Euro-Dollar-Wechselkurs

Der Gegenwind für den Euro hält an

Das Coronakrisenjahr 2020 dürfte zwar vielen in unguter Erinnerung bleiben, nicht jedoch dem Euro-Dollar-Wechselkurs. So gelang dem Währungspaar doch in dieser Zeit eine beeindruckende Aufwärtsbewegung, die es ausgehend von seinen markanten...

Der Gegenwind für den Euro hält an

Von Sandra Striffler*)

Das Coronakrisenjahr 2020 dürfte zwar vielen in unguter Erinnerung bleiben, nicht jedoch dem Euro-Dollar-Wechselkurs. So gelang dem Währungspaar doch in dieser Zeit eine beeindruckende Aufwärtsbewegung, die es ausgehend von seinen markanten Tiefstständen Ende März 2020 bei rund 1,0635 Dollar im Hoch Anfang 2021 bis auf Spitzenwerte von knapp 1,2350 Dollar klettern ließ. In derart luftige Höhen wagte sich die Gemeinschaftswährung zuletzt im April 2018 empor.

Nach unten durchgebrochen

Aus charttechnischer Sicht manifestierte sich die eben skizzierte übergeordnete Aufwärtsbewegung von Euro-Dollar in einem längerfristigen Aufwärtstrend, der zwischen März 2020 und Februar 2021 die Richtung vorgab und dessen Unterstützungslinie aktuell bei etwa 1,2195 Dollar auszumachen ist. Der zuletzt gestiegene Gegenwind ließ das Währungspaar allerdings diese langfristige charttechnische Formation vor knapp vier Wochen nach unten hin durch­brechen.

Abwärtstrendkanal

Nun gibt ein kurzfristiger Abwärtstrendkanal, welcher mo­mentan zwischen rund 1,1810 Dollar und 1,2100 Dollar verläuft, die Marschrichtung von Euro-Dollar vor. Innerhalb dessen hat die Gemeinschaftswährung in den vergangenen Tagen zudem eine Art Wohlfühlzone zwischen den aktuell bei etwa 1,2040 Dollar und rund 1,1840 Dollar verlaufenden 100- und 200-Tage-Linien etabliert. Mit Blick auf die kommenden Handelstage stellt sich nun die charttechnisch interessante Frage, ob Euro-Dollar weiter den Vorgaben des Abwärtstrendkanals folgen wird oder ob er seine Fühler wieder in Richtung der Marke von 1,2200 Dollar und damit in den Bereich des jüngst nach unten hin durchbrochenen längerfristigen Aufwärtstrends ausstrecken wird.

Tagesindikatoren skeptisch

Geht es nach den technischen Tagesindikatoren, dürfte der Euro zur Wochenmitte hin weiter in Deckung bleiben. Anlass zu dieser Einschätzung geben uns zum einen der MACD sowie die Stochastik, welche beide unterhalb ihrer jeweiligen Signallinie anzutreffen sind. Zum anderen ist in diesem Zusammenhang auch das Momentum zu nennen. Dieses ist in diesem kurzfristigen Zeitfenster unterhalb seiner Nulllinie gen Süden hin ausgerichtet. Keine Position im charttechnischen Sinne beziehen im Tageschart hingegen der ADX und der RSI, bewegen sich beide Indikatoren doch im neutralen Bereich. Alles in allem dürfte sich Euro-Dollar damit auf kurze Sicht innerhalb seines Abwärtstrendkanals weiter auf die derzeit bei rund 1,1840 Dollar anzutreffende 200-Tage-Linie zubewegen.

Um es kurz zu machen: Auch auf Wochensicht ist die Mehrzahl der charttechnischen Indikatoren der europäischen Gemeinschaftswährung nicht wohlgesonnen. Hervorzuheben sind in diesem Zeitfenster erneut der MACD und die Stochastik, welche sich beide in intakten Abwärtstrends unterhalb ihrer jeweiligen Trigger-Linie bewegen. In diese wenig erfreuliche Kerbe schlägt auch das Momentum. Dieses hat im Wochenchart jüngst seine Nulllinie von oben kommend nach unten hin durchbrochen und präsentiert sich nun auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2020, Tendenz weiter fallend.

Auffallend ist zudem, dass auch dem ADX zunehmend die Puste auszugehen scheint, weist er doch mit gegenwärtig knapp 32 Punkten (Anfang des Jahres lag er in der Spitze bei rund 46 Zählern) auf einen nachlassenden Euro-positiven Trendmarkt hin. Vom RSI gibt es hingegen auf Wochensicht wenig Interessantes zu berichten, hält er sich doch auch hier auf neutralen Niveaus.

Ist der Euro in den kommenden Tagen erwartungsgemäß erneut auf Unterstützungen angewiesen, steht ihm zunächst bei 1,1869 Dollar das Tief vom 10. März zur Seite. Durchbricht er dieses nach unten hin, rücken im Bereich von 1,1840 Dollar sowohl die 200-Tage-Linie als auch der Tiefststand vom 9. März in den Fokus. Im Anschluss daran findet die Gemeinschaftswährung bei der aktuell bei rund 1,1810 Dollar verlaufenden unteren Begrenzungslinie des rich­tungsweisenden Abwärtstrendkanals Halt. Unserer Einschätzung zufolge sollte der Euro diesen Bereich auf Wochensicht nicht dauerhaft unterschreiten.

Erste Hürde bei 1,1990 Dollar

Entwickelt die Gemeinschaftswährung hingegen Anstiegsdynamik, so muss sie zunächst bei rund 1,1990 Dollar an den Hochs vom 11. und 12. März vorbei. Hat der Euro diese Hürde überwunden, stellt sich ihm die aktuell bei rund 1,2040 Dollar verlaufende 100-Tage-Linie in den Weg. Wir gehen davon aus, dass sich das Währungspaar an dieser in den nächsten Tagen letztendlich die Zähne ausbeißen sollte.

Euro-Dollar hat im vergangenen Jahr eine beeindruckende Aufwärtsrally an den Tag gelegt und hierbei einen längerfristigen Aufwärtstrend ausgebildet. Vor kurzem nahm jedoch der Gegenwind wieder zu, so dass nun ein kurz­fristiger Abwärtstrendkanal die Marschrichtung des Währungspaares vorgibt. Dieser sollte angesichts der mehrheitlich Euro-skeptischen Tages- und Wochenindikatoren für Euro-Dollar zunächst weiter richtungsweisend bleiben.

*) Sandra Striffler ist Devisenana­lystin der DZBank.

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