Defizit auf Platinmarkt erwartet
ku Frankfurt
Der Branchenverband World Platinum Investment Council (WPIC) rechnet für das laufende Jahr mit einem deutlichen Defizit auf dem weltweiten Markt für das Edelmetall. Dies könnte für einen deutlichen Preisanstieg sorgen. Der Platinpreis befindet sich mit 947,50 Dollar je Feinunze gegenwärtig auf einem relativ niedrigen Niveau. Binnen eines Jahres hat er 19% an Wert eingebüßt. Im Januar war er noch bis auf fast 1100 Dollar geklettert, hatte dann aber wieder deutlich nachgegeben. In den vergangenen zwei Jahren hatte es hohe Überschüsse auf dem Platinmarkt gegeben. 2022 hatte dieser Überschuss 776000 Feinunzen betragen.
Wie der World Platinum Investment Council schreibt, rechnet er für 2023 mit einer um 24% steigenden Nachfrage. Demgegenüber werde das Angebot nur um 3% zulegen. Dies werde zu einer Unterversorgung des Marktes um 556000 Feinunzen führen. Damit ergibt sich zwischen 2022 und 2023 ein beeindruckend hoher Unterschied von mehr als 1,3 Mill. Unzen. Die weltweite Nachfrage wird 2023 mit 7,99 Mill. Unzen veranschlagt, das Angebot mit 7,43 Mill. Unzen.
Im vierten Quartal 2022 lag das Angebot um 18% unter dem Wert des gleichen Vorjahresmonats. Im Gesamtjahr reduzierte sich das Angebot gegenüber 2021 um 12%. Für 2023 wird lediglich mit einem praktisch konstanten Angebot gerechnet (+28000 Unzen). Ursächlich für den Rückgang des Angebots war eine geringere Produktion in Südafrika sowie sanktionsbedingt in Russland. Gleichzeitig war die Recyclingmenge um 17% niedriger, aufgrund der geringeren Verfügbarkeit von Altfahrzeugen und von weniger Schmuckrecycling. Wie der WPIC schreibt, werden gegenwärtig Altfahrzeuge aufgrund der geringeren Verfügbarkeit von Neufahrzeugen länger genutzt. Das Recycling von Schmuck war aufgrund des geringeren Schmuckabsatzes in China rückläufig, da sich die Rückverkäufe reduzierten. Für das laufende Jahr wird mit Blick auf die genannten Faktoren mit einer Verbesserung der Situation gerechnet, die Recyclingmenge soll um 10% zunehmen.
Was die weltweite Nachfrage betrifft, so soll der Verbrauch in der Industrie im laufenden Jahr um 12% steigen und damit fast wieder seinen Höchstwert erreichen. Trotz anhaltender Chipknappheit, der ansteigenden Lebenshaltungskosten, der Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland und der strikten Lockdowns in China habe sich der weltweite Automobilmarkt im vergangenen Jahr als widerstandsfähig erwiesen. Der Wachstumskurs der Automobilnachfrage werde sich auch 2023 fortsetzen. Der WPIC rechnet daher mit einem Anstieg der Platinnachfrage aus der Automobilindustrie um 10% auf 3,27 Mill. Unzen. Die sonstige industrielle Nachfrage soll um 12% auf 2,51 Mill. Unzen zulegen und die Schmucknachfrage um 2% auf 1,94 Mill. Unzen.
Interesse von Investoren
Zulegen soll auch die Nachfrage durch Finanzinvestoren. Mit für das laufende Jahr geschätzten 298000 Unzen ist dieses Nachfrageaggregat gegenüber der industriellen Nachfrage aber nach wie vor eher unbedeutend.