Leitlinien

Den Supertrends auf der Spur

Credit Suisse hat im Rahmen der jährlichen Präsentation ihrer langfristigen Anlagetrends diese mit Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen (UN) verknüpft. Die Schweizer Großbank hat 2017 erstmals sechs Supertrends vorgestellt, die Investoren bei der An­lage Hilfestellung bieten sollen.

Den Supertrends auf der Spur

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Die UN-Nachhaltigkeitsziele werden immer häufiger von Fondsgesellschaften als Leitlinie genutzt. Die Credit Suisse hat im Rahmen der jährlichen Präsentation ihrer Anlagetrends diese mit den Sustainable Development Goals (SDGs) der UN verknüpft. SDGs sind ein Katalog von 17 Zielen für eine verantwortungsbewusste Welt. Für Investoren mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit dienen die 2015 formulierten Ziele als Orientierung. Credit Suisse bietet nun den Anlegern die Möglichkeit, ihre Anlagen im Einklang mit den SDGs abstimmen.

Die Großbank hat die 2017 erstmals lancierten Supertrends nun in einer Matrix mit den UN-Nachhaltigkeitszielen abgebildet. Jeder der sechs Trends identifiziert nach Einschätzung von Credit Suisse Chancen auf überdurchschnittliche Entwicklungen. Die Themen reichen von dem Trend ängstlicher Gesellschaften über Infrastruktur bis hin zu Klimawandel. Für jeden der Trends entwickelte die Bank Investmentideen.

Ein wichtiges Thema in der diesjährigen Analyse ist die Coronavirus-Pandemie, die sich als äußerst disruptives Ereignis erwiesen habe. In bestimmten Bereichen, etwa dem Technologiesektor, treibe sie die Entwicklung voran, auf anderen Gebieten – darunter Armutsbekämpfung, Gesundheit, Bildungsqualität und Gleichbehandlung der Geschlechter – mache sie hart erarbeitete Fortschritte wieder zunichte. Die Pandemie hat aus Sicht der Bank die Bedeutung der 17 UN-Ziele erhöht. „Die Pandemie wird letztlich vorübergehen, sobald die Impfstoffe auf breiter Front verabreicht worden sind. Aber die Welt wird dieses Wiederaufbauziel vor Augen haben, um die Herausforderungen anzugehen, vor die uns unsere gemeinsame Zukunft stellt“, erklärt Michael Strobaek, Global Chief Investment Officer der Credit Suisse. Anleger könnten ihr Kapital in Anlagelösungen investieren, die bestimmte Ziele fördern.

Die Schweizer Großbank passt ihren Katalog regelmäßig an und hat vor einem Jahr das Thema Klimawandel zu einem Supertrend gemacht. Bis dahin sei das Thema in den anderen Trends enthalten gewesen. In der aktuellen Liste der Supertrends finden sich „Anxious Societies“ (als „besorgte Gesellschaften“ übersetzt) ganz vorn. Dieser Trend hat das Thema „Angry Societies“ (übersetzt mit „unzufriedene Gesellschaften“) abgelöst. Aspekte wie enttäuschte westliche Mittelschicht, Fokus auf Sicherheit und Verteidigung machten Platz für die Ängste und Sorgen der Menschen, insbesondere im Angesicht der Pandemie. Der Trend resultiert aus den vielen Gründen, besorgt zu sein, angefangen von Covid-19, Arbeitslosigkeit über Armut und soziale Ungleichheit, Korruption sowie Kriminalität und Gewalt.

Ziel eines Assetmanagers ist es, aus Trends wie „besorgte Gesellschaften“ Anlageideen zu entwickeln und Kapital zu mehren. Im Investmentfokus für Credit Suisse stehen in dem Zusammenhang beispielsweise Un­ternehmen, die zur Verbesserung der Sicherheit und des Schutzes der Bürger beitrügen. „Prävention könnte durch Covid-19 an Bedeutung gewinnen. Dadurch entstehen Wachstumschancen für Unternehmen in den Bereichen Gesundheitswesen, Diagnostik oder Reinigung und Hygiene.“

Infrastruktur gehört bei fast allen trendorientierten Ansätzen dazu. Credit Suisse verweist auf die Konjunkturpakete, die Regierungen weltweit auf den Weg gebracht haben. Etwa in den USA, wo Präsident Joe Biden neben seinem Covid-19-Hilfspaket ein Infrastrukturprogramm in Höhe von 2,3 Bill. Dollar vorgelegt hat. Auch in Europa sei das Volumen mit dem 750 Mrd. Euro schweren Wiederaufbaufonds hoch. Interessant seien daher Unternehmen nachhaltiger Transport-, Energie- und Telekommunikationsinfrastruktur sowie auch Anbieter von Telekominfrastruktur.

Technologie als dritter Trend bietet Chancen für beispielsweise Softwareunternehmen, welche die „berührungslose Branche“ beliefern. Aber auch Unternehmen mit starkem Bezug zur Einführung des 5G-Standards, welche die Verbreitung von Virtual Reality beschleunigen dürften, seien interessant.

Als „Silver Economy“ bezeichnet Credit Suisse den anhaltenden demografischen Wandel. Bei dem Thema hält die Bank zum Beispiel Biopharma-, Medizintechnologie- und Life-Science-Unternehmen, aber auch Betreiber von Seniorenwohnungen und Telemedizinanbieter für aussichtsreich. Nicht zuletzt stehen auch „Kranken- und Lebensversicherer, private Vermögensberater und Vermögensverwalter mit starker Preissetzungsmacht“ auf der Liste der Anlageideen.

Trend Nummer 5 heißt „Werte der Millennials“, eine Generation, die Biodiversität und Nachhaltigkeit von Lieferketten ins Rampenlicht rückt. Passende Anlagen wären zum Beispiel Unternehmen, die bestrebt sind, die Anforderungen infolge des grünen Bewusstseins der Millennials zu erfüllen. Etwa digitale Plattformen, die Bereiche wie Shopping, Werbung, Medien und nun auch die Finanzbranche umwälzen.

Der jüngste, erst 2020 integrierte Trend lautet Klimawandel. Um die im Pariser Klimaabkommen festgelegte Verringerung der Treibhausgasemissionen zu verwirklichen, müsse die Wirtschaft weltweit deutlich dekarbonisiert werden, heißt es bei der Bank. Das bietet Chancen, etwa bei Unternehmen, die in erneuerbaren Energien und anderen Technologien zur CO2-freien Stromerzeugung führend sind, und Anbietern von Stromspeichertechnologie.

Die Trends der Credit Suisse sollen zielgerichtete Investitionen er­mög­li­chen. „Unsere Supertrends bieten ein Rahmenwerk für thematische langfristige Aktieninvestments“, erklärt Strobaek, CIO der Credit Suisse.

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