Deutsche Bank für Flughafenaktien zuversichtlich
ck Frankfurt
Trotz der Sorgen über die Ausbreitung der Delta-Variante, die am Montag den Reisesektor belasteten, ist die Deutsche Bank für die Aktien der europäischen Flughafenbetreiber zuversichtlich. Der Hintergrund für die Sommersaison 2021 in Kontinentaleuropa verbessere sich weiter. Der Ausbau des digitalen Covid-Zertifikats der EU habe sich in den zurückliegenden Wochen beschleunigt, und in 18 Ländern würden nun Covid-Zertifikate ausgestellt und anerkannt. Dies ermögliche eine koordinierte Lösung für restriktionsfreies Reisen für Geimpfte in der EU. Dies sei ein bedeutender Meilenstein für den Neustart der europäischen Luftfahrt.
Zudem zeigten jüngste Daten, dass 32% der EU-Bürger mittlerweile zweimal geimpft worden seien und weitere 23,8% ihre erste Impfung erhalten hätten. Damit sei die Anzahl an Bürgern, die potenziell ab Juli und August restriktionsfrei reisen könnten, signifikant. Auch für nichtgeimpfte Reisende verbessere sich das Bild. Die Covid-Zertifikate-Plattform lasse auch Antigen- und PCR-Tests als Nachweise für Reisende zu, die Quarantänen vermeiden wollen. Zusammen mit den ersten Ansätzen einer verbesserten Passagieraktivität im Mai erscheine das Erreichen von 50% einer normalen Sommersaison für die Flughäfen erreichbar.
Das Institut glaubt zudem, dass das digitale Covid-Zertifikat auch zu allgemein verbesserten Aussichten für die mittelfristige Erholung von Urlaubsrouten und Kurzstrecken beiträgt. So werde restriktionsfreies Reisen wahrscheinlich im kommenden Jahr eine gängige Praxis sein. Es gebe eine sehr starke aufgestaute Nachfrage nach Urlaubsreisen, so die Bank, die mit der Rückkehr einer robusten Nachfrage rechnet und ferner unter anderem auf die stark gestiegenen Ersparnisse der privaten Haushalte verweist. Diese Faktoren kämen insbesondere den auf Kurzstrecken, Urlaubsreisen und Inlandsflüge fokussierten Flughäfen zugute, und dies werde vor allem in der Sommersaison 2022 sichtbar werden. Daher hebt die Bank ihre Prognosen für den spanischen Flughafenbetreiber Aena und Flughafen Zürich an. Sie glaubt nun, dass der Verkehr bei diesen Flughäfen im Juli und August 2022 sein Vorkrisenniveau wieder erreichen wird. Für die Flughafenbetreiber, die weniger stark auf Kurzstrecken und Urlaubsreisen fokussiert sind, die französische Groupe ADP und Fraport, erwartet das Institut eine langsamere Erholung der Passagierzahlen. Es verweist auf die Verspätung in der vollen Wiedereröffnung der Langstrecken und Erwartungen über strukturelle Verschiebungen im Geschäftsreisensegment.
Fraport wird dennoch neben Aena und Flughafen Zürich mit einem von 65 auf 75 (derzeit 59,18 Euro) erhöhten Kursziel zum Kauf empfohlen. Als kurzfristig positive Faktoren für das Unternehmen nennt die Bank das Potenzial von Gebührenerhöhungen im mittleren einstelligen Prozentbereich am Flughafen Frankfurt, strukturelle Kosteneinsparungen, die es Fraport erlauben würden, im Jahr 2023 wieder Profitabilitätsniveaus des Jahres 2019 zu erreichen, sowie verbesserte Sicherheitsvorkehrungen. Die Ergebnisschätzungen für die Jahre 2021 bis 2023 werden von –0,96 auf 0,38, von 2,33 auf 2,74 und von 4,09 auf 4,48 Euro je Aktie erhöht. Aena wird mit einem von 162 auf 164 (aktuell 141,90) Euro erhöhten Kursziel zum Kauf empfohlen. Als Plus nennt die Bank einen hohen Anteil am Geschäft der Inlandsflüge (31%) und von Flügen innerhalb der EU (ohne Inlandsflüge) von 60%. Die spanischen Reiserestriktionen seien jetzt weniger belastend, und die Akzeptanz billigerer Covid-Antigentests vereinfache Reisen aus Risikogebieten für Ungeimpfte zusätzlich. Die Ergebnisschätzung für das kommende Jahr wird von 7,20 auf 9 Euro je Aktie angehoben.
Das Kursziel für die weiter zum Kauf empfohlene Flughafen Zürich wird von 179 auf 183 (derzeit 156) sfr erhöht. Das Unternehmen habe einen hohen Geschäftsanteil mit EU- (74%) und Urlaubsflügen (63%). Die Schweizer Behörden arbeiteten eng mit der EU zusammen, um die EU-Covid-Zertifikate-Systeme einzuführen, was reduzierte Restriktionen zwischen der Schweiz und der EU ermöglichen sollte. Die Ergebnisschätzungen für 2021 und 2022 werden von –1,09 auf –0,79 und von 6,49 auf 8,86 sfr je Aktie erhöht.
Groupe ADP nur neutral
Groupe ADP wird mit einem von 100 auf 107 (derzeit 116,35) Euro erhöhten Kursziel lediglich neutral eingestuft. Als Nachteil verweist die Bank u.a. auf den im Vergleich zu den Wettbewerbern überdurchschnittlichen Anteil von Langstreckenflügen und Geschäftsreisen und die dadurch bedingte langsamere Erholung auf Vorkrisenniveau.