Deutschland toppt Euroland

Dividenden inländischer Firmen steigen stärker als im Euro Stoxx 50 - Auto- und Chemiesektor vorn

Deutschland toppt Euroland

2015 ist ein ausgezeichneter Dividendenjahrgang – nicht nur für deutsche börsennotierte Unternehmen, sondern auch für die Blue Chips im Euro Stoxx 50. Während das Plus in Deutschland stolze 12 % betrug, stieg die Ausschüttungssumme in Euroland vergleichsweise moderat um 5,7 %. Allerdings liegt das Dividendenniveau in Euroland deutlich höher.Von Dietegen Müller, FrankfurtEs ist nicht ausgemacht, ob der Skandal um manipulierte Abgaswerte zum Ausfall einer Dividende führt. Für die Ausschüttungssumme der in Dax, MDax, SDax und TecDax enthaltenen Unternehmen würde ein Verzicht auf eine Dividende aus Wolfsburg nur eine Delle hinterlassen. 0,9 Mrd. Euro für die im Dax enthaltene Volkswagen-Vorzugsaktie stehen auf dem Spiel. Der Schaden wäre in jedem Fall geringer als bei Daimler, die 2,6 Mrd. Euro in diesem Jahr ausgeschüttet hat, oder bei BMW mit 1,7 Mrd. Euro (Stammaktien). Der Fall Volkswagen unterstreicht nicht nur die gewichtige Rolle der Autoindustrie in der Realwirtschaft, sondern auch als Dividendenbringer. Kein anderer Sektor im deutschen Aktienuniversum wird 2015 mehr ausgeschüttet haben, wie eine für die Börsen-Zeitung erhobene Aufstellung des Finanzdatendienstleisters Markit auf Basis von Dividendenankündigungen (“announced dividends”) zeigt. Mit 7,9 Mrd. Euro ist die Autobranche – in der im HDax und SDax auch Zulieferer enthalten sind – führend vor dem Chemiesektor mit Schwergewichten wie BASF und Bayer (6,1 Mrd. Euro) sowie Investitionsgütern (5,8 Mrd. Euro). Deutsche Bank vor Cut?Mit rund 1 Mrd. Euro aggregierter Summe weit abgeschlagen ist der Bankensektor, der vor einem Jahrzehnt einen deutlich höheren Stellenwert einnahm. Die Prognosen sind nicht rosig. Die Ankündigung der Deutschen Bank für das dritte Quartal, 6,2 Mrd. Euro Verlust zu schreiben, ist ein Menetekel für die Aktionäre. Markit erwartet, dass das Institut im nächsten Jahr die Dividende aussetzen wird.Wenig Freude bereiten auch der Touristiksektor, die Nahrungsmittel- und Getränkebranche sowie die Versorger, die aggregiert allesamt 2015 sinkende Dividenden verzeichnen.Spürbar nach oben geht es dafür mit den Ausschüttungen im Immobiliensektor, bisher auf dem viertletzten Platz nach absoluter Höhe. Im Jahresvergleich steigt die Ausschüttungssumme um 55 %. Die robuste Entwicklung auf dem deutschen Immobilienmarkt und der Konsolidierungstrend unter den börsengelisteten Immobilienkonzernen schlagen sich hier nieder.Aggregiert haben 2015 die HDax- und SDax-Unternehmen laut Markit 37,9 Mrd. Euro Überweisung an ihre Eigentümer angekündigt, 12 % mehr als 2014. Eine von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erhobene Aufstellung hat schon im April eine Rekordsumme von 41,7 Mrd. Euro (+13,4 %) für 2015 errechnet, darin enthalten aber sämtliche Börsensegmente und der Freiverkehr. Überproportional haben laut Markit die im Mid-Cap-Index MDax enthaltenen Gesellschaften ihre Ausschüttung gesteigert, und zwar um 20,3 % auf 6,7 Mrd. Euro. Die Dax-Konzerne schütteten 9,7 % mehr oder 28,2 Mrd. Euro aus. Demgegenüber werden die im Euro Stoxx 50 enthaltenen Unternehmen ihre Ausschüttungssumme 2015 voraussichtlich um 5,7 % auf 89 Mrd. Eurosteigern – anders als in Deutschland sind im Ausland quartalsmäßige oder halbjährliche Dividendenzahlungen üblich, weshalb noch mehr Änderungen möglich sind.Dass die Steigerungsrate in Euroland schwächer ausfällt, hängt mit der absoluten Höhe der Dividenden zusammen. Würden die fünfzig Euro-Stoxx-Unternehmen proportional so viel wie die 30 Dax-Unternehmen auszahlen, müssten diese über 50 Mrd. Euro ausschütten. So gesehen besteht noch etwas Spielraum nach oben. Die DSW hat dabei für 2015 eine Ausschüttungsquote von 45,5 % für die HDax- und SDax-Unternehmen errechnet, etwas mehr als im Vorjahr (44,2 %).