Deutsche Bank erwartet aktive Fed

Noch fünf US-Zinsschritte bis Ende 2019 - EZB zögerlich - Trotz Risiken steigende Aktienkurse prognostiziert

Deutsche Bank erwartet aktive Fed

Die Deutsche Bank erwartet bis Ende 2019 noch fünf Zinsschritte durch die US-Notenbank Fed. Demgegenüber dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Hauptrefinanzierungssatz erst im Frühjahr 2020 um 25 Basispunkte anheben, so das Institut. Trotz diverser politischer Risiken geht die Deutsche Bank für 2019 von Kursgewinnen an den Aktienmärkten aus.dm Frankfurt – Die Deutsche Bank lehnt sich weit aus dem Fenster, was die Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve anbelangt. So soll der US-Leitzins bis Ende 2019 noch fünfmal angehoben werden. Für 2020 wird dann eine Senkung erwartet. Damit liege man über der Markterwartung, sagte der Chefvolkswirt Deutschland, Stefan Schneider, am Mittwoch vor Journalisten in Frankfurt. Grund für das forsche Normalisierungstempo der US-Notenbank sei der heiß gelaufene amerikanische Arbeitsmarkt, der eine weiter steigende US-Kerninflationsrate erwarten lasse. Die Fed werde versuchen, “modulierend” einzugreifen.Die Investmentbank der Deutschen Bank geht laut Schneider per Ende 2019 von einer inversen US-Zinsstrukturkurve aus; so dürften dann dreimonatige US-Papiere 13 Basispunkte mehr rentieren als zehnjährige Treasuries. Dies antizipiere aber nur eine Zinssenkung und dürfte ein temporärer Effekt sein, womit Schneider andeutete, nicht allzu viel hineinzuinterpretieren. Eine inverse Zinskurve gilt als zuverlässiger Indikator für eine Rezession und damit auch für eine bevorstehende Trendwende am Aktienmarkt. Kräftig steigende BundrenditeWas die Notenbankpolitik in Europa anbelangt, erwartet die Deutsche Bank, dass die Europäische Zentralbank 2019 ihren Einlagenzinssatz von -0,4 % auf -0,25 % anheben wird. Erst im März 2020 dürften dann der Einlagenzinssatz, der Hauptrefinanzierungssatz und der Spitzenrefinanzierungssatz um jeweils 25 Basispunkte angehoben werden. “Die EZB dürfte extrem piano vorgehen”, so Schneider. Per Ende 2019 soll aber die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bis auf 1,15 % (derzeit 0,34 %) steigen.Die Grundannahme der Auguren des Frankfurter Instituts ist dabei, dass es zu keiner Eskalation der verschiedenen politischen Risiken wie Handelskrieg, Brexit und Schuldenstreit zwischen der EU und Italien kommt. Auch eine Rolle dürfte das auslaufende Anleihekaufprogramm der EZB spielen. Auf die Frage, ob diese Prognose angesichts der politischen Unwägbarkeiten und gleichzeitig der als etwas eingetrübt beschriebenen Wachstumsperspektiven nicht hoch sei, sagte Ulrich Stephan, Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, dies sei Ausdruck einer gewissen geldpolitischen Normalisierung in Europa. Auch werde eine aktivere Emissionstätigkeit erwartet.Die Prognose sei zudem nicht hoch im historischen Vergleich. Würde das für 2019 erwartete Wirtschaftswachstum zugrunde gelegt, das die Deutsche Bank auf 1,3 % (2018: 1,6 %) veranschlagt, müsste die Rendite der Bundesanleihen eigentlich wesentlich höher sein. Zugleich geht die Bank davon aus, dass auch nach dem Auslaufen der Anleihekaufprogramme die EZB weiterhin für rund 10 Mrd. Euro pro Monat auslaufende Anleihen durch neue Käufe ersetzen wird.Trotz verschiedener Risiken sind Schneider und Stephan grundsätzlich zuversichtlich, etwa was Aktien- und Rohstoffpreise anbelangt. So dürfte sich der Ölpreis wieder deutlich erholen, da genügend Nachfrage vorhanden sei. Die Fundamentaldaten signalisierten einen übertriebenen Pessimismus in Rohstoffpreisen. “Wir glauben nicht, dass der Handelskonflikt der USA mit China 2019 gelöst wird, weil er sich auch um die geopolitische Machtposition dreht”, so Schneider. Doch erwartet er keine “Eskalation”. Es müsse abgewartet werden, welcher Druck sich daraus entwickle, Wertschöpfungsketten aus China abzuziehen, sagte der Chefökonom. Schwierig einzuschätzen seien auch die 2019 noch spürbaren Folgen der von US-Präsident Donald Trump angestoßenen Steuerreform.Für 2019 prognostiziert das Institut ein Wachstum in den Vereinigten Staaten von 2,9 %. Es gebe derzeit eine deutliche Verlangsamung des Weltwirtschaftswachstums, doch dürfte das Wachstum prinzipiell weitergehen. Auch in China dürfte sich das Wachstum verlangsamen, ab dem zweiten Quartal sollte aber eine Stabilisierung einsetzen, so dass für 2019 ein Plus von 6,3 % resultieren dürfte. Mit einer lockereren Haushaltspolitik und Steuersenkungen dürfte das Wachstum durch die Regierung gestützt werden, was aber auf Kosten der chinesischen Währung gehe. Der Kurs des Renminbi könne gegenüber dem Dollar bis auf 7,4 Renminbi fallen. Der US-Dollar dürfte sich trotz der sich ausweitenden Haushaltsdefizits und der steigenden US-Verschuldung im kommenden Jahr gegenüber dem Euro seitwärts entwickeln. Die Zinsdifferenz spreche aus Sicht Europas eigentlich “extrem” für den Dollar. Aktien bleiben im SpielIn der Asset Allocation setzt die Bank auf Realwerte wie Aktien, wenn das Risikoprofil der Anleger passe. Ulrich Stephan hält einen Dax-Anstieg von rund 8 % bis Ende 2019 auf rund 12 300 Punkte für möglich. Es bestehe die Hoffnung, dass der Markt zu viel Negatives und eine Rezession eingepreist habe. Während das Gewinnwachstum in den USA hoch sei, seien US-Aktien auch hoch bewertet. “US-Aktien sind gut, europäische Aktien günstig und asiatische Aktien gut und günstig”, fasst Stephan zusammen (vgl. Grafik). Dabei sollte auf günstig bewertete Titel gesetzt werden. Als Value-Sektoren bezeichnet Stephan Industrie und Finanzen sowie Rohstoffe. Diese böten eine niedrige Bewertung und teilweise hohe Dividendenrenditen.Auch für Immobilien ist das Institut zuversichtlich gestimmt. Die Preisdynamik lasse im deutschen Wohnimmobilienmarkt nach, aber der Aufwärtstrend solle bis 2022 nicht brechen. In einem moderaten und ausgewogenen Portfolio empfiehlt die Bank 30 % Immobilienanteil.