Deutsche Börse startet Krypto-Plattform
Deutsche Börse startet Krypto-Plattform
„Vollständiges Ökosystem“ für institutionelle Kunden – Börse Stuttgart kooperiert mit Profidata – Bitcoin auf Allzeithoch
wrü / xaw Frankfurt / New York
Just an dem Tag, an dem Bitcoin ein neues Allzeithoch erreicht hat, hat die Deutsche Börse mit der Deutschen Börse Digital Exchange eine Kryptoplattform gestartet. Diese richtet sich an institutionelle Kunden und schließt Abwicklung und Verwahrung ein. Gestartet wird mit den Kryptowährungen Bitcoin und Ether.
Die Gruppe Deutsche Börse hat mit der Deutsche Börse Digital Exchange (DBDX) eine Krypto-Spot-Plattform für institutionelle Kunden gestartet. Zunächst werden darauf die führenden Kryptowährungen Bitcoin und Ether gehandelt, weitere Kryptowährungen sollen dann folgen. Die DBDX biete ein vollständig reguliertes und sicheres Ökosystem für Handel, Abwicklung und Verwahrung von Krypto-Assets und nutze dabei die bestehende Anbindung der Marktteilnehmer. Technisch erfolgt die Anbindung über das Handelssystem T7, das auch Eurex und Xetra nutzen, erläutert die Deutsche Börse. Damit benötigten Investoren, die bisher bereits dort angebunden sind, keinen neuen Anschluss.
Mit dem neuen Angebot will die Deutsche Börse eine Marktlücke schließen und gleichzeitig ins Zentrum des wachsenden institutionellen Markts für digitale Vermögenswerte rücken. Das neue Angebot der Börse kommt relativ spät. Die Boerse Stuttgart Digital bietet schon seit 2019 den Handel von Kryptowährungen für Privatanleger und institutionelle Investoren an. Am Dienstag hat die Boerse Stuttgart Digital, praktisch zeitgleich mit der Deutschen Börse, eine Partnerschaft mit Profidata, einem Anbieter von Softwarelösungen für die Investment- und Vermögensverwaltung, angekündigt. Damit erhielten institutionelle Kunden über die Infrastruktur von Boerse Stuttgart Digital einen einfachen, nahtlosen und vollständig regulierten Zugang zum Handel und zur Verwahrung von Kryptowährungen.
Innovation für Finanzplatz
Institutionelle Investoren in Frankfurt begrüßten gegenüber der Börsen-Zeitung ausdrücklich das neue Angebot der Deutschen Börse. Wichtig sei, dass damit auch bei Kryptowährungen ein entsprechend regulierter Markt vorliege, der Anlagen ermögliche. „Wir begrüßen das neue Angebot unter Innovationsgesichtspunkten für den Finanzplatz Deutschland sehr“, sagt Christoph Hock, Head of Tokenisation and Digital Assets bei Union Investment.
„Die Deutsche Börse richtet sich mit ihrem Angebot vor allem an rein institutionelle Handelsteilnehmer – ohne irgendeinen Endkundenbezug“, erklärt Matthias Voelkel, CEO der Gruppe Börse Stuttgart. „Als Vorreiter begrüßen wir hier den Wettbewerb mit unserem seit 2019 bewährten, regulierten Handelsplatz Boerse Stuttgart Digital Exchange. Wir sind weiterhin die einzige Börsengruppe in Europa mit Fokus auf das institutionelle Kryptogeschäft mit Endkundenbezug. Wir bieten Banken und Brokern, die ihren Kunden Zugang zu Kryptowährungen geben wollen, voll regulierte und sichere Infrastrukturlösungen für Handel und Verwahrung. Ein Beispiel ist unsere Zusammenarbeit mit der DZ Bank und der genossenschaftlichen Finanzgruppe.“
Bitcoin steigt aus Allzeithoch
Hintergrund des wachsenden Interesses an Kryptowährungen sind nicht zuletzt deren enorm hohen Wertsteigerungen in den vergangenen Monaten. Der Kryptowinter ist vorbei, und die hohen Zuflüsse der vergangenen Wochen und Monate zeigen, dass gerade auch bei institutionellen Investoren die Nachfrage nach Krypto wächst. Am Dienstag hat Bitcoin ein neues Allzeithoch von mehr als 69.000 Dollar erreicht. Die Marktkapitalisierung von Bitcoin liegt inzwischen bei 1,3 Bill. Dollar, die von Ether bei 0,45 Bill. Dollar. Etliche Analysten gehen von weiteren Wertzuwächsen für Kryptowährungen aus.
