Devisenmärkte

Die Devise Dollar dominiert

Der Dollar ist an den Kapitalmärkten die dominante Devise als Reserve-, Anlage- bzw. Emissionswährung. Insight Investment geht davon aus, dass sich an dieser Dominanz der US-Währung nicht viel ändert.

Die Devise Dollar dominiert

kjo Frankfurt

Der US-Dollar ist seit dem Jahr 1944 die Reservewährung der Welt, aber die jüngsten globalen Ereignisse – einschließlich der Verhängung von Sanktionen gegen die russische Zentralbank, der Aufnahme chinesischer Staatsanleihen in globale Anleiheindizes und Bond­emissionen in der gesamten Europäischen Union (EU) – haben die seit langem anhaltende Debatte darüber, ob der Greenback irgendwann seinen Reservestatus verlieren wird, immer weiter befeuert. Die Kapitalmarkt- und Devisenexperten von Insight Investment, die zur Gruppe BNY Mellon gehört, kommen in einer Studie zu dem Ergebnis, dass der Dollar seine Dominanz als Reserve-, Anlage- und Emissionswährung auch in den kommenden Jahren behalten wird. Die Studie liegt der Börsen-Zeitung vorab vor.

Nach einer Analyse der Attribute, die eine gute Reservewährung ausmachen, komme man zu dem Schluss, dass der US-Dollar nach wie vor die beste Wahl für eine globale Reservewährung bleibt, heißt es in der Studie. Ein zentraler Punkt sei hierbei die wirtschaftliche Bedeutung und Macht des Staates, der hinter der Währung steht. „Die USA bleiben die dominierende Wirtschaftsmacht“, meinen die Kapitalmarktexperten von Insight Investment.

Ein weiterer Punkt, der von entscheidender Bedeutung sei, sei die Liquidität. „Der US-Dollar ist die vorherrschende Währung für den Handel mit Waren und Dienstleistungen, und die US-Finanzmärkte verfügen über die höchste Liquidität, was es einfach macht, große Transaktionen durchzuführen“, meinen die Experten.

Ausweichfunktion für Anleger

Im Blick haben die Analysten auch die Geldfunktion des Wertaufbewahrungsmittels einer Währung. In Zeiten finanzieller Spannungen würden Anleger häufig auf den US-Dollar ausweichen, und die US-Notenbank Federal Reserve sei die wichtigste Quelle für Notfallliquidität, also die Bereitstellung von sogenannten Swap-Linien für Kapitalmarktteilnehmer. „Obwohl die Risiken für den Dollar kurzfristig begrenzt sind und sein Wert wahrscheinlich von zyklischen Erwägungen bestimmt wird, sind die langfristigen Risiken für die Vorherrschaft des Dollar real, und der Druck nimmt zu“, halten die Experten fest. „Genauer gesagt glauben wir, dass zwei Trends die Dominanz des Dollar als Weltleitwährung stören könnten.“

Historisch gesehen habe es nur wenige Alternativen zum Dollar gegeben, aber dieser Aspekt entwickele sich weiter. Die gemeinsame Ausgabe von Anleihen innerhalb der Eurozone und Schritte zur Internationalisierung in China sind beides wichtige Änderungen, wobei die digitalen Währungen der Zentralbanken potenziell disruptive Innovationen seien, heißt es in dem Paper hierzu weiter.

Einsatz von Sanktionen

Es gebe zudem weitere Schritte, um die US-Finanzinfrastruktur weiter aufzurüsten, entweder durch den Einsatz von Sanktionen oder durch die Beschränkung des Zugangs zu Systemen wie Swift. Dies werde wahrscheinlich die Attraktivität des Dollar als Reservewährung verringern, da er einige Länder dazu zwinge­, einen Aufbau konkurrierender Zahlungssysteme und alternativer Liquiditätsquellen vorzunehmen. „Dies führt zu einer Fragmentierung der globalen Finanzinfrastruktur“, führen die Experten von Insight Investment hierzu weiter aus.

