Deutsche Bank und Börse vorn

Vom heftigem Einbruch hat sich der Dax im ersten Halbjahr wieder klar erholt - Daimler fällt zurück

Deutsche Bank und Börse vorn

Durch Corona hat der Dax den schnellsten Crash seiner Geschichte erlebt. Danach ist der deutsche Aktienmarkt aber dank Notenbanken und Regierungen wieder deutlich geklettert. Die beste Performance erzielten Deutsche Bank, Deutsche Börse und RWE. Verlierer sind Wirecard, MTU und Daimler. Von Werner Rüppel, FrankfurtDer Aktienmarkt ist doch ungeheuer spannend und es spiegelt sich in ihm das Geschehen der ganzen Welt wider. So geschehen auch im ersten Halbjahr, das beim Dax turbulent verlaufen ist. Zunächst standen ob niedriger Zinsen und stabiler Unternehmensgewinne die Zeichen auf eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung des Vorjahres und der Dax hat am 17. Februar mit 13 795 Punkten ein Allzeithoch erreicht.Dann hat Corona Europa und die ganze Welt erreicht. An den Aktienmärkten gab es kein Halten mehr, zumal viele Investoren in Dividendentitel übergewichtet waren. Pure Furcht regierte und es kam zum schnellsten Crash aller Zeiten. In der Spitze brach der Dax gegenüber seinem Hoch um 40 % auf 8 256 Zähler ein.Immerhin gab es damals Stimmen wie DWS Fondsmanager Klaus Kaldemorgen, die in dem massiven Einbruch eine langfristige Kaufgelegenheit erkannten. Und etliche Privatanleger kauften gerade jetzt Aktien. Da andere verkauften oder aufgrund erschöpfter Risikobudgets verkaufen mussten, explodierten die Börsenumsätze. “Viel hilft viel”Zum Erstaunen der meisten Marktteilnehmer hat sich der Dax nach dem Crash wieder berappelt. Anfang Juni stieg er gar bis auf 12 900 Zähler und erreichte damit beinahe den Stand vor Corona. Das Halbjahr beschloss der Leitindex mit 12 270 Punkten, so dass der Verlust im Vergleich zum Stand Ende 2019 gerade einmal 7,4 % beträgt. Das ist nicht viel für eine Zeit, in der eine Pandemie die Wirtschaft zwischenzeitlich fast zum Erliegen bringt. Für die deutliche Erholung des Dax gibt es zwei gute Gründe. Zum einen waren die Corona-Fallzahlen rückläufig, was dann das langsame Hochfahren der Wirtschaft ermöglicht hat. Zum anderen haben Notenbanken und Regierungen entschlossen gehandelt und wesentlich mehr getan als von Volkswirten und Analysten erwartet.”Die Hilfsmaßnahmen der Regierungen und der Notenbanken fallen stärker aus als in den vergangenen Krisen”, sagt Aktienmarktstratege Christian Kahler von der DZ Bank. “Weder absolut noch relativ gemessen zu Bruttoinlandsprodukt oder Aktienmarktkapitalisierung wurde je ein so starker Impuls gegeben.” Das Motto der Stunde laute: “Viel hilft viel.”Auch bei den Dax-Unternehmen kam vieles nicht so schlimm wie zunächst befürchtet. Zwar musste die Lufthansa infolge von Corona für Deutsche Wohnen aus dem Dax absteigen, doch wurde sie immerhin vom Staat gerettet. Neben Lufthansa und Wirecard zahlen lediglich Adidas und Deutsche Bank aufgrund der Pandemie keine Dividende. Hingegen erfreuen bzw. erfreuten Titel wie BASF, Allianz, Münchner Rück, Bayer, Deutsche Post oder Vonovia ihre Aktionäre mit üppigen Ausschüttungen. Auch insgesamt bietet der Leitindex damit eine attraktive Dividendenrendite, fallen doch Festverzinsliche als Anlagealternative weitgehend aus.Doch etwas überraschend fällt die Halbjahresbilanz der Einzelwerte dann doch aus. Zum einen verzeichnen allein zehn Dax-Werte eine positive Performance und dies zum Teil recht deutlich. Zum anderen steht an der Spitze der Gewinner die Deutsche Bank mit einem Wertzuwachs von 22 % ein Institut, das viele an der Börse bereits unter die Rubrik Kapitalvernichter eingeordnet hatten. Dahinter folgen die Deutsche Börse, RWE und Fresenius Medical Care mit einer Performance von 17 %, 17 % und 16 %. Auch mit Wohnimmobilienaktien wie Vonovia und Deutsche Wohnen, die von niedrigen Zinsen und relativ stabilen Mieten profitieren, war im ersten Halbjahr für Aktionäre gutes Geld zu verdienen. Darüber hinaus konnten auch Technologietitel wie Deutsche Telekom, SAP und Infineon zulegen.Bei den Verlierern muss man nicht lange fragen, wer denn der “biggest loser” ist. Natürlich die durch ihren Bilanzskandal insolvente Wirecard, deren Aktionäre 95 % an Wert einbüßten. Dahinter folgt MTU mit einem Minus von 40 % vor Daimler mit einem Minus von 27 %. Aber auch die Aktien anderer Autobauer und -zulieferer wie Continental, VW und BMW wurden von der Pandemie schwer getroffen. Hier hätte sicherlich eine Abwrackprämie, die auch sparsame Verbrenner einschließt, geholfen.Doch wie geht es am deutschen Aktienmarkt weiter? Wirecard wird sicherlich bald aus dem Dax ausscheiden, die größten Chancen für den Aufstieg haben dann laut DZ Bank Unternehmen wie Symrise, Delivery Hero oder Qiagen. Die heimischen Autobauer dürften es trotz Mehrwertsteuersenkung eher schwer haben, zumindest meiden viele Vermögensverwalter diese Branche. Die Deutsche Börse könnte weiterhin von lebhaften Märkten profitieren und Technologiewerte scheinen ohnehin angesagt. Merkel-Lagarde-Put wirktFür den Dax insgesamt könnte es in den an der Börse ohnehin schwierigen Sommermonaten zunächst zu einer Konsolidierung kommen, zumal der Markt wohl schon vieles eingepreist hat. Doch gibt es den Merkel-Lagarde-Put, der den Markt weiter beflügeln könnte. Sprich Regierung und Notenbank tun alles, um die Wirtschaft zu beleben. Hinzu kommt, dass es aufgrund von Nullzinsen zumindest mittelfristig kaum eine Alternative zu Aktien gibt.