Die Zulassung von Spot-ETFs auf Bitcoin in den USA Anfang Januar hat bei Krypto-Enthusiasten Hoffnungen auf eine breitere institutionelle Adoption von Digital Assets geweckt. Die Deutsche Bank bezeichnete die Freigabe durch die Börsenaufsicht SEC als „signifikanten Meilenstein“. Denn institutionelle Investoren sind im Umgang mit börsengehandelten Indexfonds vertraut. Die Passiv-Investition über solche Vehikel ist für sie wesentlich unkomplizierter und leichter mit ihren Regularien zu vereinbaren als aktive Digital-Assets-Anlagen. ETFs von führenden Adressen wie Blackrock erfüllen in der Regel hohe Ansprüche an die Besicherung und Verwahrung der Basis-Assets, argumentieren Assetmanager wie Wisdom Tree. In Europa ist eine Lancierung von ETFs auf Einzelwerte und damit auch auf Kryptowährungen nach dem Ucits-Regelwerk nicht möglich.
Doch bereits im Juni 2020 startete auf Xetra das erste zentral geclearte Exchange-Traded Product (ETP) mit Bitcoin als Basiswert – zeitweise waren auf dem Handelssystem der Deutschen Börse mehr als 90 solcher Vehikel auf einzelne Kryptowährungen und Digital-Assets-Körbe gelistet, inzwischen sind es noch rund 80.
Start über Preisanfrage
Im ersten Schritt läuft der Handel an der DBDX über eine Preisanfragefunktionalität (Request for Quote, RFQ), später wird auch multilateraler Handel möglich sein, teilt die Deutsche Börse weiter mit. Während die Deutsche Börse den Handelsplatz betreibe, übernehme die Crypto Finance (Deutschland) GmbH die Abwicklung und Verwahrung der Geschäfte. Crypto Finance ist eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Börse.
Die DBDX unterstütze dabei auch die notwendige Weiterentwicklung des Markts für digitale Vermögenswerte hin zu einem vertrauenswürdigen Ökosystem, das institutionellen Standards entspreche. Darüber hinaus stelle der Markteintritt einen wichtigen Meilenstein dar, da er die Präsenz der Gruppe Deutsche Börse in diesem Bereich stärkt und die Fähigkeit unterstreiche, Kunden in Deutschland und anderen europäischen Märkten innovative Finanzlösungen anzubieten.
„Unser neues Angebot ist ein Game Changer für digitale Ökosysteme“, kommentiert Carlo Kölzer, Head of FX & Digital Assets bei der Deutschen Börse. „Wir wollen institutionellen Kunden in Europa vertrauenswürdige Märkte für Krypto-Assets bieten, die sich durch Transparenz und Sicherheit auszeichnen und in denen die Abläufe den regulatorischen Erfordernissen entsprechen. Das stärkt die Integrität und Sicherheit des gesamten Marktes.“
Ende 2023 hatte die Gruppe Deutsche Börse als Teil ihrer Strategie „Horizon 2026“ das Ziel bekräftigt, eine regulierte Plattform für digitale Vermögenswerte aufzubauen. Im Februar hatte die BaFin der Crypto Finance (Deutschland) GmbH vier Lizenzen gewährt, die u.a. den regulierten Handel mit digitalen Vermögenswerten sowie Abwicklungs- und Verwahrleistungen umfassen.
Diese Lizenzen zählten zu den Voraussetzungen für den Start der Plattform, die bereits eine Lizenz als Multilateral Trading Facility (MTF) erhalten hatte.