Devisenreserven im Blick

„Obwohl wir nicht glauben, dass wir uns an einem Wendepunkt für den Dollar befinden, gehen wir davon aus, dass der Anteil des Dollar an den weltweiten Devisenreserven auf absehbare Zeit weiter sinken wird“, heißt es. Ein ausgeprägter Wendepunkt werde wahrscheinlich nur dann eintreten, wenn die großen Inhaber von Devisenreserven entscheiden würden, dass ein Eingreifen in ihre Devisenmärkte nicht länger eine erstrebenswerte Politik sei. „Da dies kurzfristig unwahrscheinlich ist, erwarten wir, dass die Diversifizierung der Devisenreserven nur sehr leicht negativ für den Dollar sein wird.“

Historisch gesehen wurde der Status einer globalen Reservewährung der Währung eines Landes mit dominanter Finanz- und Währungspolitik und damit mit der entsprechenden Wirtschaftskraft verliehen. „Im vergangenen Jahrhundert waren dieses Land die Vereinigten Staaten“, führen die Kapitalmarktexperten von Insight Investment hierzu aus. Während beide Aspekte dieser Dominanz der US-Währung über eine sehr lange Historie unangefochten geblieben sind, hätten Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 2001 und die kometenhafte wirtschaftliche Entwicklung sowie die wachsende Finanzkraft – wenn auch ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau – die bestehende Dynamik unter Druck gesetzt.

Dies werde am deutlichsten durch den moderaten, aber stetigen Rückgang des Dollar-Anteils an den weltweiten Devisenreserven belegt. Obwohl dieser Trend nicht neu sei, würden die geopolitischen Spannungen zwischen dem Westen und sowohl Russland als auch China zu einer Fragmentierung der globalen Finanzinfrastruktur führen und auch dazu beitragen, dass es zu einer Herbeiführung einer potenziellen Abkehr von traditionell US-dominierten Bereichen komme. Auch hier sei die Abkehr von US-dominierten Bereichen bereits ein etablierter Trend, der sich seit Russlands Invasion in der Ukraine im Februar dieses Jahres beschleunigt habe. Aber die Experten von Insight Investment sehen durchaus negative Faktoren für den Dollar als Status an den internationalen Kapitalmärkten. Es habe in der Vergangenheit einen technologischen Wandel in Form von digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) gegeben, bei denen die USA hinterherhinken würden, und dies bedeute zusätzlichen Gegenwind für den Greenback.

„Kurz gesagt: Obwohl wir nicht glauben, dass wir uns angesichts der unübertroffenen finanziellen Schlagkraft der USA an einem Wendepunkt für den Dollar befinden, sind wir uns sicher, dass der Anteil des Dollar an den weltweiten Devisenreserven auf absehbare Zeit weiter sinken wird“, führen die Experten hierzu weiter aus.

Unwahrscheinliches Szenario

Der Punkt werde wahrscheinlich erst eintreten, wenn die bedeutenden Inhaber von großen Devisenreserven, hauptsächlich Schwellenländer, insbesondere in Asien, beschließen, dass Eingriffe in ihre Devisenmärkte keine wünschenswerte Politik mehr seien. Wenn dies passieren sollte, müssten große Forex-Bestände gehalten werden, die Reserven würden steil zurückgehen – wie es in den meisten entwickelten Märkten der Fall gewesen sei. Da dies kurzfristig unwahrscheinlich sei, gehe man davon aus, dass die Diversifizierung der Devisenreserven nur sehr leicht negativ für den Dollar sein werde.

Großer Vorsprung

An den internationalen Bondmärkten ist der Dollar seit Jahren die unangefochtene Nummer 1 im Hinblick auf die Emissionswährungen (vgl. Grafik). Der internationale Bondmarkt wird damit vom Dollar dominiert. International agierende Unternehmen werden aller Voraussicht nach auch in den kommenden Jahren auf den Dollar bei ihren Emissionen von Anleihen setzen – auch das stärkt die Rolle des Greenback weiterhin. Als Emissionswährung folgt danach der Euro. Feststellbar ist aber auch, dass der Dollar Konkurrenz aus Asien bekommt, und zwar durch den Yuan. An den Devisenmärkten ist der Dollar zudem das am meisten gehandelte Devisenprodukt, er besitzt auch einen großen Vorsprung vor anderen Währungen (vgl. Grafik).

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