sagte Chefvolkswirt Carsten Klude der Börsen-Zeitung. Die Stimmung sei schlechter als die Lage, so Klude, der die zuversichtliche Einschätzung seines Hauses mit den fundamentalen Faktoren bzw. dem Wachstum der Unternehmensgewinne begründete. Attraktive BewertungDie Commerzbank erwartet den Dax zum Jahresende bei 13 500 Punkten. Nach Auffassung des Instituts werden die Belastungen durch die Emerging Markets für den Index ähnlich wie während der Schwellenländerkrisen der Jahre 1997 und 1998 bis in den Oktober hinein anhalten. Dann werde es im vierten Quartal zu einer deutlichen Erholung am deutschen Aktienmarkt kommen. Dank der weiterhin expansiven Geldpolitik im Euroraum und in den USA würden die Krisen in den Emerging Markets wie vor 20 Jahren den weltweiten Aufschwung nicht beenden. Derzeit gebe es eine perfekte Kombination aus attraktiver Bewertung mit einem gleitenden Zwölf-Monats-KGV des Dax von 12, negativem Sentiment und immer noch expansiver Geldpolitik, sagte Aktienstratege Andreas Hürkamp der Börsen-Zeitung.